Schockstarre in akuten Bedrohungssituationen – Ausgelagert aus "Perspektivwechsel"

  • Ich änderte meine Denke, raus aus der Schwäche und suchte nach Lösungen.

    Ich hatte dabei aber Hilfe und nahm diese Hilfe auch an.

    Das ist schwierig, es ganz genau zu erklären, für mich zumindest, das war ein langer Prozess.

  • Stone

    Hat das Thema aus dem Forum Ich nach Gewalt verschoben

  • Das ist ein sehr spannendes Thema, denn unser Körper reagiert häufig noch so, wie er es vor Millionen von Jahren gelernt hat. Es gibt 3 Möglichkeiten, auf eine solche Gefahr zu reagieren:

    Kampf: Wenn die Möglichkeit besteht, diesen zu gewinnen

    Flucht: Wenn ein Kampf nicht zu gewinnen ist, man aber möglicherweise fliehen kann.

    Starre: Wenn der Feind überraschenderweise unmittelbar vor einem steht und eine Flucht unmöglich ist. Das passt zu deinem Beispiel wunderbar. In dieser Situation hat ihr der Kerl sicher völlig überraschend unter ihre Bluse gegriffen, sodass die Starre die beste Option war.


    Dabei ist wichtig, dass so eine Entscheidung, wenn sie sofort getroffen werden muss - wie in deinem Beispiel - ausschließlich unterbewusst gefällt wird.

  • Freut mich, dass du das Thema interessant findest, Nerd!


    Hast du schon den ganzen Thread gelesen? Ich bin nämlich eben nicht der Meinung, dass das drei gleichwertig nebeneinanderstehende natürliche, instinktive Reaktionen sind. Das hatte ich hier auch schon ziemlich ausführlich erklärt, soweit ich mich erinnere: Das Erstarren kommt mir eher vor wie ein Fehler im System, wenn die Person durch ein sehr unerwartetes, außergewöhnliches und als katastrophal wahrgenommenes Ereignis vollkommen überfordert damit ist, das Geschehen adäquat zu verarbeiten. Wie z.B. bei einem schweren Unfall. Ansonsten wird entweder die Flucht oder der Kampf gewählt, denke ich. Wie du sagst, ganz intuitiv... das muss nicht unbedingt heißen, dass die gewählte Methode Aussicht auf Erfolg hat. Man rennt auch auf freiem Feld vor einer Meute aggressiver Wachhunde davon und man wehrt sich auch mit bloßen Händen gegen den Messerangriff eines durchtrainierten Zweimentermannes... selbst wenn man objektiv gesehen überhaupt keine Chance dabei hat.

  • Freut mich, dass du das Thema interessant findest, Nerd!


    Hast du schon den ganzen Thread gelesen? Ich bin nämlich eben nicht der Meinung, dass das drei gleichwertig nebeneinanderstehende natürliche, instinktive Reaktionen sind. Das hatte ich hier auch schon ziemlich ausführlich erklärt, soweit ich mich erinnere: Das Erstarren kommt mir eher vor wie ein Fehler im System, wenn die Person durch ein sehr unerwartetes, außergewöhnliches und als katastrophal wahrgenommenes Ereignis vollkommen überfordert damit ist, das Geschehen adäquat zu verarbeiten. Wie z.B. bei einem schweren Unfall.

    Nein, den gesamten Thread habe ich nicht gelesen, nur die letzten Einträge, insbes. dein Beispiel, auf das ich mich bezog. Ich schrieb von 3 Optionen. Das heißt nicht, dass in der Natur alle 3 gleich oft angewendet werden. Ich glaube nicht, dass es überhaupt einen Fehler im System gibt. Der Körper reagiert noch so, wie er es vor Millionen von Jahren (in der freien Natur) gelernt hat. Dass diese erlernten Reaktionen in unserer neuen zivilisierten Welt nicht immer passen, stimmt natürlich.


