Moral vs Amoral

  • Ich hatte mal 200,- Euro einstecken. Lose, in der Hosentasche. Es war Winter, Schnee und war mit den Kindern unterwegs. Meine Hände, aufgrund der Kälte, ständig in der Hosentasche. Habe es nicht gemerkt, dass mir das Geld rausgefallen ist.

    Erst zu Hause bemerkte ich, dass das Geld weg ist und ich nicht weiß wo.

    Haus durchsucht, verlege Sachen oft, den Weg nachgegangen. Nichts. Mein Nachbar meinte dann, ruf doch bei der Polizei an. Dachte, was für eine blöde Idee. Wer gibt denn loses Geld ab, ohne Name/Adresse. Habe es dennoch gemacht. Der Wahnsinn, da hatte eine Frau das Geld tatsächlich gefunden und hat es bei der Polizei abgegeben. Einfach so. Sie wollte auch kein Finderlohn, wenn dann sollte ich es spenden. Habe ich dann auch, aufgrund meiner Moral, auch getan.

    Das Schönste, was ich in der Richtung mal erlebt habe:


    Ich war einkaufen und sah plötzlich zwei Jungs - vielleich 12, 13 Jahre alt - die einen Mitarbeiter des Geschäfts ansprachen und ihm ein Portemonnaie zeigten. Schusselig wie ich bin, war mir irgendwie sofort klar, dass das meins ist... obwohl ich es bis dahin noch nicht mal vermisst hatte, soweit ich mich erinnere... ^^


    Tatsächlich war es so. Ich ging dann hin, bekam mein Portemonnaie zurück und lobte die Jungs sehr, dass sie es so mustergültig abgegeben haben... was sie überhaupt nicht verstehen konnten, die fanden das total selbstverständlich. Und als ich ihnen einen Finderlohn geben wollte, haben sie das beide erstmal energisch abgelehnt, ich musste ihnen das Geld regelrecht aufdrängen.


    Die zwei waren so klasse. Es war wirklich kein geringer Betrag, den sie da gefunden hatten... und in dem Alter sich nicht versuchen zu lassen, das Geld zu behalten - das fand ich schon beeindruckend. Sehr moralisch! :)

  • Und wie geht outlaw mir der Moral um?


    Outlaw ist da sehr flexibel.


    Ich habe ja dieses Nischen- und Verantwortungssystem.


    Ich kann dieselbe Handlung amoralisch als auch moralisch finden.


    ZB. dieses Portemonnaiebeispiel: Wenn es einem Kumpel gehört, geh ich nicht ran. Gehört es einem Fremden, ist das Cash meins. Wenn ich gut drauf bin, sichere ich die sonstigen Inhalte wie den Perso. Ansonsten nicht.

  • Was du nicht willst was man dir tu, das füge keinem anderen zu.

    Gemeinschaften, die den kategorischen Imperativ hochhalten, funktionieren meines Erachtens am besten. Dieses Konzept muss ein sozialer Konsens sein, der sich in Gesetzen, Rechten, Pflichten, Gemeinschaftsentscheidungen und Idealen widerspiegelt.

    Es sollte nach Möglichkeit eine Basis bestehen, auf der ein Individuum nur dann Macht und Einfluss erreichen kann, wenn es diese Ideale mitträgt und fördert. Das ist leider in der Praxis oft genug nicht der Fall, aber das wäre das Optimum.


    Ein derartiges Gesellschaftskonstrukt bedingt nicht, dass jedes Individuum diese Ideale ebenfalls makellos umsetzt. Menschen können das nicht. Sie haben egoistische Bedürfnisse, die sie unangemessen stark gewichten, sie sind emotional, unobjektiv, schlecht informiert, machthungrig, gierig, manipulierbar, denken zu einseitig und beschränkt, unterliegen diversen psychologischen Verzerrungen, reden sich eigenes amoralisches Verhalten schön, reflektieren und hinterfragen sich selbst zu wenig.


    Es liegt also gar nicht in der Natur des Menschen, stets moralisch korrekt zu handeln. Es wäre Wahnsinn, das zu verlangen.

    Daran scheitern ja auch Konzepte wie Kommunismus: Das Prinzip klingt auf dem Papier total gut und fair, scheitert aber am Individuum.


    Gerade deshalb ist es wichtig, sich dafür einzusetzen, dass die Kant'sche Maxime das soziale Konstrukt definiert, in dem man sich befindet, sowohl in Gesellschaften, als auch in kleineren Gemeinschaften, um eine Basis zu schaffen, auf der ein Handeln nach dem kategorischen Imperativ gefördert und belohnt wird.

