Woodstock
Ich verstehe immer noch nicht ganz, warum du das als problematisch einstufst.
Die empfohlenen Nährstoffverhältnisse, die du als Grundlage anführst, gelten für Menschen, die keinen oder nicht sonderlich viel Sport treiben. Mehr Aktivität und Muskelaufbau erhöhen den Eiweißbedarf. Wenn man regelmäßig moderat Sport treibt, werden zum Beispiel als Untergrenze 1,2 g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen, also fünfzig Prozent mehr als, was einem Menschen empfohlen wird, der keinen macht.
Diese fünfzig Prozent Eiweiß können aber schlecht dadurch konsumiert werden, dass man einfach allgemein fünfzig Prozent mehr Nahrung in den von dir zitierten Verhältnissen zu sich nimmt, denn dann müsste ein Mensch die Hälfte seiner normalen als angenehm empfundenen Nahrungsmenge zusätzlich essen. Und dieser Mensch würde damit wahrscheinlich trotz des täglichen Sportprogramms mit der Zeit immer mehr Fett einlagern, weil selbst eine Stunde Krafttraining und im Anschluss eine Stunde Ausdauersport die mehr als tausend Zusatzkalorien, die man dadurch aufnehmen müsste, nicht komplett verbrennen würden. Man hätte also permanent einen Überschuss.
Deshalb macht es in meinen Augen Sinn, stattdessen die Nährstoffverhältnisse entsprechend anzupassen.
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Also... ich sehe das jetzt nicht als dramatisch problematisch an. So sollte das nicht rüberkommen.
Für mich stehen dabei einerseits der gesundheitliche Aspekt und andererseits der Wohfühlfaktor im Fokus.
Bezüglich des gesundheitlichen Aspekts sehe ich die Nachteile, dass du seit Wochen an Gewicht verlierst (obwohl du vorher schon eher im unteren Normalbereich warst, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, oder?), dass du dich etwas einseitig ernährst und einige Produkte meidest, die eigentlich gesund sind, weil sie dir zu viel Kohlenhydrate enthalten, und dass du künstlich veränderte Nahrungsmittel und Zusatzstoffe zu dir nimmst, die ich eben ein bisschen kritisch sehe. Nicht sehr... aber wenn man nicht unbedingt darauf zurückgreifen muss, kann man es besser lassen, finde ich.
Und bezüglich des Wohfühlfaktors sehe ich die Nachteile, dass du auf leckere (und gesunde) Nahrungsmittel verzichtest und stattdessen einigen Örgs-Kram (aus meiner Sicht zumindest... aber auch dir scheinen ja einige Produkte nicht allzusehr zuzusagen ^^) auf deinem Ernährungsplan hast und z.T. relativ häufig konsumierst. Was man ja eigentlich vornehmlich dann tut, wenn man abnehmen will. Gerade das willst du aber nicht, ganz im Gegenteil... deshalb verstehe ich nicht so ganz, warum du dir das antust. :)
Welche Kalorienzufuhr und welches Nährstoffverhältnis bei welchem Aktivitätsgrad nun genau richtig ist (und ab welchem Ungleichgewicht es evtl. ernsthaft ungesund wird), weiß ich momentan auch nicht. Das lässt sich aber sicher herausfinden. Was steht denn z.B. dort, wo du die Angabe mit den 50% mehr Eiweiß gefunden hast, über die anderen Nährstoffe?
Bei stärkerer sportlicher Betätigung alle Nährstoffe gleichmäßig zu erhöhen, ist wohl wenig sinnvoll, da gebe ich dir recht. Ich nehme auch an, dass man die Proteinaufnahme dann deutlicher erhöhen sollte, während die restlichen Nährstoffe weniger stark angepasst werden. Aber ich denke, diesen erhöhten Proteinbedarf kann man, wenn man nicht gerade Extremsportler ist, auch durch Verzehr natürlicher und gesunder proteinreicher Lebensmittel decken... gerade dann, wenn man nicht auf die Kalorien achten muss.
Und dass es richtig ist, dabei gleichzeitig die Aufnahme von Kohlenhydraten deutlich zu senken, erscheint mir wirklich fraglich. Das macht für mich überhaupt keinen Sinn... außer, man will eine Diät machen.
Ok, ich weiß, deine Idee dabei ist, Heißhungerattacken auf Ungesundes zu vermeiden. Kann natürlich sein, dass das dabei hilft. Aber ein bisschen skeptisch bin ich in dem Punkt auch, muss ich sagen. Meiner Erfahrung nach entsteht Heißhunger eigentlich eher gerade dann, wenn man sich leckere Sachen eine Weile versagt und stattdessen regelmäßig ein paar weniger leckere Sachen zu sich nimmt. Und genau das machst du ja gerade... auch wenn du dabei bist, herauszufinden, welche der weniger leckeren Sachen dir noch am besten schmecken. Ich kenne es aber wirklich so, dass einem dann irgendwann die in Wasser eingeweichten Haferflocken zum Hals raushängen, egal mit welchem Obst drin... und von irgendwelchen Shakes kein einziger mehr schmeckt, ganz egal, welche Sorte. ^^ Und ich glaube, in solchen Fällen hätte ich Heißhungerattacken eher vermeiden können, wenn ich vielseitiger und mehr meinem Geschmack entsprechend gegessen hätte...
Darum spricht für mich in deinem Fall eben insgesamt viel dafür und wenig dagegen, den durch deinen Sport erhöhten Proteinbedarf durch leckere natürliche Produkte zu decken, dich ansonsten vielseitig, schmackhaft und gesund zu ernähren und dabei auch etwas stärker kohlenhydrathaltige Lebensmittel wie z.B. Kartoffeln oder Hülsenfrüchte nicht zu meiden. Ich denke, das würde sich positiv auf dein Gewicht auswirken und wäre gesünder und angenehmer. Wenn du dann tatsächlich feststellen solltest, dass aufgrund dieser Veränderung eine Heißhungerproblematik entsteht, könntest du ja immer noch wieder entsprechende Anpassungen vornehmen.
Wie gesagt, das ist jetzt meine Perspektive... ich wollte das nur noch mal erläutern, weil du gefragt hattest. Es soll aber nicht heißen, dass du das nicht anders sehen könntest oder für dich nicht noch andere Aspekte eine Rolle spielen könnten, die ich vielleicht nicht auf dem Schirm habe oder die für mich einfach weniger wichtig sind. Das ist natürlich möglich.