Darstellung von psychisch Kranken im TV und co.

  • Ich hoffe ich war nicht einfach unaufmerksam und das Thema gibt es schon (falls doch, ich Idiot, und einfach löschen ^^).


    Nachdem gestern wieder so etwas Schreckliches in Würzburg passiert ist, habe ich mitbekommen, wie sich Nachbarn sehr anbfällig über psychisch Kranke unterhalten haben.


    - "Ja, der ist bestimmt wieder ach so krank und kommt nicht in den Knast!" -


    Dabei ist mir, wie leider so oft, aufgefallen, wie psychisch Kranke eigentlich dargestellt werden.

    Sei es jetzt in den Nachrichten oder in Filmen/Serien...

    Da überwiegen, so habe ich das empfunden, Klischees und allgemeine Annahmen.


    z.B. Depressive starren "leblos" herum, Schizophrenie wird oft als Belustigung gesehen oder Demenz* wird als knuffig witzig dargestellt (Ausnahme ist hier die Interpretation von Götz George, finde ich).


    !! Klar, manchmal gehört es zum Genre dazu. Da will ich auch gar nichts gegen sagen !!


    Wie seht ihr das so und wie bewertet ihr das?

    Findet ihr den Umgang "fair"? (Gerade im Vergleich zum Umgang mit der LBGTQ-Szene, wo sich ja einiges sehr verbessert hat (z.B. auch in der aktuellen Diskussion über die Sprache)? - das soll keine Abwertung dieser Szene sein!! Oder das Motto folgen "die haben es besser bla bla" - nur Gedanken/Assoziationen dazu).





    *Demenz zählt da jetzt nicht gaaaanz zu, aber auch andere Beeinträchtigungen werden meiner Meinung nach teilweise sehr respektlos behandelt.

  • - "Ja, der ist bestimmt wieder ach so krank und kommt nicht in den Knast!" -


    Psychische Krankheit wird natürlich sehr gerne als strategisches Werkzeug benutzt, um Haftstrafen zu umgehen. Das ist im Bedarfsfall auch gerne pure Strategie von Seiten der Verteidigung. Das stößt natürlich auf.


    Grundsätzlich leben wir in einer eher auf Funktionalität ausgerichteten Gesellschaft, und gerade die Kombination aus "geht eh nicht arbeiten" (wird alimentiert) und "richtet Schaden an wildfremden Personen an" sorgt für Ablehnung. Verstehe ich auch.



    Wie seht ihr das so und wie bewertet ihr das?


    Mich nervt es, wenn es zu überzogen ist. Wenn also jemand mit Dissoziativer Störung 20 vollkommen eigenständige Persönlichkeiten hat etc.pp.

    Oder der geniale Psychopathenserienmörder, der die Gerichtsmedizinerin jagt (oder so ähnlich), all dieses Zeugs ist so öde.

    Findet ihr den Umgang "fair"? (Gerade im Vergleich zum Umgang mit der LBGTQ-Szene, wo sich ja einiges sehr verbessert hat (z.B. auch in der aktuellen Diskussion über die Sprache)? - das soll keine Abwertung dieser Szene sein!! Oder das Motto folgen "die haben es besser bla bla" - nur Gedanken/Assoziationen dazu).


    Ich finde, dass es häufig nur die Extreme "och, die Armen" und "die simulieren doch nur" gibt. Das Dazwischen ist aber meines Erachtens die Realität.

  • Psychische Krankheit wird natürlich sehr gerne als strategisches Werkzeug benutzt, um Haftstrafen zu umgehen. Das ist im Bedarfsfall auch gerne pure Strategie von Seiten der Verteidigung. Das stößt natürlich auf.

    Ich denke eher, dass das so rüberkommt. Klar gibt es sicherlich auch Menschen, die das so planen, wie du das geschrieben hast. Es gibt aber auch viele, die lieber im Knast wären, weil es "einfacher" ist, dort auch wieder raus zu kommen.

    Bei uns in der Einrichtung, so nenne ich da Mal, sind einige gewesen, die wegen der Kombination Alkohol/Drogen, ggf. psychisch vorbelastet und Körperverletzung, in der Psychiatrie waren und letztendlich länger da bleiben mussten, als es im Knast gewesen wäre. Dementsprechend angepisst waren die auch.




    Hauptproblem ist, wie du ja anklingen lassen hast, die fehlende Differenzierung.

    Ich empfinde das auch so, dass es nur die zwei Extreme gibt...okay "überwiegend". Wie bei vielen Themen.

    Ich hoffe mein Beitrag kam nicht so rüber - also nach dem Motto "die Armen werden so schlecht dargestellt" ^^

    So war das jedenfalls nicht gemeint.



    Dein Beispiel mit der der verfolgen Gerichtsmedizinerin finde ich sehr passend! Da verkommt das Krankheitsbild zu einem aufbauschenden Element, um möglichst viel Spannung zu erzeugen. Kann man natürlich so oder so sehen, aber ich finde es weder realistisch noch unterhaltsam.

