Hilfe, wie soll ich das einordnen?

  • Hallo liebe Leute,

    ich habe ein etwas kompliziertes zwischenmenschliches Problem und muss leider etwas ausholen, um es zu beschreiben.

    Ich habe vor wenigen Jahren eine schwere Gewalttat erlebt, u.a eine Vergewaltigung. Während dieser schweren Zeit lernte ich meinen besten Freund kennen. Er war der erste Mensch, dem ich nach dieser Tat wieder zu 90% vertrauen konnte. Die schwere Zeit schweisste uns sehr zusammen, wir verbrachten täglich viele Stunden zusammen, waren Seelenverwandte, wie Geschwister, beste Freunde. Es ergab sich, dass er der erste Mann war, mit dem ich nach dieser Tat auch wieder intim werden konnte. Es war von beiden Seiten immer klar, so versicherte er es mir auch immer wieder, sonst wäre ich niemals soweit gegangen, dass diese Intimität von unserer Freundschaft zu trennen ist, sie nicht der Mittelpunkt unserer Verbindung ist.

    Eines Tages aber veränderte sich aber unsere Freundschaft von heute auf morgen. Er distanzierte sich radikal, kam mich nicht mehr besuchen, hielt mich aus seinem Leben raus, er wurde kalt und mir gegenüber sehr verschlossen und zurückhaltend. Dies passierte von jetzt auf gleich und auf jegliche Frage meinerseits, was mit ihm los sei, bekomme ich bis heute keine vernünftige Antwort.

    Mich hat das unglaublich getroffen, ich fühle mich benutzt und trauere dieser tiefen Freundschaft wahnsinnig hinterher. Auch deshalb, weil es mir nicht gelingt, damit abzuschließen aufgrund der Tatsache, dass er mich hat einfach so im Regen stehen lassen.

    Unsere Freundschaft war sehr, sehr innig, aber er selbst hat dies, zumindest früher, so gewollt. Er sagte mir, er war unglaublich glücklich.

    Weil ich nicht darüber hinweg komme und wir von beiden Seiten eigentlich gerne an dieser Freundschaft festhalten wollen, wenn auch subtiler und auf einer weniger engen Basis, schrieb ich ihm eine Mail. Ich bat ihn darin, mich aufzuklären, schließlich bin ich kein kleines Kind und man könne mit mir reden. Ich hat ihn darum, mir zu sagen, ob ich einen Fehler gemacht habe, ob ich zu viel wurde, ob er den Kontakt zu mir überhaupt möchte und wie wir weiter miteinander umgehen wollen. Ich fragte ihn auch, ob es sein kann, dass er sich in dieser Freundschaft verloren hatte, er nicht mehr er selbst sein konnte, er vielleicht für sich erkannte, dass er abhängig war.

    Doch obwohl wir weiterhin Kontakt haben, wir hin und wieder mal spazieren gehen, er geweint hat, als ich ihm anbot, aus seinem Leben zu verschwinden und er dies nicht wollte, blieb diese Mail bis heute unbeantwortet. Er redet mit mir einfach nicht darüber, was passiert ist und ich selbst bin unendlich verzweifelt, weil ich mich, auch aufgrund meiner Vergangenheit, benutzt fühle und weggeworfen und mich diese radikale Distanz unglaublich verletzt und mit allem im Regen stehen lässt.


    Was meint ihr, geht in ihm vor? Glaubt ihr, der Fehler liegt bei mir oder liegt vielleicht doch das Problem in ihm selbst, weshalb er sich abwendet? Ich meine, ich könnte es verstehen, wenn er mir sagt, dass er für sich erkannt hat, dass diese enge Freundschaft nicht gut für ihn ist und er sich deshalb mehr Distanz wünscht. Aber er redet gar nicht und so hänge ich mit all meinen ungeklärten Fragen und auch Emotionen extrem in der Luft und es fällt mir schwer so überhaupt Kontakt zu ihm zu haben, da ich nicht weiß, wo wir stehen, was noch okay ist und was nicht.


