Empathie und Moral

  • So gesehen wäre kognitive Empathie das "Erwachsenere" Verfahren. Also so wie es in einem Krankenhaus gehandhabt würde... Wobei das auch Schwachstellen hat.


    Das andere, auf reiner gefühlsduselei basierende Verfahren, erscheint mir dann aber und deutlich weniger verlässlich, in seinen Ausprägungen möglicherweise sogar ins inhuman gehende.

    Aber Randy spricht hier nicht über die Liebe und Empathiefähigkeit zu eigenen Kindern, sondern (Krankenhaus-Beispiel) zu "fremden"Menschen, bzw. Menschen, welchen einem nicht nahe stehen.


    Emotional empatisch auf fremde Menschen zu reagieren, ist schon "schräg".

    Wieso sagt man auch, ein Psychotherapeut sollte nahestehende Menschen nicht therapieren? Gerade deswegen, weil er/sie emotional darauf reagieren könnte. Niemanden wäre da geholfen.

  • Ich verstehe immer noch nicht, warum man das unterscheiden muss. Kognitive Empathie, emotionale Empathie.


    Meine Erfahrungen haben doch Wissen und Fühlen bei mir hinterlassen. Wenn ich wirklich empathisch bin, dann ist es doch nie nur das reine Gefühl. Ich kann vielleicht mitfühlen, weil ich ähnliches schon erlebt und gefühlt habe. Gleichzeitig hab ich aber auch ein Wissen in meinem Kopf , möglicherweise, wie ich früher mit solchen Gefühlen umgegangen bin, das Wissen, dass solche Gefühle auch vorbei gehen oder so. Und ganz wichtig dabei ist auch die Abgrenzung. Ich fühle irgendwie mit, dass dieser Mensch gerade verzweifelt, traurig oder ärgerlich ist, aber ich grenze mich auch davon ab, weil es eben nicht meine persönliche Situation gerade ist.


    Und wie intensiv das Mitfühlen ist, das ist natürlich davon abhängig, wie nahe mir ein Mensch steht.


    Und natürlich habe ich ein Wissen darüber, wie man mit verzweifelten Menschen sozial veträglich umgeht.

  • Bastine


    Du beschreibst gerade selbst sehr schön diese Abgrenzung zwischen kognitiv und emotional.


    Ich beziehe mich da gerne wieder auf das heutige Erlebnis. Trauerfeier.. ich war ein sehr guter Trost spendender Mensch. Aber nur auf der kognitiven Ebene. Mein Mitgefühl haben diese Menschen, ich verliere mich aber nicht in ihren Gefühlen.

    Ich wusste haargenau wie ich Trost spende, was ich sage und wie. Nicht manipulativ, sondern empathisch. Aber eben kognitiv und nicht emotional.

  • Mein Problem früher war, dass ich das oft mit der Abgrenzung nicht hinbekommen habe. Das heißt, ich habe mich teilweise in den scheinbar mitfühlenden Gefühlen verloren. Wobei da natürlich die Frage war, wieviel war wirkliches Mitfühlen oder inwieweit war ich in meinen eigenen Gefühen verstrickt. Bin da inzwischen schon weitaus besser, aber manchmal passiert mir das schon noch.


    Hm, ich bin mit einer schwer depressiven Mutter aufgwachsen, ich habe mehrere Jahre in einem Krankenheim für psychisch Kranke gearbeitet. Ich hatte bei dieser Arbeit doch schon immer das Gefühl, ein besonderes Verständnis für diese Kranken zu haben, auch, wenn die ganz andere Krankheiten hatten als ich oder meine Mutter z. B. Außerdem hatte ich mich belesen, und mir auch Wissen über diese Krankheiten angegeeignet.


    Teilweise hatte ich das Gefühl, doch ganz gut mit den Bewohnern umgehen zu können. Ich hab sie einfach vorbehaltslos akzeptiert und hatte in der Regel einen ruhigen zugewandten Umgang mit ihnen, und in der Regel sind sie auch respektvoll mit mir umgegangen, außer wenn die Psychose sehr zuschlug.


    Allerdings war ich doch sehr auf Mitfühlen innerlich programmiert. Und dabei habe ich mich letztendlich doch in meinen Gefühlen verloren, und war nicht mehr belastbar. Hm, es ist der einzelnen Pflegekraft aber auch viel zugemutet worden. Egal.


    Hab dann nach eigener psychischer Krankheit dort aufgehört.


    Aber auch später merkte ich oft mein Problem der Abgrenzung.


    Aber sorry, ich bin gerade ins OT geraten.

  • Kognitiv vs. Emotional


    Als mein Bruder starb, waren viele Menschen anwesend und ich nicht in der Lage Nähe zuzulassen. Ich kannte und kenne es nicht, dass man mir Trost spendet.