  • Bei uns in der Einrichtung, so nenne ich da Mal, sind einige gewesen, die wegen der Kombination Alkohol/Drogen, ggf. psychisch vorbelastet und Körperverletzung, in der Psychiatrie waren und letztendlich länger da bleiben mussten, als es im Knast gewesen wäre. Dementsprechend angepisst waren die auch.


    Mein Verteidiger hatte mir das in einer Angelegenheit auch mal als Prozess-Strategie vorgeschlagen, und ich habe mich gleichfalls strikt geweigert. Andere sind da aber anders drauf. Ich denke, grundsätzlich ist diese Einstufung schon sinnvoll, wenn sie adäquat angewendet wird.


    Ich hoffe mein Beitrag kam nicht so rüber - also nach dem Motto "die Armen werden so schlecht dargestellt" ^^

    So war das jedenfalls nicht gemeint.


    Hab ich nicht so verstanden.

  • Klar. Das kommt immer auf den Einzelfall an.

    Ich finde nur die Argumentation "der macht einen auf Psycho, um nicht in den Knast zu gehen" schwierig, wenn man eben bedenkt, dass man in der psychiatrischen Einrichtung in der Regel länger bleibt. Du weißt schon, wie ich das meine.



    Dann ist gut.

    (Das sind die Schattenseiten, wenn man möglichst neutral formulieren will -.-* )

  • Ich finde nur die Argumentation "der macht einen auf Psycho, um nicht in den Knast zu gehen" schwierig, wenn man eben bedenkt, dass man in der psychiatrischen Einrichtung in der Regel länger bleibt. Du weißt schon, wie ich das meine.


    In der Forensischen hast du natürlich komplett andere Einschlussbedingungen als in klassischer Haft.

  • In der Forensischen hast du natürlich komplett andere Einschlussbedingungen als in klassischer Haft.

    Genau. Da stellt sich ja die Frage, ob jemand das in Kauf nehmen würde.

    Sicherlich gibt es da bestimmt welche....aber die "breite Masse"?


    Mir kommt da immer "Einer flog über das Kuckkucksnest" in den Sinn. Das hat sich der Protagonist ja auch...anders vorgestellt

  • Mich nervt es, wenn es zu überzogen ist. Wenn also jemand mit Dissoziativer Störung 20 vollkommen eigenständige Persönlichkeiten hat etc.pp.

    Oder der geniale Psychopathenserienmörder, der die Gerichtsmedizinerin jagt (oder so ähnlich), all dieses Zeugs ist so öde.

    Die meisten Zuschauer haben eben auch eine gewisse Erwartungshaltung, die bedient werden muss. Wenn man in Filmen bekannte Störungen realistisch und unreißerisch darstellen würde, würden viele Zuschauer sie möglicherweise gar nicht als solche erkennen.

  • Die meisten Zuschauer haben eben auch eine gewisse Erwartungshaltung, die bedient werden muss. Wenn man in Filmen bekannte Störungen realistisch und unreißerisch darstellen würde, würden viele Zuschauer sie möglicherweise gar nicht als solche erkennen.

    Traurig, aber scheint so zu sein.


    Wie damals im Mittelalter....wo die "Verrückten" zur allgemeinen Belustigung/Unterhaltung in Käfigen präsentiert wurden.

  • Mich nervt es, wenn es zu überzogen ist. Wenn also jemand mit Dissoziativer Störung 20 vollkommen eigenständige Persönlichkeiten hat etc.pp.

    Oh, hier sind weitaus mehr wie 20 eigenständige Persönlichkeiten. Weiss aber jetzt nicht so genau, was du mit "vollkommen eigenständig" meinst. Ich finde es eher merkwürdig wenn jemand eine DIS hat mit "nur" so 5 Anteilen. Das kommt eher selten vor.
    Aber wenn es nach Hollywood ginge, müsste ich demnächst mal zum mordenden Monster mutieren...

  • Aber wenn es nach Hollywood ginge, müsste ich demnächst mal zum mordenden Monster mutieren...

    Dafür wurde ja zum Beispiel M. Night Shyamalans "Split" so kritisiert, weil der Antagonist nicht nur unter einer dissoziativen Identitätsstörung litt, die wirklich alle Klischees bediente, sondern sich am Ende sogar physisch in ein mordendes Monstrum verwandelte, das durch die Stadt zog, um wahllos Passanten abzuschlachten.

    Durch derartige Darstellung werden natürlich Ängste vor der Krankheit geschürt, wenn die Zuschauer in bisschen dumm sind.

  • In meinen Augen ist es zumindest nicht clever. Ein cleverer Mensch weiß, wie er reißerische Klischees in Hollywood-Filmen einzuordnen hat.

    Dass die Darstellung überzogen ist, vermuten wohl die meisten Personen, die so einen Film sehen, nehme ich an. Aber ich schätze, die wenigsten werden beurteilen können, in welchem Ausmaß sie überzogen ist und inwieweit doch ein wahrer Kern darin steckt. Das hat für mich nichts mit Dummheit zu tun.


