Wie fühlt sich Stress an

  • Ist Stress überhaupt etwas, was man spüren kann? Wie ist das bei euch so?

    Ich habe es mir antrainieren müssen, meine persönlichen Stresssignale zu erkennen.

    Ich verarbeite neue Informationen schlechter, tendiere zu einem mentalen Tunnelblick, werde unkommunikativer, ernster, mein Zeitgefühl verändert sich, ich mache komische Fehler, meine Kompromissbereitschaft lässt nach, ich überhöre Hinweise, bemerke kognitive Einschränkungen, ich bin nicht mehr so mehrfachbelastbar wie sonst, versuche aber trotzdem, möglichst viele Sachen parallel zu tun, im Flugzeug werden meine Steuerausschläge stärker, abrupter, überkontrollierend, ich verkrampfe die Hand um den Stick, meine Teamarbeit lässt nach, ich will Sachen lieber selbst machen, bin schwerer umzustimmen.


    Ich musste mir schon einen ganzen Haufen Videos von mir selbst ansehen, die mir zeigen, wie ich unter hohem Stress agiere. Dadurch identifiziere ich diese Muster jetzt leichter, auch dann, wenn ich den Stress in solchen Momenten nicht im klassischen Sinne fühle.

    Erst in der Nachbetrachtung fällt mir dann oft auf, wie anstrengend eine Situation für mich war und wie beschränkt meine Wahrnehmung, meine Kapazitäten, meine Kommunikation und mein Überblick waren.

  • Ich verarbeite neue Informationen schlechter, tendiere zu einem mentalen Tunnelblick, werde unkommunikativer, ernster, mein Zeitgefühl verändert sich, ich mache komische Fehler, meine Kompromissbereitschaft lässt nach, ich überhöre Hinweise, bemerke kognitive Einschränkungen, ich bin nicht mehr so mehrfachbelastbar wie sonst, versuche aber trotzdem, möglichst viele Sachen parallel zu tun, im Flugzeug werden meine Steuerausschläge stärker, abrupter, überkontrollierend, ich verkrampfe die Hand um den Stick, meine Teamarbeit lässt nach, ich will Sachen lieber selbst machen, bin schwerer umzustimmen.


    Das ist ja geradezu klassische Stress-Symptomatik, danke dafür.


    Das habe ich schon häufig exakt so beobachten können bei anderen, und ich frage mich gerade, ob man an mir das umgekehrt gleichfalls beobachten würde.

  • In welchem Zusammenhang wurden diese Videos denn gedreht?

    Im Simulator.



    Das habe ich schon häufig exakt so beobachten können bei anderen, und ich frage mich gerade, ob man an mir das umgekehrt gleichfalls beobachten würde.

    Ich erlebe das eigentlich bei jedem Kollegen, den ich in solchen Situationen schon mal von außen beobachten konnte. Die Auslöseschwellen sind nur unterschiedlich gelagert, aber das kann man gerade im Simulator ja extrem gut dosieren, um diese Effekte zu erzeugen.

  • Ich merke Stress auch nicht direkt, sondern erst wenn mein Körper nicht darauf aufmerksam macht. Seit gestern habe ich ziemlich Sodbrennen, das habe ich vorher noch nie gehabt und es ist ziemlich nervig.

    So wilde Freude nimmt ein wildes Ende,

    Und stirbt im höchsten Sieg, wie Feu'r und Pulver

    Im Kusse sich verzehrt. Die Süßigkeit

    Des Honigs widert durch ihr Übermaß,

    Und im Geschmack erstickt sie unsre Lust.

    Drum liebe mäßig; solche Lieb' ist stät:

    Zu hastig und zu träge kommt gleich spät. -William Shakespeare-

  • ...

    Der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier und Situationen, egal ob positiv oder negativ, werden sehr schnell normal. Deshalb frage ich mich z.B. auch manchmal, wie sich Gesundheit eigentlich anfühlt. Ich fühle mich gesund, aber ich würde gerne mal wissen, wie man sich NOCH fühlen könnte, wenn man noch gesünder wäre. Keine Ahnung, ob das Sinn macht^^ Was ich damit meine, ist, wie kann man denn wissen, wie das, was man als seine Normalität empfindet, auf einer objektiven Skala (falls es sowas überhaupt gibt, vermutlich nicht) abschneiden würde? Oder auch nur bei anderen Leuten. Auch wenn ich z.B. Schmerzen habe, frage ich mich oft, würden andere das jetzt auch so empfinden oder stelle ich mich nur an?

    Krass, ich wusste nicht, dass Stress diesen Effekt haben kann. In dem Fall bin ich vielleicht dauergestresst, denn ich vergesse vieles :D

    Hallo Vela,


    ich hatte vor einigen Tagen schon den Eindruck, dass Du deutlich unter Stress stehst.


