"Jan Philipp Reemtsma schreibt in seinem sehr
lesenswerten Buch 'Vertrauen und Gewalt. Versuch über eine besondere Konstellation der Moderne', dass in der Moderne
nur noch eine Form von Gewalt legitim erscheint: nämlich die, die eine größere
Gewalt verhindern kann. Wer also gewalttätig sein will, muss zunächst das
Gegenüber zu einer gewalttätigen Bedrohung und sich selbst zum Opfer erklären."
https://www.zeit.de/kultur/201…mus-freiheit-gesellschaft
Diese Passage finde ich sehr interessant. Wer Gewalt anwenden will, ohne negative gesellschaftliche Konsequenzen zu tragen, muss diese entweder mit hohem Aufwand und Risiko im Verborgenen ausüben oder sie sich von der Gesellschaft legitimieren lassen, indem er sie als vermeintliche Selbstverteidigung produziert.
Notwehr ist im Strafgesetzbuch eine der wenigen Optionen, die Gewaltanwendung erlaubt, und dieses Konzept kann jederzeit auf das zwischenmenschliche Miteinander angewendet werden, wenn man sich selbst möglichst sichtbar in die Position des Schwachen, des Opfers, des Angegriffenen manövriert, um von dort aus anzugreifen.
Im 'besten Fall' wird die Gewalt dann von anderen unterstützt, mindestens aber gebilligt. Dem vermeintlichen 'Täter' hingegen werden so die Hände gebunden, da er sich jetzt von außen betrachtet in einer Position befindet, in der jede Form von Gewalt seine Täter-Rolle bestätigen und negative gesellschaftliche Konsequenzen mit sich ziehen würde.
Wie durchbricht man eine solche Dynamik effektiv, wenn man ihr begegnet?
Welche Strategien wendet ihr dagegen an?