• Guten Morgen.


    Da hier in den letzten Tagen an mehreren Stellen das Thema Mobbing angesprochen wurde, dachte ich, es wäre vielleicht mal ganz sinnvoll, einen eigenen Thread dazu aufzumachen.


    Vorweg die Frage: Was ist eigentlich Mobbing?


    Wikipedia schreibt dazu:


    Umgangssprachlich ausgedrückt bedeutet Mobbing, dass jemand – zumeist in der Schule oder am Arbeitsplatz – fortgesetzt geärgert, schikaniert, blamiert, in passiver Form als Kontaktverweigerung mehrheitlich gemieden oder in sonstiger Weise asozial behandelt und in seiner Würde verletzt wird.

    Eine allgemein anerkannte Definition gibt es nicht. Die meisten Forscher betonen laut Christoph Seydl folgende Gesichtspunkte:

    Verhaltensmuster: Mobbing bezieht sich auf ein Verhaltensmuster und nicht auf eine einzelne Handlung. Die Handlungsweisen sind systematisch, das heißt, sie wiederholen sich ständig.

    Negative Handlungen: Mobbingverhalten kann verbal (zum Beispiel Beschimpfung), nonverbal (zum Beispiel Vorenthalten von Informationen) oder physisch (zum Beispiel Verprügeln) sein. Solche Handlungen gelten üblicherweise als feindselig, aggressiv, destruktiv und unethisch.


    Ungleiche Machtverhältnisse: Die Beteiligten haben unterschiedliche Einflussmöglichkeiten auf die jeweilige Situation. Eine Person ist einer anderen Person unter- beziehungsweise überlegen. Dazu ist kein Rangunterschied nötig. Eine Ungleichheit kann durch die bloße Anzahl bedingt sein: viele Personen gegen eine Person.


    Opfer: Im Handlungsverlauf bildet sich ein Opfer heraus, das infolge ungleicher Machtverhältnisse Schwierigkeiten hat, sich zu verteidigen.





    Mobbing ist also grob gesagt die systematische Schädigung einer Person, die sich nicht adäquat dagegen wehren kann.


    Solche Dynamiken sind häufig am Arbeitsplatz zu finden, in Schulen, in Peer-Groups, in Vereinen oder auch im Internet (Cybermobbing). Gerade Letzteres wird durch die vermehrte Verwendung sozialer Netzwerke zunehmend ein Problem, gerade bei jüngeren Generationen.




    Allein in Deutschland gibt es eine Million Berufstätige, die angeben, aktuell an ihrem Arbeitsplatz von Mobbing betroffen zu sein.

    Davon ist ein Viertel aller Betroffenen nach eigenen Angaben täglich feindseligen Handlungen ausgesetzt, wobei Männer öfter von Vorgesetzten gemobbt werden und Frauen von Arbeitskollegen.





    Über 40 Prozent der Betroffenen geben an, durch das Mobbing krank geworden zu sein, 30 Prozent mussten den Arbeitsplatz im Betrieb wechseln, 35 Prozent kündigten oder ihnen wurde gekündigt.


    https://www.baua.de/DE/Angebot…_blob=publicationFile&v=4




    Habt ihr solche Dynamiken schon mal selbst erlebt?

  • Ich finde interessant, dass Punkt 2 und 3 "Änderungswünsche" und "Arbeitsleistung falsch bewertet" sind.


    Wo ich Punkt 1 noch deutlich als Mobbing zuordnen kann, finde ich 2 und 3 wirklich schwierig zu beurteilen - eventuell gab es alternative Gründe dafür, und es gab deutlich weniger Mobbing, sondern eher "unangenehme Einschätzungen der Leistung".

  • Ja, das ist bei Selbstauskünften allgemein immer schwer einzuschätzen.


    Gerade ein Chef hat eben die Aufgabe, bei Bedarf auch mal negatives Feedback zu geben, und sowas kann vom Rezipienten schnell als ungerecht oder unangemessen empfunden werden.

  • Ich finde die oben erwähnten Gesichtspunkte sind sehr grob formuliert und bilden nur Teilbereiche des Lebens ab. Der Chef / Abteilungsleiter sollte, wenn er einen guten Job macht, Mobbing frühzeitig erkennen und gegensteuern. Wobei Mobbing auch eine Möglichkeit darstellt, einen ungeliebten Mitarbeiter loszuwerden.


    Was im Eingangstext nicht so deutlich herauskommt, ist die Tatsache, dass auch im privaten Bereich (Freunde, Vereinsleben, Nachbarschaft, ja sogar im erweitertem Familienkreis) Mobbing nicht ungewöhnlich ist.

  • Der Chef / Abteilungsleiter sollte, wenn er einen guten Job macht, Mobbing frühzeitig erkennen und gegensteuern.

    Vor allem sollte eine Atmosphäre bestehen, in der man als Mitarbeiter den Eindruck hat, solche Dinge ansprechen zu können.