    Zitat von Woodstock

    Ansonsten wird entweder die Flucht oder der Kampf gewählt, denke ich. Wie du sagst, ganz intuitiv... das muss nicht unbedingt heißen, dass die gewählte Methode Aussicht auf Erfolg hat. Man rennt auch auf freiem Feld vor einer Meute aggressiver Wachhunde davon und man wehrt sich auch mit bloßen Händen gegen den Messerangriff eines durchtrainierten Zweimentermannes... selbst wenn man objektiv gesehen überhaupt keine Chance dabei hat.



    Wir kämpfen auch ohne Aussicht auf Erfolg. Da hast du Recht. Die Starre kommt ausschließlich zum Einsatz, wenn etwas ganz plötzlich geschieht, z. B. ein Autounfall. Das ist ein ganz wichtiger Punkt - wie in deinem Beispiel von der Frau, der ganz plötzlich unter die Bluse gegriffen wurde.

    Die Wachhunde auf dem freien Feld hingegen sieht man ja schon aus weiter Entfernung. Ich denke, in dieser Situation ist ein Kampf die erfolgsversprechendste Option, da eine Flucht gar keine Aussicht auf Erfolg bietet.

  • Ich schrieb von 3 Optionen. Das heißt nicht, dass in der Natur alle 3 gleich oft angewendet werden. Ich glaube nicht, dass es überhaupt einen Fehler im System gibt. Der Körper reagiert noch so, wie er es vor Millionen von Jahren (in der freien Natur) gelernt hat. Dass diese erlernten Reaktionen in unserer neuen zivilisierten Welt nicht immer passen, stimmt natürlich.

    Für mich passt eigentlich die Erklärung besser, dass die Reaktionen, die sich im Laufe der Evolution bewährt und verfestigt haben, "Flucht" und "Angriff" sind. Das funktioniert in einer natürlichen Umwelt in den allermeisten Fällen am besten. Gerade in der heutigen zivilisierten Welt gibt es aber Ereignisse, in denen diese Strategien keine Option darstellen - wie z.B. Verkehrsunfälle. Das beste Beispiel hat ja Stone schon genannt: Einen Flugzeugabsturz. Dabei kann man nicht fliehen, und man kann auch gegen nichts kämpfen. Es ist aber eine akut lebensbedrohliche, angsteinflößende Situation. Bei solchen Bedingungen finde ich es sehr nachvollziehbar, dass die betroffenen Personen mental aussteigen und völlig handlungsunfähig und unansprechbar werden. Und das dann auch bleiben, wenn es wieder Sinn machen würde, aktiv zu werden und zu fliehen.


    Und nochmal etwas anderes ist eben der Effekt der "erlernten Hilflosigkeit", den ich hier im Thread auch schon erwähnt hatte.


    Die Starre kommt ausschließlich zum Einsatz, wenn etwas ganz plötzlich geschieht, z. B. ein Autounfall. Das ist ein ganz wichtiger Punkt - wie in deinem Beispiel von der Frau, der ganz plötzlich unter die Bluse gegriffen wurde.

    Aber Überraschung ist nicht der einzige Faktor. Wenn man überraschend ins Wasser fällt, wird man doch auch nicht starr und ertrinkt einfach. Wenn man überraschend von Wespen angegriffen wird, bleibt man nicht erstarrt stehen und lässt sich stechen. Wenn man überraschend von einem Betrunkenen angepöbelt und geschubst wird, erstarrt man nicht und lässt sich das gefallen. Da muss noch etwas hinzukommen, was dazu führt, dass man total überfordert ist und mental blockiert. Und was das sein soll, wüsste ich bei dem Beispiel mit der sexuell belästigten Frau eben nicht.

  • Für mich passt eigentlich die Erklärung besser, dass die Reaktionen, die sich im Laufe der Evolution bewährt und verfestigt haben, "Flucht" und "Angriff" sind. Das funktioniert in einer natürlichen Umwelt in den allermeisten Fällen am besten.

    Starre kann auch eine Reaktion sein, die evolutorisch funktioniert, besonders dann, wenn man es mit einem Gegner zu tun hat, vor dem man nicht fliehen kann und auch keine Chance im Kampf hat.

    Manche Räuber reagieren hauptsächlich auf Bewegung und Geräusche. Wenn die Beute die Gefahr früh genug erkennt, mit kompletter Erstarrung reagiert und sich ins Gras duckt, anstatt panisch loszusprinten, wird sie vielleicht nicht entdeckt.