    Könnt ihr mir etwas dazu sagen? Hättet ihr auch schonmal so eine Freundschaft? Was geht in ihm vor und was kann ich für mich tun, um nicht so zu leiden, ihn aber auch nicht völlig zu verlieren?


    Danke. adjhkahhka

  • Hi Katzenjammer.


    Seltsam, dass dein Freund so gar nicht mit dir über die Gründe sprechen will und dass es ihm ziemlich gleichgültig ist, wie es dir damit geht, während er gleichzeitig in Tränen ausbricht, wenn du ihm anbietest, die Sache zu beenden.


    Vielleicht solltest du ihm wirklich mal ein bisschen nachdrücklicher sagen, dass es so nicht weitergehen kann und dass er endlich mal Klartext reden soll. So viel Geradlinigkeit sollte er schon aufbringen, wenn eure Freundschaft noch irgendeine Bedeutung für ihn hat.

  • Hallo Katzenjammer,

    es gibt Menschen, die können nicht über ihre Gefühle reden - unter ihnen leiden: ja; reden: nein

    Über das, was ihn bewegt, lässt sich ziemlich mutmaßen, aber das sind dann eben genau das: Mutmaßungen.

    Von dem, was ich gelesen und wie ich es verstanden habe, vermute ich bei ihm Bindungsängste. Hätte dann primär gar nichts mit dir zu tun, sondern mit ihm, dass es nicht so läuft, wie du dir es erhofft hast. In dem Fall wäre es niemandem "Schuld".

    Kann mich aber auch täuschen mit meiner Interpretation.


    Gruß, Alex

    du kannst sie nicht alle retten...:evil:

  • Nein, er hat mir nie eine Begründung genannt. Er geht dieser Thematik absolut aus dem Weg und treffen wir uns, ickt er dieses Thema völlig ab. Ich verstehe nur nicht, warum er nicht offen mit mir spricht und mir auch eine Chance gibt, mit der früheren Freundschaft, so wie sie mal war, abzuschließen. Ich mache mir ständig Vorwürfe, denke mir die absurdesten Gründe aus, warum es so ist, wie es ist, fühle mich in seiner Gegenwart absolut unsicher, weil ich Angst habe, das kleine Pflänzchen Freundschaft, welches noch da ist, zu zerstören und gehe dann traurig und an mir selbst zweifelnd nach Hause. Ich kann einfach nicht so tun, als wäre unsere Freundschaft nie eine tiefere gewesen - nicht ohne zu wissen, warum sie dies nicht mehr sein kann. Versteht ihr das? Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Diese fehlende Aussprache dominiert irgendwie alles, wahrscheinlich auch, weil er mir als Mensch sehr wichtig war und ist und ich ihn als Freund in meinem Leben nicht missen möchte. Aber ich schwimme und das macht mich im Umgang mit ihm sehr, sehr unsicher. Was aber tun, wenn er nicht reden will? Wie soll man das einfach stillschweigend aussitzen?

  • Er selbst bat mich darum, dass ich den Kontakt zu ihm aufnehme, wenn man mal spazieren gehen möchte, reden, etwas essen, etc. Ich sagte ihm daraufhin, dass mir das sehr schwer fällt, weil ich ja eben nicht weiß, was für ihn noch okay ist und was nicht. Ist einmal im Monat zu wenig, ist einmal in der Woche okay, ist ein Spaziergang zu viel Nähe, ist es eine Nachricht über WhatsApp auch? Ich schwimme, das sagte ich ihm. Dennoch möchte er, dass ich den ersten Ball werfe.


    Unser Kontakt beschränkt sich auf wenige, kurze Nachrichten über WhatsApp oder Telefonate, in den es eher um sachliche Dinge geht oder darum, mir zu helfen. Dies ist auch ein Problem: er ist wahnsinnig nett und hilfsbereit und mir fällt es selber schwer zu erkennen, ob er an dieser Freundschaft nur deshalb festhält, weil er mich weiterhin unterstützen möchte (Vergangenheit) oder weil ihm diese Freundschaft selbst gut tut.

