Schockstarre in akuten Bedrohungssituationen – Ausgelagert aus "Perspektivwechsel"

  • Ich bezweifle, dass das eine ebenso natürliche, instinktive Reaktion ist wie die Optionen "Flucht" und "Kampf". Ich denke eher, um so zu reagieren, braucht es bestimmte Bedingungen und Vorerfahrungen.

    Wenn jemand etwas über sich ergehen lässt - aus Angst? Schreckstarre? Wie gelähmt? Nö, dazu braucht es keine Vorerfahrung. Das ist ein Schutzreflex.

  • Wenn jemand etwas über sich ergehen lässt - aus Angst? Schreckstarre? Wie gelähmt? Nö, dazu braucht es keine Vorerfahrung. Das ist ein Schutzreflex.

    Richtig.


    Und wenn es dann zu einem Konflikt kommt mit den Bereichen "Angriff" und "Flucht" kann es auch mal zu seltsamen Übersprunghandlungen kommen.

  • Zitat

    Als Angststarre bezeichnet man einen besonderen, durch Gefahren- oder Stresssituationen ausgelösten Zustand bei Menschenoder Tieren. In der englischsprachigen Fachliteratur wird die Angststarre meist als defensive immobility oder freezing-like behaviourbezeichnet.

    In Gefahren- und Stresssituationen wird vom Nebennierenmark das Stresshormon Adrenalin ausgeschüttet. Das Adrenalin erhöht den Herzschlag (Tachykardie), womit die Muskulatur besser mit mehr Sauerstoff versorgt wird, um den Körper auf einen Kampf oder eine Flucht vorzubereiten (fight-or-flight). Dabei werden eine Reihe nicht benötigter Organe und auch Teile des Gehirns in ihrer Funktion heruntergefahren. Erfolgt aber keine Reaktion in Form von Kampf oder Flucht, so kann nach bis zu 15 Sekunden eine Angststarre eintreten, bei der das bedrohte Lebewesen weder fliehen noch kämpfen kann. Es erstarrt sprichwörtlich vor Angst. Dabei sinkt der Herzschlag (Angstbradykardie), die Muskeln versteifen sich und die Kontrolle über die Körperfunktionen lässt signifikant nach. Die Angststarre und die Angstbradykardie werden dabei durch Nervenimpulse ausgelöst. Sie sollen in Gefahrensituationen das Überleben sichern.[1]

    https://de.wikipedia.org/wiki/Angststarre

  • Wenn jemand etwas über sich ergehen lässt - aus Angst? Schreckstarre? Wie gelähmt? Nö, dazu braucht es keine Vorerfahrung. Das ist ein Schutzreflex.

    Richtig.


    Und wenn es dann zu einem Konflikt kommt mit den Bereichen "Angriff" und "Flucht" kann es auch mal zu seltsamen Übersprunghandlungen kommen.

    Mir ist das Konstrukt schon bekannt. Aber wie gesagt, ich bezweifle, dass das tatsächlich eine natürliche Reaktion in einer als akute physische Bedrohung empfundenen Lage darstellt.


    Wir könnten einen neuen Thread dazu aufmachen... :)

  • Mir ist das Konstrukt schon bekannt. Aber wie gesagt, ich bezweifle, dass das tatsächlich eine natürliche Reaktion in einer als akute physische Bedrohung empfundenen Lage darstellt.


    Wir könnten einen neuen Thread dazu aufmachen... :)

    Angeblich zeigen 10-15 % der Bevölkerung diese Reaktion, wenn sie plötzlich mit einer überraschenden lebensbedrohlichen Situation konfrontiert werden, die eine sofortige Handlung erfordert.


    (sorry, schon wieder ein Aviation-Link):

    https://flightsafety.org/asw-article/pathological-reactions/

  • Angeblich zeigen 10-15 % der Bevölkerung diese Reaktion, wenn sie plötzlich mit einer überraschenden lebensbedrohlichen Situation konfrontiert werden, die eine sofortige Handlung erfordert.


    (sorry, schon wieder ein Aviation-Link):

    https://flightsafety.org/asw-article/pathological-reactions/

    Ohje, das ist viel zu lesen...


    Aber dabei geht es doch vermutlich nicht um bereits eingetretene unmittelbare physische Attacken (wie z.B. von einem bissigen Hund angefallen zu werden), sondern um kognitiv antizipierte bevorstehende Bedrohungen, oder?

  • Wenn jemand z.B. vergewaltigt wird und das mit physischem Schmerz einhergeht ist das auch keine anstehende Bedrohung. Dennoch kann eine Person dann in eine Schockstarre verfallen.


    Zitat

    Totstellreflex


    Vergewaltigungsopfer in der Schockstarre

    Während einer Vergewaltigung erleben die meisten Opfer eine Schockstarre, die Abwehrreaktionen unmöglich macht. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des schwedischen Karolinska-Instituts und des South General Hospitals in Stockholm, veröffentlich in Acta Obstetricia et Gynecologica Scandinavica.

    Die Schockstarre (tonische Bewegungslosigkeit) ist als "Totstellreflex" bei Tieren bekannt. Dieser gilt als evolutionäre Abwehrreaktion auf einen Angriff, wenn Widerstand nicht möglich ist. Definiert wird die tonische Bewegungslosigkeit als Zustand, in dem eine Person nicht ansprechbar ist, sich nicht bewegen und nicht sprechen kann.

    https://www.dhz-online.de/news…pfer-in-der-schockstarre/

  • Ohje, das ist viel zu lesen...

    Steht nicht viel drin. Das ist nur die Quelle für die Zahl.