    Es ist sowieso schon ein verdammt schwerer Schritt, in Mobbing-Situationen um Unterstützung zu bitten, wenn einem die Dynamik über den Kopf wächst und man sich selbst nicht mehr zu helfen weiß. Man fühlt sich dann schnell schwach, blamiert, inkompetent.


    Was im Eingangstext nicht so deutlich herauskommt, ist die Tatsache, dass auch im privaten Bereich (Freunde, Vereinsleben, Nachbarschaft, ja sogar im erweitertem Familienkreis) Mobbing nicht ungewöhnlich ist.

    Stimmt. Im Grunde kann sowas immer passieren, wenn eine Gruppe von Menschen über längere Zeit zusammenkommt.

  • Stimmt. Im Grunde kann sowas immer passieren, wenn eine Gruppe von Menschen über längere Zeit zusammenkommt.


    Deswegen hatten wir ganz viel früher jedes Jahr ein gemeinsames Abendessen, bei dem sich alle Mitarabeiter mal aussprechen durften; sogar der Chef durfte gefahrlos dezent kritisiert werden. Anschließend gab es kostenloses gutes Essen und Getränke bis zum Abwinken. Danach haben wir alle wieder sinnvoll und gewinnorietiert zusammengearbeitet, was auch finanziell zum Ausdruck kam.


    Das war zwar teuer für den Betrieb, hat aber den Zusammenhalt gefördert.


    Solche Offenheit habe ich danach nie wieder erlebt.

  • Ja leider. Würd ich heute nicht mehr machen. Ich habe das nur eine sehr kurze Zeit gemacht. Ändert abe rnix daran, dass es komplett scheisse war.

  • da ich als Einzelgänger/Außenseiter in meiner Jugend mir eine gesunde Ablehnung vor gewissen gruppendynamischen Prozessen angeeignet habe, wurde ich da nie zum Täter.

    Auch später hab ich mich von solchem Machtspielchen immer distanziert, mitunter war ich sogar "Saboteur", und habe mich auf die Seite der Underdogs gestellt - und da ich zu der Zeit arbeitstechnisch, räumlich und cheftechnisch fast "immun" gegen den "harten Kern" der Mobbinggemeinde war, konnt mir da keiner was. Interessanterweise kamen die Einzelpersonen größtenteils mit mir gut aus, aber ich hab mir gemerkt, wer 2 Gesichter hat und ohne dass ich auf Rache aus war, meine Position auch mal für die Gerechtigkeit genutzt.

    Später als fachliche Führungskraft hab ich Mobning und die Vorstufen als absoluten NoGo gebrandtmarkt. Und da Mobbing immer vom Vorgesetzten ausgeht, gab es in meinem Team weniger Streß und mehr Harmonie - und damit zieht msn wiederum Leute an, die auf so eine Kultur stehen, während die, die beim Mobbing mitmachen würden, weg blieben.


    Moral von der Geschichte:

    Nein! sagen hilft

    du kannst sie nicht alle retten...:evil:

  • Ich wurde in der Schulzeit wegen meiner Sprechhemmungen und damit verbunden Sprachprobleme gemobbt. Hatte halt immer schon Sprechhemmungen, aber in der Schule wurde man halt gezwungen sich vor die Klasse zu stellen, vorzulesen, Gedicht vorzutragen, vorzusingen, Referate halten,... war halt immer die Hölle und hab dann leider oft aus Angst und Nervosität gestottert und gestammelt oder viel zu leise und unterdrückt gesprochen, sodass ich ständig aufgefordert wurde gefälligst lauter zu sprechen, was die Blockaden und Angst noch verstärkt hat, bis irgendwann dann gar kein Ton mehr rauskam. Für viele in meiner Klasse war das ein gefundenes Fressen mich als dumm und behindert hinzustellen, weil ich nicht mal "richtig sprechen kann".


    Selbst gemobbt habe ich nie.

  • "Habt ihr solche Dynamiken schon mal selbst erlebt?"


    Aber Klar. Ich bin in Frankfurt auch mitgelaufen bei "Jogging statt mobbing" JP Morgan challenge, so wie fast ganz Frankfurt regelmäßig teilgenommen hat.


    Was ich damit sagen will: es ist ein grosses altes Thema. Ich finde Wikipedia übrigens eine zunehmend tendenziöse Quelle, man kann da mal reinschauen aber das muss einem dabei klar sein.


    Sind Bücher geschrieben worden über das Thema Mobbing. Die Milgram- Experimente nicht zu vergessen...


    Meine Meinung ist, dass es ein Politikum ist und kein kleines. Weil eigentlich schon vor über 10 Jahren der Gesetzgeber harte Straftatbestände hätte definieren müssen und zwar ganz gezielt gegen Mobbing, ist aber nicht geschehen. Gleichwohl Mobbing häufig vorsätzlich geschieht in einem gewerblichen Umfeld aus gewerblichen Interessen (unpäßliche Mitarbeiter los zu werden bzw langanhaltendem systematischem psychischen Terror auszusetzten).


