Beiträge von The Outlaw

    und du kennst sicher deine Grenzen.


    So richtig kennen lernen kann man seine Grenzen in bestimmten Umfeldern nur durch Erlebnisse innerhalb dieser Umfelder.


    Die Belastung gestern war insofern gut, dass ich nun deutlich besser weiß, wie ich für mich persönlich bei Tourplanungen mit zu absolvierenden Höhenmetern umzugehen habe.


    Es war hart genug, um eine Planungslinie zu ziehen, die ich nicht überschreiten werde, wenn ich auf den nächsten, höheren Berg steige.

    Also bei deinem Beispiel, als du mit dem Auto die Serpentinen rückwärts wieder runter fahren müsstest, da kann ich mir niemanden vorstellen, von den Leuten, die ich kenne, dass die dabei nicht ein ängstliches oder mulmiges Gefühl hätten.


    Ein bisschen hattest du ja auch beschrieben, dass diese Situation bei dir etwas gefühlsmäßiges ausgelöst hat.


    Ja, und da glaube ich einfach ganz ernsthaft, dass du glaubst, dieses Gefühl ist keine Angst. Und das glaube ich eben nicht wirklich.


    Ich sagte wortwörtlich "Das war mein unangenehmstes Erlebnis seit langem."


    Ich glaube, ich funktioniere da einfach anders als du. Mein Fokus liegt überhaupt nicht auf mir selbst und auf meiner Gefühlslage, sondern auf der Situation, die ich gerade bewältige und die ich als unangenehm wahrnehme, aber nicht als angsteinflößend.


    Meinem System genügt das, um mich zu einem Handeln zu motivieren, das dafür sorgt, dieses unangenehme Gefühl zukünftig zu vermeiden, ja, sogar in Spaß und Freude umzuwandeln.


    Ich habe den Prozess sogar direkt hier geteilt. Und du glaubst mir trotzdem nicht, sondern bestehst darauf, es besser zu wissen?




    Ansonsten kommt von dir und Stone auch wenig von Verbindungen und Erlebnissen mit anderen Leuten.


    Da unterscheiden wir uns auch wirklich. Ich würde niemals ausführlich ohne speziellen Anlass über Menschen in meinem Leben im Internet berichten.


    Das hat für mich überhaupt keinen Mehrwert. Und für die betroffenen Menschen vermutlich auch nicht.



    Es kommt viel von euch über die Nervigkeiten, die bei euch mit anderen Menschen entstehen. Es kommt viel über eure Meinung über die Dummheit und Langweiligkeit im Zusammenhang mit anderen Menschen.


    Mich über Dinge auszutauschen, welche mich beschäftigen und Stress in mir erzeugen, erscheint mir angebracht an einem Ort wie diesen.



    Urlaube macht ihr allein.


    Du kannst nicht wissen, was ich allgemein alles alleine unternehme und was mit meiner Partnerin, da ich Letzteres aus oben genannten Gründen garnicht oder sehr selten hier kommuniziere.


    Aber ihr glaubt, eine ausgeprägte emotionale Intelligenz zu haben.


    Deine hier im Beitrag zitierten Beispiele im Zusammenhang mit meinen Entgegnungen lassen aus meiner Sicht zumindest nicht den Rückschluss zu, emotional unintelligent zu sein.


    Ich bin vermutlich einfach etwas diskreter und leiser als du es brauchst, um mich gut wahrnehmen zu können.


    Worin besteht denn eure emotionale Intelligenz, wenn ihr freizeitmässig es oft gar nicht aushalten könnt, mit anderen Menschen zusammen zu sein? Mit ganz unterschiedlichen Menschen.


    Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass ich "es freizeitmäßig nicht aushalten kann, mit anderen Menschen zusammen zu sein".


    Das habe ich nirgendwo behauptet.


    Ich finde es zum Beispiel erstaunlich, wenn du während deines Urlaubs z. B. alle Beiträge hier liest.




    Vermutlich nehme ich geschriebene Informationen leichter und schneller auf als du und habe ein besseres Zeitmanagement.

    Bei dir und Stone kommt es mir so vor, als würden Worte wie Angst, oder ein momentanes Schwächegefühl, ein gewisses Unsicherheitsgefühl und so ähnlich die Katastrophe bedeuten.


    Aber es geht dir immer um "Angst". Du wiederholst auch immer und immer wieder diesen Katastropheneindruck, und mir fiel heute ein, dass das total bezeichnend ist.


    Also einerseits, dass dein "es kommt mir so vor" von außen nicht korrigierbar ist, egal, was man dir zur eigenen Gefühlslage mitteilt.


    Andererseits, dass das bei anderen Emotionen nicht der Fall ist, nur bei "Angst". Wenn man andere, subtilere Unannehmlichkeitsgefühle ausdrückt, ignorierst du diese und behauptest einfach trotzdem, man würde es nicht aushalten, Angst und Unsicherheiten auszuhalten.



    Ein Beispiel: Ich muss morgen zum Zahnarzt für eine Zahnfleischbehandlung. Ein bisschen Angst habe ich, aber nicht so schlimm, dass mich das jetzt total beeinträchtigen würde.


