Beiträge von Ville

    Liebes Forum,


    ich bin neu hier und möchte mich, nachdem mir die Community hier empfohlen wurde, gern über ein Problem austauschen, bei dem ich nicht vor und nicht zurückkomme.


    Mein Leben ist vor geraumer Zeit ziemlich aus den Fugen geraten und mit den Folgen habe ich bis heute sehr zu kämpfen. Das äußert sich in verschiedenen, teils schwerwiegenden psychischen Problemen und auch einigen körperlichen. Es kostet viel Kraft im Alltag zu funktionieren und klappt mal besser, mal schlechter. An vielem konnte ich arbeiten und manches wurde mit der Zeit auch besser und kontrollierbarer, vieles jedoch nicht. Zwischenmenschlich hab ich wegen intensiver Verlustängste ein sehr großes Problem mit Nähe und Verbindlichkeit entwickelt. Regelmäßiger Kontakt geht mit nur ganz wenigen Menschen und mir ist es total schnell zu viel, zu eng, zu nah. Zugleich gibt es aber trotzdem eine Sehnsucht nach menschlichen, stabilen Beziehungen (- damit meine ich nicht ausschließlich Liebesbeziehungen, sondern generell.), wobei ich ja der instabile Faktor bin, der es einfach nicht kann.


    So. Vor kurzem habe ich eine Frau kennengelernt. Sie hat mich sofort total fasziniert und ich habe zum ersten Mal seit langem wieder etwas Gutes empfunden gegenüber einem anderen, neuen Menschen. Der Kontakt mit ihr war von Anfang an sehr intensiv und tief, etwas, was ich normalerweise überhaupt nicht zulasse. Bei ihr hab ich mich hinreißen lassen, irgendwie hat es sofort gefunkt, gepasst, keine Ahnung. Kurzum: ich habe mich sehr, sehr dolle in sie verliebt. Auch sie findet mich toll, wie sie sagt, und ich glaube, dass es ihr ähnlich geht und sie sich auch verlieben könnte oder vielleicht schon hat. Für mich ist es wunderschön, dass es sie gibt und ich sie kennengelernt habe.


    Dennoch überfordert mich das alles und ich merke, dass es mich sehr aufwühlt. Vieles, was eh schon schwierig für mich ist, wird grade wieder schlimmer und ich spüre sehr deutlich, dass ich zu instabil bin, um mich auf etwas Emotionales einzulassen. Sie selbst hat auch viele Probleme und ist aktuell sehr belastet. Um das Ganze mal beim Namen zu nennen: sie hat einen sterbenskranken Vater, ich eine tote Tochter. Dazu kommt beidseitig noch mehr komplizierter Background, der das alles nicht einfacher macht.


    Wir reden viel und ehrlich miteinander und haben festgestellt, dass es nicht viel Sinn macht, weiterhin Kontakt zu haben, weil wir beide momentan zu belastet und fragil sind und auch schon gemerkt haben, wie schwierig es manchmal plötzlich zwischen uns wird, wenn der eine plötzlich mit dem anderen überfordert ist. Seit zwei Tagen ist also wieder Funkstille, nicht zum ersten Mal.


    Momentan versuche ich, sie mir aus dem Kopf zu schlagen, aber schaffe es nicht. Es ist verrückt, wie intensiv ich nach wenigen Wochen für sie empfinde. Nicht nur als Frau, sondern auch als Mensch. Aber zwei Dinge möchte ich auf keinen Fall: 1.) sie verletzen, indem ich den Kontakt weiterführe, obwohl ich um meine Probleme weiß und es vermutlich nur bis zu einem gewissen Punkt "machbar" ist, bevor es eskaliert und 2.) das bisschen hart erarbeitete Stabilität riskieren und wegwerfen, indem ich mich auf etwas Emotionales einlasse. Hinzu kommt, dass ich nicht nur Verantwortung für mich selbst trage, sondern es auch noch Familienmitglieder gibt, für die ich verantwortlich bin.


    Ich weiß also nicht, was ich tun soll. Klarer Cut und versuchen sie zu vergessen, wäre rational betrachtet richtig. Oder annehmen, dass da ein Mensch ist, der mich in sein Leben lassen möchte und ich ihn trotz aller Widrigkeiten auch?


    Über eure Gedanken zu meinem Problem würde ich mich freuen. Vielen Dank!