Schizoide Persönlichkeit

  • Ich möchte einen Thread rund um das Thema "Schizoide Persönlichkeit" stricken - dabei möchte ich das Wort "Störung" nicht verwenden, denn aus meiner Sicht ist die SP nicht per se leiderzeugend oder störend.


    Es soll ein Gesprächs- und Diskussionsthread rund ums Thema sein. Jeder darf sich beteiligen.


    Aus Wikipedia entnehme ich dieses Zitat:


    "Zentral darin ist das Auseinanderfallen von innerem Erleben und äußerem Verhalten, was dazu führt, dass sich der Schizoide in einem Spannungsverhältnis befindet.[1]

    Schizoide Menschen neigen zu einer Spaltung der ganzheitlichen Funktion der Persönlichkeit: Das bedeutet, sie tendieren dazu, Denken und Fühlen voneinander zu trennen. Gedanken der Betroffenen scheinen häufig keinen Zusammenhang mit den wirklichen Gefühlen oder Verhalten zu haben. Sie wenden ihre Aufmerksamkeit verstärkt ihrer inneren Gedankenwelt zu und zieht sich dahin zurück. Dadurch wird der Kontakt zur Außenwelt sowie zum eigenen Körper und Gefühlsleben unterbrochen. Der Realitätsbezug bleibt jedoch erhalten und es treten keine Halluzinationen oder Wahnvorstellungen auf."


    (Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Schizoide_Persönlichkeitsstörung)



    Ein weiteres Zitat möchte ich - weil es gottseidank nicht den beziehungsttötenden Eigenbrödler anklagt - hier anführen, wenn die Quelle auch nicht hochwissenschaftlich ist:


    "Der Begriff schizoid bedeutet abspalten, damit ist in diesem Zusammenhang nicht schizophren gemeint. Der schizoide Mensch spaltet seine Gefühle ab. Er stammt oft aus Familien, in denen die Gefühle nicht offen gezeigt werden durften nach dem Motto: Ein Indianer weint nicht. Zähne zusammenbeißen! Reiß dich zusammen!

    Die schizoide Persönlichkeit ist sachlich und hochkontrolliert. Der Schizoide ist kein ausgesprochener Menschenfreund, kommt gut mit sich allein zurecht. Er misstraut anderen, traut vor allem nur sich selbst. Abhängig von anderen zu sein bedeutet für ihn, sich selbst aufzugeben. Er wirkt verschlossen. Weil er sich schlecht in andere hineinversetzen kann, verletzt er oft, ohne es zu beabsichtigen. Die Grenzziehung zu anderen Personen ist ihm wichtig.


    Taten statt Worte

    In der Liebe kann sich der schizoide Mensch schlecht hingeben. Der Satz „Ich liebe dich“ kommt ihm kaum über die Lippen. Seine Zuneigung zeigt er in praktischen Dingen: Er bringt das Auto für den anderen zum TÜV, räumt auf oder kocht das Lieblingsessen. Schizoide Menschen legen Wert auf ihre Unabhängigkeit, sie sind selbstständig und langweilen sich allein nicht. Sie haben einen kritisch-unbestechlichen Blick, sie sind unsentimental, sachlich und verlässlich. Sie sagen: Ich bin ich. Du bist du! Sie wollen nicht von der ganzen Welt geliebt werden. Es sind oft klare und sehr kompetente Persönlichkeiten.

    Entwicklungschancen: Einfühlung für andere zeigen, Bindung eingehen."(Quelle: https://m.focus.de/wissen/mens…ychologie_aid_130862.html)


    Soviel als erster Einstieg.


    edit 12.09.21: Ich ordne mich inzwischen nicht mehr als so stark davon betroffen ein, wie ich das zu dem Zeitpunkt tat, als ich den Thread eröffnete. Einige Punkte resultieren nach meiner heutigen Selbsteinschätzung auf alternativen internen Systemen.

