Sichtbarkeit von Gefühlen vs. Erhalt von Empathie

  • Habt ihr den Eindruck, dass eure Gefühle von Menschen in eurem Umfeld wahrgenommen werden?

    Fühlt ihr euch 'gesehen' oder habt ihr den Eindruck, für die Empathie anderer prinzipiell eher unsichtbar zu sein?


    Ich habe ein paar Gedanken zu der Sache, aber ich würde gerne erst mal hören, wie ihr das erlebt. (Falls jemand Lust hat, über das Thema zu sprechen.)

  • Für mein direktes Umfeld fühle ich mich manchmal wie ein offenes Buch. Wenn es mir nicht gut geht, aber ich nicht darüber sprechen möchte, muss ich das aktiv überspielen. Doch auch da gibt es immer wieder Momente, wo man mir Dinge ansehen kann. Deshalb fällt es mir in schlechten Phasen leichter alleine zu sein oder in einer größeren Gruppe, damit der Fokus nicht auf einem alleine liegt.


    Ich fühle mich gesehen von meinem Umfeld, nur gibt es Dinge über die ich nicht sprechen möchte, weil ich erst intensiv darüber nachdenken muss. Das kostet mich dann Kraft, positive Gefühle nach außen zu vermitteln.

    So wilde Freude nimmt ein wildes Ende,

    Und stirbt im höchsten Sieg, wie Feu'r und Pulver

    Im Kusse sich verzehrt. Die Süßigkeit

    Des Honigs widert durch ihr Übermaß,

    Und im Geschmack erstickt sie unsre Lust.

    Drum liebe mäßig; solche Lieb' ist stät:

    Zu hastig und zu träge kommt gleich spät. -William Shakespeare-

  • Das heißt, du hast eher das Problem, zu deutlich gesehen zu werden?

    Als Problem würde ich es nicht bezeichnen. Ich habe im Laufe der Zeit gelernt, meine Gefühle zu verbergen und ein neutrales Bild nach außen zu zeigen. Das hat sicherlich mit der Mobbingzeit in der Schule zu tun. Es macht nicht die gleiche Freude, wenn der gemobbt darauf nicht mehr reagiert.
    Es ist nur ein Problem, wenn es mir sehr schlecht geht und ich kaum Kraft habe um das zu verschleiern, ich aber nicht darüber sprechen möchte.
    Für meinen Ex war ich in den knapp 8 Jahren nicht wirklich lesbar gewesen, er hat nie gesehen, wenn es mir schlecht geht.
    Das ist mit meinen jetzigen Partner anders, er bemerkt schon die kleinste negative Schwingung an mir.


    Zitat

    Empfindest du das insgesamt betrachtet eher als positiv oder als negativ?

    An sich positiv, denn eigentlich hilft es mir mit anderen zu sprechen.

    So wilde Freude nimmt ein wildes Ende,

    Und stirbt im höchsten Sieg, wie Feu'r und Pulver

    Im Kusse sich verzehrt. Die Süßigkeit

    Des Honigs widert durch ihr Übermaß,

    Und im Geschmack erstickt sie unsre Lust.

    Drum liebe mäßig; solche Lieb' ist stät:

    Zu hastig und zu träge kommt gleich spät. -William Shakespeare-

  • Ich glaube, es besteht ein starker Kontrast zwischen meinem inneren Erleben und dem, was die Umwelt davon wahrnimmt.


    Mir gegenüber wird selten bis niemals empathisch reagiert.


    Ich muss dazu sagen, dass mir kognitive Empathie in den meisten Fällen schon reichen würde.

  • Habt ihr den Eindruck, dass eure Gefühle von Menschen in eurem Umfeld wahrgenommen werden?

    Fühlt ihr euch 'gesehen' oder habt ihr den Eindruck, für die Empathie anderer prinzipiell eher unsichtbar zu sein?

    das ist immer unterschiedlich bei mir und hängt von verschiedenen faktoren ab.

    ganz sicher in erster linie von mir selbst, wie sichtbar ich mich selbst bzw. meine gefühle mache.

    und dann natürlich vom gegenüber, wie empathisch die person "ist"- also was wiederum zwei verschiedene aspekte hat, nämlich wie "empathiefähig" jemand ist und dann auch noch, ob sozusagen ein wille da ist, sich in den anderen reinzuspüren oder den anderen "zu sehen" (was ja nicht immer beides vorhanden ist).


    was auch reinspielt ist glaub ich, wie greifbar die gefühle überhaupt für mich selbst sind, oder halt auch wie sie sich mischen- je "einfacher" und klarer die gefühle sind, desto leichter können sie glaub ich von anderen "gesehen" werden. wenn ich mich zum beispiel über etwas ärgere oder mir irgendwas "gegen den strich geht", dann merkt man mir das glaub ich schon recht deutlich an (oder freude, traurigkeit, eben so "klaren" sachen). bei komplexeren gefühlen oder stark widersprüchlichen gefühlen ist das nicht umbedingt so, weil die sich ja im ausdruck auch gegenseitig blockieren können. und weil andere menschen da oft nicht so "andocken" können, wenn sie die art des gefühls oder diese widersprüchlichkeit selbst nicht so kennen. es ist dann viel schwieriger, sowas einzuordnen oder eben nachzuempfinden. aber es ist auch für mich viel schwieriger, sowas zu formulieren. da stößt das mit der empathie an ihre grenzen.