    Man muss nicht selbst makellos moralisch sein, um das zu tun, und es ist auch nicht schlimm, innerhalb der Gemeinschaft amoralisch zu handeln, solange das soziale Konstrukt besteht. Dieses fängt die Fehler des Individuums ab, wenn das System funktioniert, und hält die antisozialen Anteile, die in jedem Menschen vorhanden sind, auf eine Weise unter Kontrolle, die dafür sorgt, dass es allen Individuen insgesamt besser geht.

  • ZB. dieses Portemonnaiebeispiel: Wenn es einem Kumpel gehört, geh ich nicht ran. Gehört es einem Fremden, ist das Cash meins. Wenn ich gut drauf bin, sichere ich die sonstigen Inhalte wie den Perso. Ansonsten nicht.

    Ich muss gestehen, dass ich bei diesem Beispiel ähnlich handeln würde. Ich würde mir das Geld nehmen und die Karten wie Perso der Person per Post zukommen lassen.

    Wenn es jemanden gehört den ich kenne, würde ich das Geld nicht nehmen.

    So wilde Freude nimmt ein wildes Ende,

    Und stirbt im höchsten Sieg, wie Feu'r und Pulver

    Im Kusse sich verzehrt. Die Süßigkeit

    Des Honigs widert durch ihr Übermaß,

    Und im Geschmack erstickt sie unsre Lust.

    Drum liebe mäßig; solche Lieb' ist stät:

    Zu hastig und zu träge kommt gleich spät. -William Shakespeare-

  • Was du nicht willst was man dir tu, das füge keinem anderen zu.


    Wenn es immer so einfach wäre...

    jo, doch das geht. ich versuche das zumindest immer nach möglichkeit durchzuziehen. interessanterweise hilft mir ausgerechnet mein angeborener narzissmus total dabei. ich fühle mich immer extrem gut, wenn ich gutes tue. je höher die summe, die in einem zurückgegebenen portemonnaie drin war, um so größer die glückshormonausschüttung, sozusagen, um jetzt beim beispiel zu bleiben. ich denke dann immer: "alter, bist du nicht großartig? ja, du bist definitiv großartig. das ist der punkt! und jetzt gehst du zur feier des tages von dem finderlohn richtig schön essen." funktioniert immer! und kostet vor allem, zumindest in dem fall, fast gar keine anstrengung.

  • jo, doch das geht. ich versuche das zumindest immer nach möglichkeit durchzuziehen. interessanterweise hilft mir ausgerechnet mein angeborener narzissmus total dabei. ich fühle mich immer extrem gut, wenn ich gutes tue. je höher die summe, die in einem zurückgegebenen portemonnaie drin war, um so größer die glückshormonausschüttung, sozusagen, um jetzt beim beispiel zu bleiben. ich denke dann immer: "alter, bist du nicht großartig? ja, du bist definitiv großartig. das ist der punkt! und jetzt gehst du zur feier des tages von dem finderlohn richtig schön essen." funktioniert immer! und kostet vor allem, zumindest in dem fall, fast gar keine anstrengung.

    Das erinnert mich an manche Personen mit Helfersyndrom, die auch nur aus dem Grund helfen um Anerkennung von anderen zu bekommen.

    So wilde Freude nimmt ein wildes Ende,

    Und stirbt im höchsten Sieg, wie Feu'r und Pulver

    Im Kusse sich verzehrt. Die Süßigkeit

    Des Honigs widert durch ihr Übermaß,

    Und im Geschmack erstickt sie unsre Lust.

    Drum liebe mäßig; solche Lieb' ist stät:

    Zu hastig und zu träge kommt gleich spät. -William Shakespeare-

  • Das Geld von einem Kumpel würde ich in keinem Fall nehmen, das ist für mich absolut amoralisch.


    Es gibt bestimmt viele kleine Situationen, in denen ich mich nicht moralisch verhalte. Hier mal ein bisschen lästern über jemanden, der nicht dabei ist (aber wirklich nur mit jemanden, den ich sehr gut kenne), dort mal unmoralische Gedanken über jemanden, den ich auf der Straße sehe (also innerlich einen negativen Spruch machen).


    Allerdings geht es mir so, dass , wenn ich mitbekomme, dass in einer großen Gruppe über jemanden gelästert wird, der im weitesten Sinne zu der Gruppe gehört, doch dann schon relativiere und den anderen mitteile, dass ich das auch aus einer anderen Perspektive sehen kann. Tendenzen zum Mobbing gehen gar nicht, das kann und will ich nicht.

  • Das erinnert mich an manche Personen mit Helfersyndrom, die auch nur aus dem Grund helfen um Anerkennung von anderen zu bekommen.

    na, wenn es zielführend ist und der allgemeinheit hilft. warum nicht. allerdings leide ich nicht darunter.

  • na, wenn es zielführend ist und der allgemeinheit hilft. warum nicht. allerdings leide ich nicht darunter.

    Ich meinte es allgemein, nicht explizit auf dich bezogen.