    Mobbing wäre schon verschwunden, wenn der ein oder andere Geschäftsführer und Mittel-Manager dafür hinter Gittern geendet wäre, zusammen mit millionen Zahlungen an Schmerzensgeld, weil es in seinem Betrieb unter seiner Aufsicht passiert ist.


    Beweissbar ist es allemal, allein sehr häufig schon anhand von Emails, die es in jedem Betrieb zu Hunderttausenden gibt. Aber auch Zeugenaussagen würden eine grosse Rolle spielen insofern ein Whistleblower-Schutz od. Kronzeugen Regelung eingeführt würde.


    Es wird aber nichts dagegen gemacht, wohl aus politischen Gründen. Im gegenteil sogar. Und so lebt der zweifelhafte Volksport Mobbing weiter. Ist wohl gewollt.


    Für mich ist das Thema mal ein ziemlicher Trigger gewesen, ich will da auch gar nicht mehr viel Energie rein geben, es ist eigentlich alles schon lange gesagt. Mir tun nur die armen Opfer leid, die sehr schwer geschädigt werden.

  • Ich wurde in der Schulzeit wegen meiner Sprechhemmungen und damit verbunden Sprachprobleme gemobbt. Hatte halt immer schon Sprechhemmungen, aber in der Schule wurde man halt gezwungen sich vor die Klasse zu stellen, vorzulesen, Gedicht vorzutragen, vorzusingen, Referate halten,... war halt immer die Hölle und hab dann leider oft aus Angst und Nervosität gestottert und gestammelt oder viel zu leise und unterdrückt gesprochen, sodass ich ständig aufgefordert wurde gefälligst lauter zu sprechen, was die Blockaden und Angst noch verstärkt hat, bis irgendwann dann gar kein Ton mehr rauskam. Für viele in meiner Klasse war das ein gefundenes Fressen mich als dumm und behindert hinzustellen, weil ich nicht mal "richtig sprechen kann".

    Haben deine Lehrer nicht bemerkt, was sie da für eine beschissene Dynamik produzieren?

  • Haben deine Lehrer nicht bemerkt, was sie da für eine beschissene Dynamik produzieren?

    Ich glaub denen war das egal. Der einzige Vorschlag war dann immer, dass ich mich z.B. mit dem Rücken zur Klasse drehen kann beim Vortragen von Gedichten usw... was an sich gut gemeint war, aber da hab ich dann erst recht Spott halt abbekommen.


    Ein Lehrer hat sogar mal mit Tonband aufgenommen, als ich ein Gedicht vorgetragen hatte und das hinterher abgespielt um mir zu zeigen "wie ich rede", weil mir das selbst wohl gar nicht bewusst wäre und einem das selbst meistens erst richtig auffällt, wenn man es auf Tonband vorgespielt bekommt. Das hat er dann aber auch vor versammelter Klasse gemacht, statt mich wenigstens zur Seite zu nehmen in ein extra Zimmer oder so... das war einfach dermaßen demütigend.

  • Ich glaub denen war das egal. Der einzige Vorschlag war dann immer, dass ich mich z.B. mit dem Rücken zur Klasse drehen kann beim Vortragen von Gedichten usw... was an sich gut gemeint war, aber da hab ich dann erst recht Spott halt abbekommen.


    Ein Lehrer hat sogar mal mit Tonband aufgenommen, als ich ein Gesicht vorgetragen hatte und das hinterher abgespielt um mir zu zeigen "wie ich rede", weil mir das selbst wohl gar nicht bewusst wäre und einem das selbst meistens erst richtig auffällt, wenn man es auf Tonband vorgespielt bekommt. Das hat er dann aber auch vor versammelter Klasse gemacht, statt mich wenigstens zur Seite zu nehmen in ein extra Zimmer oder so... das war einfach dermaßen demütigend.

    Oh Mann. Was für Vollpfosten.

  • Glaub das hat nur dazu beigetragen, dass es mit den Sprachblockaden immer schlimmer wurde und ich heute noch deswegen Probleme habe. Aber Dank Therapie bin ich zumindest schon ein Stück weitergekommen. Aber vieles in der Vergangenheit ist echt suboptimal gelaufen.


    Irgendwann war es dann auch so, dass ich einfach gar nicht mehr geantwortet habe, wenn ich aufgerufen wurde in der Schule. Da haben aber auch die Lehrer irgendwann resigniert und mich dann bei mündlichen Aufgaben nicht mehr dran genommen, sondern nur noch brei schriftlichen. Im Zeugnis dann immer der Vermerk, dass ich unkooperativ wäre bei mündlichen Aufgaben... aber vorher haben alle schön darauf hingearbeitet, dass es halt soweit gekommen ist. X/

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