  • Ich möchte aus Gründen eigener Betroffenheit einen Thread rund um das Thema "Schizoide Persönlichkeit" stricken - dabei möchte ich das Wort "Störung" nicht verwenden, denn aus meiner Sicht ist die SP nicht per se leiderzeugend oder störend.

    Sie ist aus deiner sicht nicht per se leiderzeugend und störend, sondern?

  • Sie ist aus deiner sicht nicht per se leiderzeugend und störend, sondern?

    Aus meiner Sicht ist das vor allem eine Art Wesenszug.


    Ich empfinde mich selbst und mein Verhalten nicht anstrengend oder störend - dies passiert tatsächlich erst in der sozialen Interaktion, dass "Störungen" oder "Anstrengungen" auftreten.

  • Aus meiner Sicht verhalten sich viele Menschen unangemessen und emotional nahezu übergriffig. Ich schätze natürlich freundliche Zugewandtheit, aber ich mag keine zu irrationalen emotionalen Ausschläge oder zu überraschende Nähebekundungen.

  • Aus meiner Sicht ist das vor allem eine Art Wesenszug.

    So klingen die Texte, die du hier eingestellt hast, auf den ersten Blick für mich auch eher. Ich sehe die 'Störung' gerade nicht.


    Soziale Interaktion und Zufriedenheit sollten problemlos möglich sein, solange das Gegenüber keine übermäßigen emotionalen Forderungen stellt.

    Wie hoch ist denn die innere Anspannung, die du empfindest, wenn jemand das tut?



    Wie kam es zu der Diagnose?

  • Soziale Interaktion und Zufriedenheit sollten problemlos möglich sein, solange das Gegenüber keine übermäßigen emotionalen Forderungen stellt.

    Wie hoch ist denn die innere Anspannung, die du empfindest, wenn jemand das tut?


    Sehr hoch.

    Ich kann darauf sehr merkwürdig reagieren. Irrational.


    Zitat

    Wie kam es zu der Diagnose?


    Es gab einen Kontakt zu einer Person auf einer emotionalen Ebene, und da war ich irritiert von meinen eigenen (in Neudeutsch eher toxischen) Reaktionen und Verhaltensweisen, die sich in Heftigkeit und Ausprägung so deutlich von meinem üblichen Empfinden und Verhalten unterschieden, dass ich dem auf den Grund zu gehen begann.

  • Mir fällt es dann schwer, meine erlernten Praktiken zur Sozialkompetenz anzuwenden, und ich verliere meine Selbstwahrnehmung, wenn jemand emotionale Forderungen stellt.

    Es ist aber ziemlich anstrengend und schwierig, sozial zu interagieren, wenn man von sich selbst abgeschnitten ist.


    Ich agiere dann entweder angreifend-konfrontativ oder mich zurückziehend-abweisend, weil a) diese emotionale Nähe für mich sehr unangenehme Folgen hat und ich b) dazu neige, mir die Kontrolle zurückzuholen, indem ich die Person kontrolliere.

  • Ich agiere dann entweder angreifend-konfrontativ oder mich zurückziehend-abweisend, weil a) diese emotionale Nähe für mich sehr unangenehme Folgen hat und ich b) dazu neige, mir die Kontrolle zurückzuholen, indem ich die Person kontrolliere.

    Wie genau muss man sich das vorstellen? Hast du mal ein Beispiel? Das kann gerne fiktiv sein.

  • Ich agiere dann entweder angreifend-konfrontativ oder mich zurückziehend-abweisend, weil a) diese emotionale Nähe für mich sehr unangenehme Folgen hat und ich b) dazu neige, mir die Kontrolle zurückzuholen, indem ich die Person kontrolliere.

    Dafür hätte ich gerne ein Beispiel, wie gesagt, muss nicht real sein. Aber ich kann mir da gerade nichts drunter vorstellen.


    Was für ungangenehme Folgen meinst du und wie holst du dir die Kontrolle zurück?

  • Okay, sind wir fiktiv.