    Beispiele, bei denen dieser Freezing-Reflex beobachtet wurde, sind in diesem Artikel unter anderem:

    * Passagiere in einem brennenden Flugzeug, die nicht auf die Evakuierung reagiert haben

    * Opfer bei einem Brand auf einer Ölbohrinsel

    * Passagiere auf einem sinkenden Schiff

    ("people who were simply frozen or paralyzed and unable to save themselves, despite encouragement or abuse from other passengers")

  • Stone

    Hat den Titel des Themas von „Schockstarre in akuten Bedrohungssituationen“ zu „Schockstarre in akuten Bedrohungssituationen – Ausgelagert aus "Perspektivwechsel"“ geändert.
  • Wenn jemand z.B. vergewaltigt wird und das mit physischem Schmerz einhergeht ist das auch keine anstehende Bedrohung. Dennoch kann eine Person dann in eine Schockstarre verfallen.


    https://www.dhz-online.de/news…pfer-in-der-schockstarre/

    Ich weiß, dass diese Theorie weit verbreitet ist, Kimi. Ich halte sie aber für unlogisch. Meiner Meinung nach werden dabei einige wichtige Aspekte vernachlässigt.

  • Ich weiß, dass diese Theorie weit verbreitet ist, Kimi. Ich halte sie aber für unlogisch. Meiner Meinung nach werden dabei einige wichtige Aspekte vernachlässigt.

    Was hältst Du für unlogisch?

  • Was hältst Du für unlogisch?

    Naja... wie viele Menschen fallen denn in eine Schockstarre, wenn sie von einem bissigen Hund angefallen werden? Oder soweit ich weiß, gelten fehlende Abwehrverletzungen in der Kriminalistik als Indiz dafür, dass eine Person zu dem Zeitpunkt, als ihr die Verletzungen beigebracht wurden, bewusstlos war... eine reflexhafte Schockstarre wird in solchen Fällen eher selten angenommen, oder? Warum also dann ausgerechnet bei sexuellen Übergriffen?

  • Naja... wie viele Menschen fallen denn in eine Schockstarre, wenn sie von einem bissigen Hund angefallen werden? Oder soweit ich weiß, gelten fehlende Abwehrverletzungen in der Kriminalistik als Indiz dafür, dass eine Person zu dem Zeitpunkt, als ihr die Verletzungen beigebracht wurden, bewusstlos war... eine reflexhafte Schockstarre wird in solchen Fällen eher selten angenommen, oder? Warum also dann ausgerechnet bei sexuellen Übergriffen?

    Das mit der Vergewaltigung war nur ein Beispiel. Ich hatte vorher einen Text eingestellt, in dem das Prinzip - die physiolog. Vorgänge beschrieben werden.

  • Naja... wie viele Menschen fallen denn in eine Schockstarre, wenn sie von einem bissigen Hund angefallen werden? Oder soweit ich weiß, gelten fehlende Abwehrverletzungen in der Kriminalistik als Indiz dafür, dass eine Person zu dem Zeitpunkt, als ihr die Verletzungen beigebracht wurden, bewusstlos war... eine reflexhafte Schockstarre wird in solchen Fällen eher selten angenommen, oder? Warum also dann ausgerechnet bei sexuellen Übergriffen?

    Hier ist eine Studie dazu:

    https://newsroom.wiley.com/pre…ms-experience-involuntary


    Basiert allerdings auf Selbstauskunft. Keine Ahnung, wie aussagekräftig sowas dann noch ist.

  • Das mit der Vergewaltigung war nur ein Beispiel. Ich hatte vorher einen Text eingestellt, in dem das Prinzip - die physiolog. Vorgänge beschrieben werden.

    In dem Text werden aber keine konkreten Beispiele für solche Situationen genannt. Und ich denke eben nicht, dass das Erstarren tatsächlich bei akuten physischen Angriffen eine natürliche, unwillkürliche, reflexhafte Reaktion ist.


    In solchen Situationen, die in Stones Link genannt werden, ist das wieder was anderes. Dort gibt es ja keinen konkreten Angreifer, dem man entfliehen oder den man bekämpfen könnte.

  • In dem Text werden aber keine konkreten Beispiele für solche Situationen genannt. Und ich denke eben nicht, dass das Erstarren tatsächlich bei akuten physischen Angriffen eine natürliche, unwillkürliche, reflexhafte Reaktion ist.


    In solchen Situationen, die in Stones Link genannt werden, ist das wieder was anderes. Dort gibt es ja keinen konkreten Angreifer, dem man entfliehen oder den man bekämpfen könnte.

    Es muss keinen konkreten Angreifer geben. So tickt das Stammhirn nicht. Für die Analyse sind andere Hirnregionen verantwortlich, die in dem Moment Sendepause haben.

  • Ich würde dazu gerne mal eine wirklich fundierte, methodisch einwandfreie Untersuchung lesen...

    Ich habe bei traumatischen Erlebnissen dieser Art ebenfalls erhebliche Zweifel daran, dass Auskünfte der Betroffenen die Realität exakt genug wiedergeben, um daraus verwertbare Daten abzuleiten. Es gibt zu viele bekannte Effekte, die das Ergebnis verzerren.

  • Na ja, man könnte dem Feuer entfliehen, indem man aufsteht und nach draußen rutscht.

    Das ist aber doch kein Reflex, sondern ein auf rationalen Erwägungen beruhendes Verhalten. Man muss bewusst seine Angst überwinden, sich umschauen, vielleicht zunächst auf das Feuer zu, daran vorbei oder sogar hindurchlaufen usw.. Dazu muss man in dem Moment eben auch erstmal in der Lage sein. Dass viele Menschen das nicht schaffen, sondern sich einfach nur in Panik irgendwo in eine Ecke kauern, finde ich wiederum leicht nachvollziehbar.

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