    Vielleicht benutzt du das Wort auch einfach für Zustände, in denen ich das Wort nicht benutzen würde.

    Mir macht dein Beispiel definitiv keine Angst, allerdings hätte ich auch keine Lust drauf.


    Ist es wirklich Angst, was du empfindest?

    Bastine Was mir auffällt, das ist, dass du dich immer wieder auf dieses Angstthema stürzt und das, wie sagst du immer, "regelrecht empört".


    Es macht vielleicht etwas mit dir, wenn jemand keine Angst hat in Situationen, die dich ängstigen würden?

    Oder was ist die alternative Erklärung für diese deine Vehemenz?



    Was mir auch auffällt, ist, dass du mir keine Nuancen zugestehst, keine Zwischentöne, auch nicht, dass ich unangenehme Gefühle aktiv verwalte. Hast du zum Beispiel gelesen, dass ich mich in das Thema "Autofahren in steiler, alpiner Umgebung" eingearbeitet habe während meines Miniurlaubes? Verrät dir das nichts über mich, meine Gefühle und die Weise, wie ich mit Problemen umgehe?


    Was würdest du denn in einer solchen Situation tun, mit deiner Angst, die du haben würdest?

    Ich weiß gar nicht genau, wie ich einsteigen soll in die Beschreibung der heutigen Tour.

    Oder welche Bilder ich zeigen soll.

    Wie ich meine Eindrücke vermitteln kann.



    Diese Tour heute war auf jeden Fall gewaltig. Gewaltig, weil das Ausmaß so riesig war - die reinen Höhenmeter der Tour, also vom niedrigsten Punkt bis zum höchsten Punkt, war ja meine diesbezügliche Planungsvorgabe, allerdings wurden es dann deutlich mehr durch die Zwischenab- und anstiege.


    Gewaltig, weil die Umstände nicht ganz günstig waren: Ich stieg von der Nordseite auf, es hatte zuvor tagelang geregnet, und es war wirklich alles mindestens feucht, meistens klitschnass. Es war glatt, sowohl anfangs im Wald, später im Hochland - und schließlich im Felsen beim Klettern. Und Felsen lösten sich, die sich sonst nicht gelöst hätten. Anfangs auch viel Nässe im Abstieg, der über die Südseite erfolgte, allerdings brannte sich dort schnell die Sonne durch, und inmitten nicht enden wollender Abwärtskletterei und später dem Kampf bergab über ausgedehnte, rutschige Schotterfelder hatte ich das Gefühl, sie wolle mich gleich mit verbrennen.


    Gewaltig, weil ich dort oben, wo nur Schnee und Fels und Höhe sind, ganz alleine war. Mich hatte der Nebel verschluckt. Ich war ein einsamer Bergsteiger in einer entrückten Welt. Niemand wusste von mir. Ich und die Höhe und die Steilheit und diese Größe und Tiefe. Diese potenzielle Brutalität, diese Gleichgültigkeit der Umgebung. Die Konsequenz der falschen Entscheidung. Des Fehltrittes, im Wortsinn.


    Und ich, ich begriff, ich wusste garnichts. Ich war nur ein Wagemutiger. Jemand, der es wissen wollte in seiner Unwissenheit.

    Und würde der Berg es wollen, ich würde sterben, und ich stürbe einsam.


    Aber umkehren kam für mich nicht in Frage, solange ich es nur anstrengend fand, aber machbar. Ich trat ein, ohne eingeladen worden zu sein, fühlte mich verschlungen, umschlungen. Ich war konzentriert, über viele Stunden. Und wenn ich ehrlich bin, meine Beine waren schon müde, als ich in diese Welt eintrat, dort ganz oben.


    Dann kam ich an den Klettersteig, und es bauten sich ein paar hundert Meter nasser Fels über mir auf, die ich hochzuklettern beschlossen hatte. Aber wenn man davor steht, das Klettergeschirr angelegt, den Helm auf dem Kopf, schwitzend und frierend gleichzeitig, und man muss den Kopf weit in den Nacken legen, um die Strecke zu begreifen, die sich gerade Millionen Tonnen schwer über einem aufbaut, dann begreift man: Das wird Stunden dauern. Du bist besser vorsichtig. Und schone dich gleichzeitig, so gut du kannst.

    Sei besonnen.

    Sei ehrlich.


    Ehrlichkeit ist wichtig in dieser Umgebung. Du hast nur dich, und du hast deine Fähigkeiten, die im Kopf und die in den Beinen. Sei ehrlich.


    Aber ehrlich sein bedeutet auch, dass du tausend Meter nach unten guckst, während du in der Wand hängst, und begreifst: Ich schaffe es nicht, die eben erzielte Strecke wieder runterzuklettern.

    Diesen Klettersteig gehst du nur in eine Richtung, und es gibt keinen Notausstieg.