    Ich fände es sehr wünschenswert, wenn man sich in den Medien mehr darum bemühen würde, sachlich und fundiert über sowas zu informieren. In einer Weise, die dann auch eine möglichst breite Öffentlichkeit erreicht.

  • Was halt auch noch dazu kommt, ist, dass unter den Straftätern psychische Erkrankungen oder eine sehr schwere Kindheit gehäuft vorkommen.


    Also wenn es zB heisst, dass Menschen, die ihre Kinder vernachlässigen, oftmals selbst vernachlässigt wurden. Dies mag stimmen. Zur Verdeutlichung nehme ich mal eine erfundene Zahl: 75% der Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen, wurden selbst vernachlässigt.
    Aber dann machen einige die Schlussfolgerung, dass 75% der Menschen, die vernachlässigt wurden, ebenfalls ihre Kinder vernachlässigen.
    Diese Schlussfolgerung ist dann aber einfach falsch! Auch wenn so eine Biografie die Wahrscheinlichkeit erhöht, kann man nicht automatisch sagen, dass dies bei 75% der Fall sein wird.


    So gibt es sicher noch andere Beispiele, wo falsche Schlussfolgerungen aus Statistiken und Tatsachen erfolgen.

  • Hm. Ich glaube schon, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Intelligenz und der Fähigkeit, Darstellungen angemessen auf Plausibilität zu beurteilen. Das erfordert eben einfach eine gewisse kognitive Leistung.

    Ja, das denke ich auch.

    Eine hohe Intelligenz erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass jemand so einen Film besser einordnen kann. Aber ist halt keine Garantie.
    Zudem gibt es ja mehrere Formen von Intelligenz. Das spielt dann sicher auch noch eine Rolle.

  • Hm. Ich glaube schon, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Intelligenz und der Fähigkeit, Darstellungen angemessen auf Plausibilität zu beurteilen. Das erfordert eben einfach eine gewisse kognitive Leistung.

    Klar - wenn man ein gewisses Intelligenzniveau unterschreitet, wird man das nicht können, natürlich. Aber deshalb ist ja nicht gleich auch der Umkehrschluss korrekt, dass Menschen, die so eine Plausibilitätsprüfung nicht vornehmen, dumm sind. Selbst wenn man über ausreichend kognitive Fähigkeiten verfügt, nutzt man sie deshalb noch lange nicht immer. Aus den verschiedensten Gründen.


    Und außerdem ist die Sache auch nicht so ganz trivial, finde ich. Du zum Beispiel bist ja nun wirklich nicht dumm. Aber könntest du jetzt aus dem Stegreif darlegen und schlüssig wissenschaftlich belegen, dass Personen mit einer dissoziativen Identitätsstörung statistisch gesehen nicht (oder zumindest nicht in einem Maße, das Anlass zu Beunruhigung geben könnte) verstärkt zu Gewalttaten neigen? Und wenn nicht ad hoc - wie lange brauchst du dazu und welchen Aufwand müsstest du betreiben, um das zu können? Probier es doch mal aus.


    Ich persönlich habe keinerlei Informationen über einen solchen Zusammenhang. Ich vermute zwar, dass es keinen erheblichen gibt... aber ich weiß es nicht. Und ich ahne zumindest, dass es wohl gar nicht so einfach wäre, das fundiert herauszufinden... weil DIS eine relativ seltene psychische Störung ist, über deren Diagnose es zudem ziemlich unterschiedliche Auffassungen gibt, in Zusammenhang mit dieser Störung auch etliche eher als nicht genügend wissenschaftlich anzusehende Informationen kursieren, und es daher möglicherweise besonders schwierig wäre, das (vermutlich ohnehin nur spärlich vorhandene) Datenmaterial auf seine Verlässlichkeit zu prüfen. Also falls nicht zufällig eine wirklich renommierte Forschergruppe sich bereits speziell mit dieser Frage eingehend beschäftigt hat, so dass man sich auf ihr Fazit berufen könnte, müsste man sich eigentlich erst selbst vertiefte Fachkenntnisse aneignen und wissenschaftlich recherchieren.

  • Man kann sich natürlich da jetzt ganz schön verrenken.


    Man kann aber auch einfach denken dürfen, dass wie hier dargelegt

    Dafür wurde ja zum Beispiel M. Night Shyamalans "Split" so kritisiert, weil der Antagonist nicht nur unter einer dissoziativen Identitätsstörung litt, die wirklich alle Klischees bediente, sondern sich am Ende sogar physisch in ein mordendes Monstrum verwandelte, das durch die Stadt zog, um wahllos Passanten abzuschlachten.

    Durch derartige Darstellung werden natürlich Ängste vor der Krankheit geschürt, wenn die Zuschauer in bisschen dumm sind.


    Menschen, die aus Comicverfilmungen reale Ängste entwickeln, zumindest in dieser Frage nicht die hellsten Kerzen auf der Torte sind.

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