    Solange der Stress nicht oft oder dauernd anhält, stellt sich unser Körper allerdings gut auf solche Situationen ein.


    Da werden zunächst Adrenalin und später noch andere Botenstoffe ausgeschüttet, die unsere Wahrnehmung, die Verarbeitung von Informationen soie das Schmerzempfinden verändern und enorme Energiereserven freisetzen.


    Wir müssen beim Auftreten von Stress entscheiden, ob Flucht oder Kampf die bessere Alternative ist. Es erfolgt eine Konzentration auf das Wesentliche und in Gefahrensituationen können wir in ein paar zehntel Sekunden reagieren. Eine einmal getroffene Entscheidung ist dann schwer zu beeinflussen.


    Man steigert sich in das Problem hinein, blendet alles unwesentliche aus und läuft zur Höchstform auf. Ganz typisch dafür ist, dass man eine ganze Nacht durcharbeitet und sich erst nach 24 oder mehr Stunden der Erschöpfungszustand einstellt. Während der ganzen Zeit der Anspannung läufen unser Kopf und der Körper auf Hochtouren und man fällt anschließend in ein Loch.


    Dieses Leistungshoch kann man mit etwas Übung auch gezielt einsetzen, wenn danach ausreichend Zeit zur Entspannung ist. Ob es gesund ist, ist eine andere Frage. Wer gelernt hat, mit Stress angemessen umzugehen, kann Überforderungen vermeiden.


    Hält durch Überforderung hervorgerufener Stress längere Zeit an, was gar nicht so selten ist, kommt es unausweichlich zu körperlichen Beschwerden.

  • Ich musste mir schon einen ganzen Haufen Videos von mir selbst ansehen, die mir zeigen, wie ich unter hohem Stress agiere.

    Das klingt stressig^^

    Und seit du die Stresssignale an dir erkennst, hast du in den Videos gemerkt, dass es weniger wird?

    Ich finde es irgendwie beeindruckend, an was man alles denkt im Training von Piloten. Das gibt mir ein gutes Gefühl :)


    Jelenka, danke dir für den interessanten Beitrag.

    ich hatte vor einigen Tagen schon den Eindruck, dass Du deutlich unter Stress stehst.

    Hmm, woher kam dieser Eindruck?


    Ich denke, dass bei mir auch der Fluchtreflex leider ziemlich stark ausgeprägt ist, auch wenn ich dann natürlich nicht wirklich wegrenne, aber dazu tendiere, stressige Situationen vermeiden zu wollen. Das ist jetzt nur ein kleines Beispiel, aber ich habe jetzt 2 Tage lang aufgeschoben, meinen Vater anzurufen, weil ich mir dachte, dass das ein unangenehmes Gespräch werden würde. Da wäre es besser gewesen, ich hätte den Adrenalinschub bekommen und es einfach gleich durchgezogen.

    Die Kampfentscheidung klingt weitaus positiver. Weißt du, ob und wie man die Entscheidung bewusst treffen kann oder ob dann die körperlichen Symptome ausbleiben, die ja die Höchstleistung vermutlich erst ermöglichen? Ich hätte gern mehr Höchstleistungen :D

    I received his words, not as attacks, but as gifts from a fellow human willing to share his soul and deep vulnerabilities with me.

  • Und seit du die Stresssignale an dir erkennst, hast du in den Videos gemerkt, dass es weniger wird?

    Ich weiß zumindest, wozu ich tendiere. Man kann dann, wenn man es weiß, aktiv dagegen vorgehen.


    Wenn ich mir zum Beispiel bewusst werde, dass ich die Hand um den Sidestick krampfe und überkontrolliere, lasse ich kurz den Stick los und entspanne die Hand.

    Wenn ich weiß, dass ich unkommunikativ werde, zwinge ich mich dazu, mehr Infos zu geben und meine Gedankengänge mitzuteilen.

    Wenn ich weiß, dass ich Hinweise leicht überhöre, frage ich aktiv nach: Fällt dir noch irgendwas ein? Habe ich etwas vergessen? Hast du noch eine Idee? Und höre bewusst zu.

    So findet man dann für alles, was einen in solchen Situationen behindert, Strategien, die man sich angewöhnt, um die negativen Effekte so weit wie möglich runterzuschrauben.


    Der Stress ist dann trotzdem noch da, aber der schädliche Anteil wird eingedämmt.


    Und Stress ist ja auch nicht nur negativ.

    Wie Jelenka schon geschrieben hat: Es gibt eine optimale Dosis, die Höchstleistungen produziert.

    Gar kein Stress wäre in solchen Situationen auch schädlich, weil der Erregungsgrad dann zu niedrig wäre. Adrenalin mobilisiert ja viele Funktionen im Körper, die man gut gebrauchen kann.



    Das klingt stressig^^

    Ich hasse diese Video-Sessions auch. ^^

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