    Wenn wir uns auf meine Initiative hin für
    einen Spaziergang treffen, was eher selten der Fall ist, dann verhält er sich im Grün nde wie immer, er scherzt sehr viel, wir reden über Gott und die Welt. Nur aber über uns und unseren Status Quo nicht. Sobald es um uns geht oder um persönliche Dinge, die ihn oder sein Leben betreffen, wird er kalt und abweisend und sehr wortkarg. Trotzdem weint er, wenn ich ihm anbiete, mich aus seinem Leben zu verabschieden. Ich begreife es einfach nicht. Er will mich nicht verlieren, aber so richtig in seinem Leben will er mich auch nicht mehr. Und ich stehe wie ein begossener Pudel blöd im Regen. Mich verletzt das total, könnt ihr das verstehen?

  • Hallo Katzenjammer, schön dass du hierhergefunden hast. :flower:


    Wie hat sich der Kontakt zu deinem Freund denn früher gestaltet? Hast du dich schon immer öfter bei ihm gemeldet als umgekehrt? War das Verhältnis ausgeglichen? Oder war es damals dein Freund, der sich aktiver um eure Freundschaft bemüht hat?

  • Wir hatten bis vor einem halben etwa sehr intensiven Kontakt und haben uns fast täglich zumindest einmal kurz gemeldet. Es war absolut ausgeglichen. Auch haben wir bis vor einem halben Jahr immer sehr offen darüber kommuniziert, wo wir uns in der Freundschaft sehen. Er sagte mir oft, ich bedeute ihm die Welt und wir seien beste Freunde. Ich sah es genauso und verstehe nicht, was sich geändert hat.


    Ich fühle mich fallen gelassen und habe das Gefühl, er war nicht immer zu mir, vielleicht nicht einmal ehrlich zu sich selbst was unsere Freundschaft betrifft. Das ist er wohl bis heute nicht - und das tut mir richtig weh.


    Das zieht sich jetzt über
    ein halbes Jahr und ich weiß nicht was ich tun soll. Wenn er doch wenigstens reden würde, damit wir beide wissen, woran man ist. Da ich nicht weiß was los ist, weiß ich auch nicht, wie ich mich richtig verhalten soll. Gesünder wäre es, den Kontakt abzubrechen und die Freundschaft als gescheitert abzuheften. Aber was ist, wenn ich damit falsch liege? Er ist ein sehr, sehr liebenswerter Mensch und ich habe ihn immer gerne in meinem Leben gewusst. Auch möchte ja selbst irgendwie an der Freundschaft festhalten, und dann auch wieder nicht...

    An einer Frau liegt es nicht, das hat er mir offen gesagt. Auch nicht daran, dass er sich in mich verliebt hat und es deshalb nicht mehr kann. Was aber bleibt dann noch?

  • Und du hast auch nicht den Eindruck, dass dein Freund sauer auf dich ist? Er hat sich im Zusammenhang mit seinem Rückzug nicht unzufrieden mit irgendetwas gezeigt, hat dir keine Vorwürfe gemacht o.Ä. - sondern er hat dir relativ neutral und ruhig gesagt, dass er mehr Abstand braucht und dass du dich melden sollst, wenn du Kontakt zu ihm möchtest? So in etwa?

  • Hm.


    Dann würde ich an deiner Stelle die vorläufige Hypothese aufstellen, dass es so ist. Dass nichts vorgefallen ist, was du dir vorwerfen müsstest, und dass da nichts ist, was deinen Freund belastet. Sondern dass er diese Reduzierung eures Kontaktes momentan einfach so will und braucht... warum auch immer. Er aber durchaus noch Interesse daran hat, weiterhin in Verbindung mit dir zu bleiben.


    Dann kannst du dich ganz auf dich konzentrieren und dir überlegen, was du selbst möchtest.