  • Wenn ich mich unnahbar gebe, cool und stark, dann sind die Menschen mir wenig bis garnicht zugeneigt.

    Gebe ich dagegen etwas, bringe denen Wärme entgegen, bin freundlich und lieb, dann bekomme ich meist auch deren Nähe oder empathische Aufmerksamkeit.

    Menschen, die laut und fordernd auftreten, schrecken mich ab, darum verhalte ich mich selbst auch eher ruhig und gefasst, auch wenn es mir nicht so gut geht, denn ich muss Menschen nicht abschrecken.

  • Ich habe gelernt, meiner Umgebung, die ja im Grunde schon weiß, dass ich nicht die Stabilste bin, Stabilität vorzuspielen. Das heißt, ich gebe mir alle Mühe, wenigstens halbwegs zu funktionieren. Das kommt auch gut an, gibt mir dann auch wieder gute Gefühle.


    Ach ich komme gerade vom thema ab, lassen wird das.

  • Habt ihr den Eindruck, dass eure Gefühle von Menschen in eurem Umfeld wahrgenommen werden?

    Fühlt ihr euch 'gesehen' oder habt ihr den Eindruck, für die Empathie anderer prinzipiell eher unsichtbar zu sein?


    Ich habe ein paar Gedanken zu der Sache, aber ich würde gerne erst mal hören, wie ihr das erlebt. (Falls jemand Lust hat, über das Thema zu sprechen.)

    Und ja, ich hole es mir also sozusagen, wenn es ganz kompliziert in mir ist. Ich verhalte mich also entsprechend, kann ja keiner hellsehen.

  • Zitat

    Wenn ich mich unnahbar gebe, cool und stark, dann sind die Menschen mir wenig bis garnicht zugeneigt.

    Gebe ich dagegen etwas, bringe denen Wärme entgegen, bin freundlich und lieb, dann bekomme ich meist auch deren Nähe oder empathische Aufmerksamkeit.



    Das klingt mir schlüssig, wenn Du selbst die Beobachtungen bei Dir gemacht hast und es entsprechend so festellen willst, TCHO

    Was aber machst Du mit Menschen, die Du als unnahbar und cool klassifiszierst? So wie ich es ad hoc einschätze, schenkst Du ihnen keine Empathie und Nähe.

  • Das klingt mir schlüssig, wenn Du selbst die Beobachtungen bei Dir gemacht hast und es entsprechend so festellen willst, TCHO

    Was aber machst Du mit Menschen, die Du als unnahbar und cool klassifiszierst? So wie ich es ad hoc einschätze, schenkst Du ihnen keine Empathie und Nähe.

    Worauf willst du hinaus?

  • Was heißt aufdrängen...

    Ja, ich kenne Menschen die "allen" unnahbar schienen und "cool". Sie wurden in der Clique fast schon links liegen gelassen, ausgegrenzt. Ich habe ihnen Verständnis entgegengebracht weil ich gemerkt habe, dass es nur Fassade ist und es entwickelten sich sehr interessante Erlebnisse.

  • Ach so meinst du das. Klar, die gibt es auch. Da bemerkt man es aber früher oder später. Irgendwann zeigen die Emotionen.

    Aber grundsätzlich bedränge ich keinen.

    Freundlich und höflich bin ich trotzdem.

    Eiskalt ignoriert werden nur solche Menschen, die mir blöd kommen oder schlimmeres. Ich leg mich mit denen nicht an.

    Beruflich wäre das alles wieder was anderes. Aber ich meine hier den Privatbereich und mein Umfeld im normalen Alltag.

  • Wenn ich mich unnahbar gebe, cool und stark, dann sind die Menschen mir wenig bis garnicht zugeneigt.

    Gebe ich dagegen etwas, bringe denen Wärme entgegen, bin freundlich und lieb, dann bekomme ich meist auch deren Nähe oder empathische Aufmerksamkeit.

    ich find das ist ein wichtiger punkt. "unnahbarkeit" ist halt auch etwas, wo man schwer empathisch sein kann.

    die anderen sachen wir wärme, freundlichkeit etc. finde ich macht es natürlich "einfacher", empathisch zu sein (bzw. es auch sein zu wollen) aber auch andere gefühle, die unbequemer sind, kann man empathisch erfassen, solange sie halt eben nicht diese "unnahbare" glatte oberfläche haben und die menschen dahinter auf distanz gehen. irgendwas, was eine "rauhe" oberflächenstruktur hat, irgendwas, wo man "einhaken" kann, braucht es schon.