    Zum Glück kam ich nie wirklich in die Situation, überfordert zu sein. Ich ging an die Grenzen, ja. Nicht nur an die meiner Kraft. Oder meiner Kondition. Ich fühle mich beim Bergaufwandern eh immer wie ein Asthmakranker, und deswegen ist klettern für mich bei weitem konditionell anspruchsloser als der Zustieg zur Klettestrecke.

    Aber irgendwann merkte ich meine Beine. Und ich merkte meinen Kopf, ich entrückte irgendwie, und das ist nichts Schlechtes. Ich tauchte in mir und dem Berg und den tausend Greifmöglichkeiten, Drehungen, Tritten ein, ich tauchte ein in das Fühlen, ob ein Stein mich hält oder der Feuchtigkeit nachgibt. Das Kaisergebirge ist tückisch, der Stein schwach, bröselig, und du hast und erzeugst Steinschlag. Aber das wurde zur Normalität.

    Ich versank im Aufstieg, und manchmal zweifelte ich kurz, wenn es keine Sicherung gab und es trotzdem sehr steil und ungewiss wirkte auf mich, aber dann ordnete ich mich den Umständen unter und akzeptierte, nahm an und wurde in dieser Zeit irgendetwas anderes als ich sonst bin.



    Als ich auf dem Sattel war, wo ich mich rechts zu meinem Gipfel umwandte, wich meine Müdigkeit. Fast da!

    Wo ursprünglich der Weg war, war nur Schnee vom letzten Winter. Als ich dachte, gehst du da rüber und vorsichtig draufstieg - stürzte ich ein.


    Ich kämpfte mich raus, und ich fand einen anderen Übergang, dort waren Spuren, in die trat ich. Später, auf dem Rückweg, mied ich den Schnee. Einmal ungewisses Glück reicht.


    Mit der Hand immer wieder am Fels, kraxelte ich hoch. Und ganz oben, in den Wolken immer noch, war niemand, nur das Gipfelkreuz, Wind, und ich. Die Welt war riesig und winzig gleichzeitig.


    Ich sah mich trotzdem satt. Ich war zufrieden, bewegt. Ich war ein Gipfelstürmer, ganz alleine, nur ich. Das Geld hatte ich mühsam verdient. Das mühselige Training alleine geplant und diszipliniert absolviert. Monate lang. Ich war mit dem Auto 12 Stunden gefahren. Dann mit dem Auto fast rückwärts runter gerutscht. Und jetzt war ich da hochgestiegen, auf über 2.000 Meter.


    Ich habe gesiegt.


    Nachdem ich ausgiebig gefrühstückt hatte, stieg ich ab. Diesmal umständlich um den Schnee herum, und danach: runter!


    Und gottverdammt, das war schwer, und meine Beine müde, und es hörte nicht auf.


    Das war eine Gratübersteigung, ich ging südlich runter. Ging? Kletterte. Ungesichert, das zog sich lange. Sehr lange. Die Sonne kam raus, es wurde warm. Dann erreichte ich die Schotterwüste, und es wurde heiß.


    Das war für mich extrem strapazös. Es endete nicht, und wieder verlor ich mich im Hier und Jetzt und kämpfte mich runter, ich stolperte manchmal, und ich rutschte oft, weil es steil war und man einfach keinen Halt findet. Wieso hatte ich keine Stöcke bei? Weil ich ein dummer Mensch bin manchmal. Deswegen hatte ich auch keinen Sonnenschutz auf dem Kopf.

    Und wieder akzeptierte ich. Es war gut und richtig, fand ich, denn ich war ein Bergsteiger, und ich streichelte über das Antlitz dieses Berges, winzig wie ich war.



    Später wich der Schotter den Latschenansammlungen. Felsen und Wurzeln und müde Beine. Bergab, immer bergab.


    Dann kamen die Lärchen und Zirbeln. Wurzeln, Felsen und rutschiger Schlamm.


    Dann kamen zwei Kilometer steiniger, schlängeliger, rutschiger, steiler Weg. Mein Kopf pulsierte, die Sonne brannte.

    Ich war nicht mehr gut auf den Beinen, aber es musste trotzdem geschafft werden.


    Zehn Stunden war ich unterwegs.


    Ich habe ihn bezwungen, diesen Berg, und ich habe auch mich bezwungen.



    Und jetzt trinke ich mein Bier aus, wechsle das Restaurant und schaue dann mal die Bilder durch. Hoffentlich sind ein paar was geworden.

    Stimmt, ich lese nicht alles. Du ja auch nicht wahrscheinlich.


    Doch, tue ich.




    Es ging mir aber überwiegend um den Dialog mit dir oder Stone. Wenn man da bestimmte Worte wie Angst, Schwäche oder sonst ähnliches benutzt, ist das immer sehr schwierig.


    Was genau ist "schwierig"? Dass du es irgendwie nicht verwaltet bekommst es auszuhalten, Stones oder meine Gefühlslage nicht zu erkennen?


    Hattest du Angst in dieser Situation?


    Nein, warum auch? Es wäre scheiße gewesen, rückwärts die Serpentinen runter zu müssen, aber Angst um mein Leben hatte ich keine.