    Wenn man überraschend ins Wasser fällt, wird man doch auch nicht starr und ertrinkt einfach.

    Wasser ist vielleicht einfach ein anderer Trigger, der eine andere instinktive Reaktion produziert?

    Vielleicht braucht es für das Auslösen einer Schockstarre den Impuls: Jäger / Raubtier / Gefahr durch ein anderes Lebewesen.

  • Starre kann auch eine Reaktion sein, die evolutorisch funktioniert, besonders dann, wenn man es mit einem Gegner zu tun hat, vor dem man nicht fliehen kann und auch keine Chance im Kampf hat.

    Manche Räuber reagieren hauptsächlich auf Bewegung und Geräusche. Wenn die Beute die Gefahr früh genug erkennt, mit kompletter Erstarrung reagiert und sich ins Gras duckt, anstatt panisch loszusprinten, wird sie vielleicht nicht entdeckt.

    Darüber habe ich auch schon öfter nachgedacht. Aber diese Reaktion zeigt man doch eigentlich nur, wenn das Tier, von dem die Gefahr ausgeht, sich noch nicht aggressiv und akut gefährdend verhält. Und zudem bin ich mir auch nicht sicher, ob das nicht vielleicht sogar (zumindest beim Menschen) eine eher kognitiv gesteuerte Reaktion entgegen einem intuitiven Fluchtreflex ist, zu der man in der Lage ist, weil man sich schnell genug bewusst machen kann, dass es günstiger ist, sich absolut ruhig zu verhalten und darauf zu hoffen, dass man nicht entdeckt bzw. nicht als Beute oder Feind angesehen wird. Oder?


    Und sich zu ducken, ist ja auch schon wieder eine (sinvolle) Aktion, und nicht etwa eine Starre. Etwas Ähnliches macht man bei einem übermächtigen Angreifer ja auch: Man hebt die Arme, dreht sich weg, kauert sich nieder und versucht so, zumindest die empfindlichsten Körperstellen - Kopf und Brust - zu schützen.


    Insgesamt würde ich dieses Verhalten daher nicht als "Schockstarre" bezeichnen. Denn die charakterisiert sich für mich dadurch, dass man sich nicht mehr bewegen kann... auch dann nicht, wenn es die wesentlich bessere Wahl wäre. So wie deine Fluggäste, die nach der Bruchlandung wie angeklebt auf ihren Sitzen hocken bleiben, obwohl du sie ohrfeigst und anschreist, dass sie aufstehen und über die Notausgänge das Flugzeug verlassen sollen.


    Wasser ist vielleicht einfach ein anderer Trigger, der eine andere instinktive Reaktion produziert?

    Vielleicht braucht es für das Auslösen einer Schockstarre den Impuls: Jäger / Raubtier / Gefahr durch ein anderes Lebewesen.

    Aber was ist dann mit den beiden anderen Beispielen - den angreifenden Wespen und dem pöbelnden Betrunkenen? Würdest du dabei denn eine Schockstarre erwarten?


    Ich glaube eher, ausschlaggebend ist die Unmittelbarkeit der zu erwartenden Schädigung. Wasser, das einem über dem Kopf zusammenschlägt, signalisiert ganz unmissverständlich: Jetzt tu was, um diesen Zustand aktiv zu überwinden, oder es wird dir übel ergehen. Ein fauchender, zähnefletschender Tiger, der direkt auf einen zustürmt, signalisiert das ebenfalls. Oder Wespen, die einen plötzlich am ganzen Körper stechen. Betrunkene, die einen anpöbeln und bedrängen. Eben alle als ernsthaft unangenehm, bedrohlich, schmerzhaft empfundenen Ereignisse, die bereits eingetreten sind oder zumindest unmittelbar bevorstehen, denke ich.


    Je gravierender und direkter der zu erwartende Schaden, desto irrelevanter sind meiner Meinung nach die Erfolgsaussichten - man versucht es eben trotzdem. Und auch über sonstige Konsequenzen wird dann gar nicht mehr nachgedacht, weil erste Priorität in dem Moment der Schutz der eigenen Person hat.