    Ich mag es nur nicht, wenn sich solche als Selbstlos darstellen, aber eigentlich nur aus Eigeninteresse handeln.

    So wilde Freude nimmt ein wildes Ende,

    Und stirbt im höchsten Sieg, wie Feu'r und Pulver

    Im Kusse sich verzehrt. Die Süßigkeit

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    Und im Geschmack erstickt sie unsre Lust.

    Drum liebe mäßig; solche Lieb' ist stät:

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  • Das Geld von einem Kumpel würde ich in keinem Fall nehmen, das ist für mich absolut amoralisch.

    was ist hier der unterschied zwischen einem kumpel und einer fremden person? es ist nicht mein geld, und nur weil ich es gefunden habe, gehört es noch lange nicht mir. punkt.

  • Ich meinte es allgemein, nicht explizit auf dich bezogen.

    Ich mag es nur nicht, wenn sich solche als Selbstlos darstellen, aber eigentlich nur aus Eigeninteresse handeln.

    hm, wenn dir dann so jemand das leben rettet, würdest du das rückgängig machen wollen, wenn du erfährst, dass er aus purer egozentrik statt echter selbstlosigkeit gehandelt hat? oder würdest du etwa dein portemonnaie nicht haben wollen, wenn ich vor der tür stehe, und dir das übergeben will mit dem ganzen haufen kohle darin?

  • hm, wenn dir dann so jemand das leben rettet, würdest du das rückgängig machen wollen, wenn du erfährst, dass er aus purer egozentrik statt echter selbstlosigkeit gehandelt hat? oder würdest du etwa dein portemonnaie nicht haben wollen, wenn ich vor der tür stehe, und dir das übergeben will mit dem ganzen haufen kohle darin?

    Du verstehst mich falsch. Es geht mir nicht darum, dass man nicht helfen soll. Ich mag es nur nicht, wenn jemand herumprahlt, dass er aus Nächstenliebe handelt. Dann soll man lieber nichts sagen.

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    Und stirbt im höchsten Sieg, wie Feu'r und Pulver

    Im Kusse sich verzehrt. Die Süßigkeit

    Des Honigs widert durch ihr Übermaß,

    Und im Geschmack erstickt sie unsre Lust.

    Drum liebe mäßig; solche Lieb' ist stät:

    Zu hastig und zu träge kommt gleich spät. -William Shakespeare-

  • Du verstehst mich falsch. Es geht mir nicht darum, dass man nicht helfen soll. Ich mag es nur nicht, wenn jemand herumprahlt, dass er aus Nächstenliebe handelt. Dann soll man lieber nichts sagen.


    Ja, das ist bei dem sogenannten Altruismus oft dabei, die eigene Bestätigung, ein guter Mensch zu sein.


    Aber ehrlich gesagt, ein bischen geht es den meisten Menschen so. Wenn ich gutes tue, dann freue ich mich darüber, wenn es anerkannt wird. wenn ich einem Obdachlosen einen Euro oder so gebe, wünsche ich mir schon, dass er danke sagt, oder sich freut.

  • was ist hier der unterschied zwischen einem kumpel und einer fremden person? es ist nicht mein geld, und nur weil ich es gefunden habe, gehört es noch lange nicht mir. punkt.


    Bei einem Kumpel weiß ich genau, wen ich das gerade beklaue, bei einer fremden Person, weiß ich das nicht. Das ist viel weiter weg. Vielleicht ist die fremde Person ja total reich, und das Geld spielt für sie selbst gar keine große Rolle. Ich selbst weiß aber gerade gar nicht, wie ich über den Monat kommen soll.


    Wenn ich durch die Karten und so in der Brieftasche feststellen kann, dass ich gerade eine arme Rentnerin beklaue, ist das auch nochmal was anderes.


    Naja, ich bin halt selbst schon das eine oder andere Mal beklaut worden, auch wenn mir anderseits die Tasche hinterher getragen wurde.


    Auf einer Reise in der Gruppe mit jungen Erwachsenen bin ich im Nachtwagen auch beklaut worden, als der Zug in Mailand eine Stunde stand. Ich weiß noch, wie die Abteiltür aufging, ich noch dachte, wer kommt denn da, dann war ich aber wieder weg. Ich denke, die hatten irgendwelches Schlafgas versprüht. Jedenfalls haben die mir und einer anderen das gesamte Geld für die Reise geklaut.


    Als wir den Schaffner am Morgen drauf ansprachen, sagte er, jaja, es waren irgendwelche kleine Leute im Zug. Er schine es aber nicht so wichtig zu finden, keine Ahnung.


    Nun, selbst Schuld gewesen, ich schlief unten und hatte meine Tasche neben meinem Kopf. Die andere schlief oben, hatte zwar einen Brustbeutel, der lag aber auch neben ihrem Kopf.


    Sowas passiert.

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