    Ich persönlich hätte mit so einem Wunsch gar nicht mal so viele Probleme, denke ich. Für mich muss eine Freundschaft nicht eine bestimmte Form, Nähe oder Intensität aufweisen, um "richtig" zu sein. Darum könnte ich das prinzipiell wohl gut akzeptieren und die Zeit, die man gemeinsam verbringt, trotzdem genießen. Was für mich allerdings gar nicht ginge, wäre der Umstand, dass allein ich längerfristig diejenige sein sollte, die den Kontakt initiiert. Sowas sollte aus meiner Sicht halbwegs ausgeglichen sein. Ansonsten käme mir das zu sehr wie "Hinterherlaufen" vor. Also wenn mein Freund in dieser Richtung inaktiv bliebe, würde ich mich sehr wahrscheinlich mit der Zeit immer seltener bei ihm melden... und irgendwann wohl gar nicht mehr. Von daher würde sich die Frage, wie viel Kontakt für ihn noch ok ist, ohnehin von selbst erledigen...


    Aber das ist ja nur meine persönliche Meinung. Bei dir kann das ganz anders sein, und das ist dann auch richtig. Also falls es dir zu weh tut und dir im Vergleich zu früher zu viel fehlt, wenn ihr eure Freundschaft mit mehr Distanz fortsetzt... dann würde ich dir raten, den Kontakt abzubrechen. Und wenn es für dich ok ist, dass immer nur du dich bei ihm meldest... dann mach das ruhig. Es kommt ja darauf an, dass du dich wohlfühlst.

  • Ich tue mich auch etwas schwer mit solchen Geschwindigkeitswechseln. Ich würde da dicht bei mir bleiben, den Freund nicht bedrängen, aber durchaus als Spielregel fordern, dass man offen miteinander umgeht.

    Vielleicht war das alles zu dicht und zu schnell, okay. Aber ein bisschen kommunizieren muss er, wenn er will, dass du da im selben Tempo mitziehst.

  • Hallo Katzenjammer :)


    Mach dir zumindest keine Sorgen darum das es an dir liegt.

    Wir Männer wollen oft alles alleine schaffen und keine Schwäche zeigen. (insbesondere wenn es psychische Probleme sind)

    Falls er mit sich selbst kämpft oder woran es schlussendlich liegt was ihn so beschäftigt (vielleicht weiß er das auch selbst nicht und versucht es herauszufinden) wird er dir bestimmt irgendwann mitteilen, spätestens wenn er es nicht mehr alleine schafft.


    "Auch wenn diese Lösung radikal ist, hattest du schon einmal über ein Ultimatum nachgedacht?

    Manchmal muss man uns Männer zu unserem Glück ein wenig zwingen ^^'

    Die Frage ist dann nur ob er sich auf deine Wünsche und Bedürfnisse einlässt oder nicht.

    Kann halt immer gut oder böse ausgehen aber auch schnell eine Lösung erzwingen ... Was auch gerne dann mal vom Gegenüber schlecht interpretiert werden kann."


    Entschuldige diesen Ansatz ^^'

    Ich habe lieber eine klare Linie als zu viele Variablen.

    Ich hoffe ihr kriegt das in den Griff, ich wünsche dir alles Gute :)

  • Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstelle ggf. ein neues Thema.

    • :flower:
    • kqjdhakjhdjak
    • adjhkahhka
    • bajhjkadhka
    • dnajkhak
    • ndkjahjakjhkw
    • bjahkjhekjhek
    • nhdakhkjhaea
    • nwjkahkehakhe
    • :*
    • adlkjdajdjall
    • 8o
    • =O
    • <X
    • ||
    • dlkjjaljlajdljdlkajlkdla
    • :S
    • X/
    • 8)
    • ?(
    • :rolleyes:
    • :love:
    • 8|
    • :cursing:
    • :thumbdown:
    • :thumbup:
    • :sleeping:
    • :whistling:
    • :evil:
    • :saint:
    • <3
    • :!:
    • :?:
    Maximale Anzahl an Dateianhängen: 10
    Maximale Dateigröße: 1 MB
    Erlaubte Dateiendungen: bmp, gif, jpeg, jpg, pdf, png, txt, zip
      Du kannst die Antworten mittels Drücken und Festhalten in ihrer Reihenfolge ändern. Du kannst 20 Antwortmöglichkeiten vorgeben.
      Das Ergebnis ist erst mit dem Ablauf der Umfrage oder der Abgabe einer Stimme sichtbar.