    Ich habe ihnen Verständnis entgegengebracht weil ich gemerkt habe, dass es nur Fassade ist und es entwickelten sich sehr interessante Erlebnisse.

    dann hast du bestimmt etwas erkennen können (eben "hinter die fassade") was für den blick der anderen verborgen geblieben ist. dadurch ergibt sich auch schon wieder was, wo man "einhaken" kann.

    ich habs auch schon erlebt, daß menschen, die sich gerne unnahbar geben, auch ganz andere seiten haben. und dann manchmal auch froh sind, in "anderer weise" gesehen zu werden. aber nicht allen, die sich hinter unnahbarkeit verstecken, ist das so recht oder ein angenehmes gefühl. vielleicht hängt es auch damit zusammen, wie "geschützt" der rahmen dann ist, in dem sie die unnahbare fassade dann fallen lassen können. in zweiergesprächen ist das denke ich einfacher, an so einen punkt zu kommen, als in einer "clique".

  • ich find das ist ein wichtiger punkt. "unnahbarkeit" ist halt auch etwas, wo man schwer empathisch sein kann.

    die anderen sachen wir wärme, freundlichkeit etc. finde ich macht es natürlich "einfacher", empathisch zu sein (bzw. es auch sein zu wollen) aber auch andere gefühle, die unbequemer sind, kann man empathisch erfassen, solange sie halt eben nicht diese "unnahbare" glatte oberfläche haben und die menschen dahinter auf distanz gehen. irgendwas, was eine "rauhe" oberflächenstruktur hat, irgendwas, wo man "einhaken" kann, braucht es schon.

    dann hast du bestimmt etwas erkennen können (eben "hinter die fassade") was für den blick der anderen verborgen geblieben ist. dadurch ergibt sich auch schon wieder was, wo man "einhaken" kann.

    ich habs auch schon erlebt, daß menschen, die sich gerne unnahbar geben, auch ganz andere seiten haben. und dann manchmal auch froh sind, in "anderer weise" gesehen zu werden. aber nicht allen, die sich hinter unnahbarkeit verstecken, ist das so recht oder ein angenehmes gefühl. vielleicht hängt es auch damit zusammen, wie "geschützt" der rahmen dann ist, in dem sie die unnahbare fassade dann fallen lassen können. in zweiergesprächen ist das denke ich einfacher, an so einen punkt zu kommen, als in einer "clique".


    Um diese Energie zu haben, hinter die Fassade zu blicken und dann auch aktiv zu werden. um so empathisch, damit aber auch so vorsichtig wie möglich. dem anderen nahe zu kommen, muss aber schon eine gewisse Sympathie vorhanden sein, denke ich.

  • Ich habe gelernt, meiner Umgebung, die ja im Grunde schon weiß, dass ich nicht die Stabilste bin, Stabilität vorzuspielen. Das heißt, ich gebe mir alle Mühe, wenigstens halbwegs zu funktionieren. Das kommt auch gut an, gibt mir dann auch wieder gute Gefühle.

    das mit dem "stabilität vorspielen" finde ich ist ein bissl eine gefährliche gradwanderung. wenn es soweit kommt, daß dann andere einen z.b. nicht unterstützen können, oder einem zu viel zumuten, weil man nix gesagt hat, ist es deutlich "drüber" über das, was gesund ist.


    sich mühe zu geben ist natürlich was anderes. ich denke, das wird von deinem umfeld auch "honoriert". aber stabilität ist keine "leistung", die man erbringen muss, find ich.

    wirklich empathische menschen werden spüren, wenn jemand sich stabiler gibt, als er es ist. und das ist auch gut so, genau solche menschen braucht es dann. denen man nix vormachen kann, und die einem auch nix vormachen.

  • Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstelle ggf. ein neues Thema.

    • :flower:
    • kqjdhakjhdjak
    • adjhkahhka
    • bajhjkadhka
    • dnajkhak
    • ndkjahjakjhkw
    • bjahkjhekjhek
    • nhdakhkjhaea
    • nwjkahkehakhe
    • :*
    • adlkjdajdjall
    • 8o
    • =O
    • <X
    • ||
    • dlkjjaljlajdljdlkajlkdla
    • :S
    • X/
    • 8)
    • ?(
    • :rolleyes:
    • :love:
    • 8|
    • :cursing:
    • :thumbdown:
    • :thumbup:
    • :sleeping:
    • :whistling:
    • :evil:
    • :saint:
    • <3
    • :!:
    • :?:
    Maximale Anzahl an Dateianhängen: 10
    Maximale Dateigröße: 1 MB
    Erlaubte Dateiendungen: bmp, gif, jpeg, jpg, pdf, png, txt, zip
      Du kannst die Antworten mittels Drücken und Festhalten in ihrer Reihenfolge ändern. Du kannst 20 Antwortmöglichkeiten vorgeben.
      Das Ergebnis ist erst mit dem Ablauf der Umfrage oder der Abgabe einer Stimme sichtbar.