    Eine Person, die ich sehr schätze, verliebt sich in mich. Sucht meine Nähe und gesteht mir ihre Gefühle. Ich finde sie sympathisch und möchte sie gleichfalls besser kennenlernen, weil ich mir Hoffnungen mache.

    Wir gehen gemeinsam essen.


    Ich bin hochkonzentriert. Ich bin tendenziell schweigsam. Wenn ich etwas sage, dann nicht, weil ich es sagen will. Ich will aus mir heraus nichts sagen. Ich sage Sachen, weil ich weiß, dass von mir erwartet wird, etwas zu sagen. Ein Glück bin ich eloquent.

    Sie sieht mich lächelnd an. Ich lächle ein bisschen zurück, weil das dazugehört.

    Ich wäre jetzt gerne allein.

    Sie gefällt mir, aber ich genieße die Nähe nicht.

    Ich könnte Sex genießen, klar, aber das hier ist anstrengend.

  • Ok, verstehe und wie holst du dir die Kontrolle zurück?

  • Noch ne Frage, du schriebst, du machst dir Hoffnungen ...


    Worauf machst du dir Hoffnungen? Die Nähe zu dieser Person kann es ja nicht sein, denn so wie ich dich verstanden habe stresst dich das eher. Ist das richtig so?

  • Weiterhin fiktiv.


    Wir haben uns ein paar Mal getroffen, und es wird verbindlich. Ich fühle mich zunehmend gestresst, weil ich mich zu verpflichtet fühle, zu eingebunden, zu fremdbestimmt.

    In ihrer Nähe bin ich nicht ich; bin ich mir fern.

    In ihrer Abwesenheit fühle ich mich einsam. In ihrer Nähe fühle ich mich unverbunden.


    Nach einer Weile:


    Ich reagiere nicht auf Mails oder Anrufe. Bin nicht erreichbar. Weil das immer so anstrengend ist, alles.

    Sie fängt an, mich zu kritisieren. Ich reagiere angeätzt, weil mein Einsatz nicht gesehen wird.


    Ich beobachte im längeren Kontakt ihren Umgang mit anderen. Mit wem sie spricht. Wie sie mit wem spricht. Mir missfällt der Gedanke, dass sich andere mit ihr in einer Weise verbinden, wie ich es offensichtlich nicht vermag.

    Ich nehme meinen eigenen Kontrollverlust wahr, und ich weigere mich, diesen Zustand zu akzeptieren.


    Ich gehe ich auf Distanz, und Distanz ist sauberer. Sie, die Invasorin, beginne ich subtil zu attackieren.

    Ich erbaue einen Rahmen aus Lob und Kritik, webe Auf- und Abwertung darüber und beginne zu lernen, worauf, wann und in welcher Weise sie wie reagiert.


    Ich übernehme Kontrolle.

    Dies kann mir temporär gefallen. Dann werde ich dessen überdrüssig.

    Wahrscheinlich gehe ich dann einfach.


    Gehe ich nicht einfach, versuche ich, meine Bindungs- und Emotionsfähigkeiten zu verbessern. Ich gebe mich einfühlsam. Temporär. Bis ich bemerke, wie unautark ich mich dann fühle. Dann werde ich aggressiv. Beleidigend, angreifend.

    Danach fühle ich extrem unwohl, weil ich diesen impulsiven Ausbruch als fremdeingegeben empfinde, von Außen provoziert.


    Etcpp usw usf.

  • Noch ne Frage, du schriebst, du machst dir Hoffnungen ...


    Worauf machst du dir Hoffnungen? Die Nähe zu dieser Person kann es ja nicht sein, denn so wie ich dich verstanden habe stresst dich das eher. Ist das richtig so?


    Ja, mich stresst das enorm.


    Hoffnungen, ja, worauf? Vielleicht stressfreie Innigkeit?

    Ich bin ja sehr distanziert, unverbunden. Doch auch in mir gibt es zuweilen Anflüge von gegenteiligen Sehnsüchten.

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