  • Woodstock:


    Das hier könnte dich vielleicht interessieren:

    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4495877/


    Hier wird Schockstarre nicht mit "Flucht oder Angriff" gleichgesetzt, sondern es soll die Stufe danach sein, wenn Flucht oder Angriff nicht mehr möglich sind. Dieser Zustand wird dabei auch von einer simplen Starre abgegrenzt, in die ein Tier fällt, wenn es eine Gefahr wahrnimmt.


    Zitat

    Tonic immobility is usually a terminal defense used when flight or fight has failed, and the animal has been caught by a predator. Its function is to deactivate the predator’s killing reflex or to discourage consumption, as many predators are reluctant to eat dead meat

    (...)

    Tonic immobility appears to be triggered when these sensory inputs reach a critical threshold.

    (...)

    The antinociceptive response elicited during tonic immobility is opioid mediated and involves activation of the PAG and the rostral ventromedial medulla pain circuit.71


    In dem Artikel sind die neuronalen Prozesse, die tonische Immobilität verursachen, detailliert erklärt.

  • Danke! Ich lese mal nachher genauer. Scheint mir aber so auf den ersten Blick ziemlich passend zu meinen Überlegungen zu sein, oder?

  • Danke! Ich lese mal nachher genauer. Scheint mir aber so auf den ersten Blick ziemlich passend zu meinen Überlegungen zu sein, oder?

    In dem Artikel wird zumindest auch auf Schockstarre bei Vergewaltigungen eingegangen und ebenfalls erklärt, warum ein Trauma dieser Art dazu führt, dass die Reaktion bei Menschen (im Gegensatz zu den meisten Tieren) als Standardreaktion auf ähnliche Erlebnisse 'hängenbleiben' kann.

  • So, ich habe mich jetzt mal näher mit dem Artikel befasst. Danke nochmal dafür, Stone.


    In dem Artikel wird zumindest auch auf Schockstarre bei Vergewaltigungen eingegangen und ebenfalls erklärt, warum ein Trauma dieser Art dazu führt, dass die Reaktion bei Menschen (im Gegensatz zu den meisten Tieren) als Standardreaktion auf ähnliche Erlebnisse 'hängenbleiben' kann.

    Das ist wirklich interessant - in dem Artikel wird eine ähnliche Unterscheidung von Freezing-Reaktionen vorgenommen, wie ich sie auch schon skizziert hatte.


    Einerseits wird ein meist nur kurzfristig anhaltender Freezing-Effekt beschrieben, der (ggf.) früh in der Verteidigungskaskade auftritt - z.B. bei sehr überraschenden, schwer einzuordnenden unangenehmen Situationen. Sozusagen eine kurzzeitig auf Eis gelegte Flucht-oder-Kampf-Reaktion. In diesem Zustand ist man laut Artikel zwar handlungsblockiert, aber auch hoch aufmerksam und aktiviert - man muss also wohl erstmal die Eindrücke verarbeiten und möglichst auch neue Informationen aufnehmen, die einem Anhaltspunkte geben können, wie man sich als nächstes verhalten soll. Und Sekunden später reagiert man dann ja in der Regel auch wieder in irgendeiner Weise.


    Damit könnte man sich gut das kurze Erstarren erklären, wenn man ein gefährliches Tier in nächster Nähe entdeckt.


    Dieses Phänomen hatte ich hier im Thread so beschrieben:

    Je nach Konstellation kann es bei sowas ja durchaus auch zu einem Startle-Effekt kommen... wenn man z.B. gerade noch ein angenehmes Date hatte, und in der nächsten Sekunde plötzlich auf höchst unangenehme Art sexuell bedrängt wird. Dass man in solchen Momenten von widerstreitenden Impulsen blockiert wird und kurzfristig nicht in der Lage ist, zu handeln, halte ich für plausibel.


    Des Weiteren ist in dem Artikel von tonischer und - in gesteigerter Form - kollabierter Bewegungslosigkeit die Rede. Dies wird als Zustand beschrieben, dem erstmal einiges vorausgehen muss - mindestens das Erkennen bzw. die Erfahrung, dass in einer stark bedrohlichen Situation sowohl Flucht als auch Kampf nicht möglich oder nicht erfolgversprechend ist. So dass wohl ein "Ergeben" in die Situation und Dämpfen der Empfindungen die geeignetste Strategie darstellt. Dabei ist dann eine geringere physiologische Aktivierung zu beobachten: Erniedrige Herzrate, Taubheitsgefühl, vermindertes Schmerzempfinden, dissoziative Zustände - bis hin zu Bewusstseinstrübung, Sauerstoffmangel und Ohnmacht bei der kollabierten Bewegungslosigkeit.


    Diese Art der Starre kann auch die Erstlinien-Reaktion darstellen - z.B. wenn zuvor bereits traumatische Erfahrungen von Wehrlosigkeit gemacht wurden und dadurch ein entsprechendes Priming stattgefunden hat.


    Das deckt sich ebenfalls ziemlich gut mit meinen bisherigen Überlegungen zu dem Thema:

    Im Gegensatz dazu tritt eine Schockstarre meiner Meinung nach ein, wenn Menschen von einer sie völlig überfordernden Situation überwältigt werden, sich hilflos ausgeliefert fühlen und schlichtweg nicht mehr klar denken können. Aber in solchen Momenten nimmt man dann auch tatsächlich gar nichts mehr normal wahr, glaube ich. Das Bewusstsein ist getrübt. Man spürt keine Schmerzen im üblichen Sinne, und kann sich hinterher nicht bzw. nur noch sehr fragmentarisch an die Ereignisse erinnern.


    Und bei Vorliegen von Bedingungen, unter denen traumatisierende Ereignisse immer wieder vorkommen - bei Gefangenen z.B., die wiederholt gefoltert werden - werden solche dissoziativen Zustände sicherlich mit der Zeit auch Bestandteil des normalen Verhaltensrepertoirs. Weil eben keine Möglichkeit besteht, zu flüchten oder sich zu wehren, und das apathische Ertragen in einem weggetretenen Zustand daher die beste zur Verfügung stehende Option ist, die Misshandlungen zu überstehen. Dieses antrainierte Verhalten tritt dann ggf. ganz automatisch auch in ähnlichen Situationen ein, in denen Flucht oder Gegenwehr möglich wäre. Siehe: "erlernte Hilflosigkeit".

  • Woodstock


    Und welches Problem siehst du jetzt genau, wenn jemand angibt, während einer Vergewaltigung in eine Schockstarre verfallen zu sein?

    Worum geht es dir konkret?

    =>

    Also um das noch mal klarzustellen:


    Ich meine nicht durch entsprechende Erfahrungen (mehrfach) vorbelastete Personen. Darüber hatten wir in diesem Thread ja auch geschrieben... dabei kann ich mir durchaus vorstellen, dass ein Effekt wie z.B. erlerne Hilflosigkeit eintritt, der dazu führen kann, dass die Person dann auch in einer objektiv nicht aussichtslosen Lage von vornherein keinen Versuch mehr unternimmt, sich der Situation zu entziehen. Sondern dass sie ggf. schon von Anfang an mit völliger Apathie und "geistigem Aussteigen" reagiert.


    Ich meine auch nicht Situationen, in denen Personen bis zu einem gewissen Punkt Ablehnung und Abwehr zeigen, ihr Gegenüber aber Nötigungshandlungen ausführt (Fluchtweg versperren, körperlich fixieren, Abwehr unterbinden, Gewalt androhen etc.), so dass sie weiteren Widerstand als aussichtslos ansehen und sich dazu entschließen, die Gegenwehr einzustellen.


    Ich meine auch nicht so etwas wie Schrecksekunden, in denen man derartig überrascht, erschrocken und mental überfordert ist, dass man kurzzeitig wie gelähmt ist.


    Sondern ich meine Fälle, in denen eine nicht vorbelastete, psychisch unauffällige, erwachsene Person damit konfrontiert ist, dass eine andere Person sich ihr unerwünscht körperlich nähert, ohne sie aber zu nötigen und ohne ihr zu drohen. In solchen Fällen kann ich mir einfach nicht erklären, wie und warum es zu einer "Schockstarre" kommen sollte. Das macht für mich überhaupt keinen Sinn.

    Als Beispiel für so einen Fall:

    "Ich war neulich auf der Party einer Freundin, da war auch ein Typ, den ich flüchtig kannte, wir haben uns unterhalten, dann sind wir in ein anderes Zimmer gegangen, da hat er dann unter meine Bluse gegriffen und fing an, meine Hose aufzuknöpfen, ich wollte das eigentlich gar nicht, aber ich war wie gelähmt und konnte nichts machen, und dann legte er mich aufs Sofa und zog mich aus und hatte Sex mit mir, obwohl ich das gar nicht wollte."


    Auf so eine Beschreibung erfolgen dann sehr oft Erklärungen wie "Schockstarre - ganz klar - Schutzmechanismus - total natürliche und normale Reaktion - das macht der Körper ganz instinktiv" usw..


    Auch in den Medien wird die Schockstarre inzwischen häufig in dieser Weise dargestellt: Nicht nur als erlernte Reaktion aufgrund schwerwiegender belastender Vorerlebnisse oder als temporäre Handlungsunfähigkeit in unvorhersehbaren beängstigenden Situationen... sondern als Bestandteil eines natürlichen Verhaltensrepertoirs, das bei jeder Person bei jeglicher unerwünschten körperlichen Annäherung einer anderen Person zum Tragen kommen kann.


    Oder um es mal anders auszudrücken: In den letzten Jahren hat es sich nach meinem Eindruck vermehrt eingebürgert, die bekannten und etablierten Reaktionen auf Bedrohungssituationen, "fight" und "flight", um das Phänomen "freeze" als gleichwertige dritte Option zu erweitern. Ohne dass sich dies aber wissenschaftlich fundiert begründen lässt. Ich finde, eher im Gegenteil - diese Annahme wirft für mich mehr Fragen auf, als dass sie beantwortet.

  • Woodi, ich hab dich verstanden.


    Würde gern mehr schreiben, aber mein Hirn ist z.Z. auf standby.

  • Aber jetzt glaubst du diesen Schilderungen?

    "Glauben" ist ohnehin nicht der richtige Begriff. Schilderungen so gelagerter Fälle mangelt es in meinen Augen an Plausibilität, daher bin ich ihnen gegenüber eher skeptisch. Und der von Stone verlinkte Artikel stützt diese Sichtweise doch auch.


    Woodi, ich hab dich verstanden.


    Würde gern mehr schreiben, aber mein Hirn ist z.Z. auf standby.

    :flower: Dankeschön, meine Liebe!


    Und mach dir bloß keinen Stress. Das ist ja auch ein schwieriges Thema. Ich mag darüber auch manchmal nicht eingehender nachdenken und diskutieren.

  • Die letzte Antwort auf dieses Thema liegt mehr als 365 Tage zurück. Das Thema ist womöglich bereits veraltet. Bitte erstelle ggf. ein neues Thema.

    • :flower:
    • kqjdhakjhdjak
    • adjhkahhka
    • bajhjkadhka
    • dnajkhak
    • ndkjahjakjhkw
    • bjahkjhekjhek
    • nhdakhkjhaea
    • nwjkahkehakhe
    • :*
    • adlkjdajdjall
    • 8o
    • =O
    • <X
    • ||
    • dlkjjaljlajdljdlkajlkdla
    • :S
    • X/
    • 8)
    • ?(
    • :rolleyes:
    • :love:
    • 8|
    • :cursing:
    • :thumbdown:
    • :thumbup:
    • :sleeping:
    • :whistling:
    • :evil:
    • :saint:
    • <3
    • :!:
    • :?:
    Maximale Anzahl an Dateianhängen: 10
    Maximale Dateigröße: 1 MB
    Erlaubte Dateiendungen: bmp, gif, jpeg, jpg, pdf, png, txt, zip
      Du kannst die Antworten mittels Drücken und Festhalten in ihrer Reihenfolge ändern. Du kannst 20 Antwortmöglichkeiten vorgeben.
      Das Ergebnis ist erst mit dem Ablauf der Umfrage oder der Abgabe einer Stimme sichtbar.