    Unter den ganzen Trauergästen erschien sie, eine Freundin, welche ich aus Teenagerzeiten kannte. Der Kontakt war, aus normaler menschlicher Sicht kurzzeitig unterbrochen gewesen. Ihr Trost war der einzige den ich annehmen konnte. Es war ehrlich, irgendwie. Ihr Mitgefühl war emotional empathisch, nicht kognitiv. Sie kannte mich so viele Jahre und wusste um die enge und besondere Bindung zu meinem Bruder.

    Ihre emotionale Empathie basierte nicht aus eigener Erfahrung, sondern aus Beobachtung der Beziehung zwischen meinem Bruder und mir.

    Ich glaube, das macht die emotionale Empathie auch aus. Nicht eigene Erfahrungen mit einbringen, sondern mitfühlend, mit der momentanen Wirklichkeit, Einschätzung etc.


  • Nun wird es aber kompliziert. Ja, sie hat emotional reagiert, weil sie dich und deinen Bruder kannte. Sie hatte vielleicht keine eigenen Erfahrungen, wie es ist, wenn ein so naher Mensch stirbt. Aber sowas kann man sich doch auch wirklich vorstellen, wei es ist, wenn ein so naher Mensch plötzlich nicht mehr da ist.


    Hm, ich kann immer noch nichts mit der Trennung zwischen emotionaler Empathie oder kognitiver Empathie nix anfangen für den Hausgebrauch.


    Ist aber egal, ich muss das ja alles auch nicht verstehen.

  • Also, was ich nicht verstehe ist, warum es so wichtig ist, dieses hier zu kommunizieren und auseinander zu halten.


    Also für wen das denn jetzt wichtig ist. Ist es wichtig für die Leute unter uns, die sich als eher gefühlsarm oder ähnliches bezeichen? Oder ist es wichtig für die Leute, die sich als besonders emotional bezeichnen?


    Für wen ist denn diese Unterscheidung wichtig?

  • Du bist vielleicht noch niemanden bewusst begegnet, der aus der Not heraus aufgrund mangelnder isntrinsischer Gefühle gelernt hat Gefühle zu imitieren. Da gibt es wahre Meister.

    doch, doch, solche leute kannte ich. es ist immer anstrengender gefühle zu imitieren, als echte gefühle zu haben. und das sieht man. oder man sprürt es. für mich immer ein zeichen sofort das weite zu suchen.

  • Aber Randy spricht hier nicht über die Liebe und Empathiefähigkeit zu eigenen Kindern, sondern (Krankenhaus-Beispiel) zu "fremden"Menschen, bzw. Menschen, welchen einem nicht nahe stehen.


    Emotional empatisch auf fremde Menschen zu reagieren, ist schon "schräg".

    Wieso sagt man auch, ein Psychotherapeut sollte nahestehende Menschen nicht therapieren? Gerade deswegen, weil er/sie emotional darauf reagieren könnte. Niemanden wäre da geholfen.

    ok, ich arbeite in einem Krankenhaus. Und beides hat je nach Situation seine Berechtigung, Häufig verlangt der Job professionelle Distanz, aber im Umgang mit Menschen ist Mitgefühl häufig wertvoll. Die brauchen ih Ihren Sorgen und Leiden auch mal echte Anteilnahme, das Maß macht es. Außerdem ist es oft gerade in interdisziplinären ethischen Konferenzen, in denen darüber entschieden wird, ob Eingriffe und Therapien die Schmerzen und Stress verursachen, in Relation das Leiden eines Menschen in einem angemessenen Grad lndern oder nur noch potenzieren. Säßen da nur emtionsbefreite kämen alle mit dem was möglich ist ohne die Ausmaße der ebenso wichtigen emotionalen Folgen für den Menschen angemessen einschätzen und in die Entscheidung einbringen zu können.


    Wenn ich auf ein fremdes und offenbar verzweifeltes Kind treffe reagiere ich emotional empathisch, was soll daran schräg sein? Es gibt eine Range der Intensität. Beim eigenen wäre sie wesentlich höher, aber ich stehe da sicher nicht innerlich total unberührt davor-



    Ich kann zB mir nicht mehr vorstellen eine enge Freundschaft oder Partnerschaft mit jemandem zu führen, der Emotionen nur kognitiv erfasst, nicht mitfühlt und generell in sich viel gedämpfter erlebt. Ich habs erlebt und fand es remotional eben echt oberflächlich und leblos.


    Aus meiner Erfahrung sind es auch sicher nicht vornehmlich die besonders empathischen Menschen, die von ihren Gefühlen übermannt werden und andere schädigen. Sondern eben die unempathischen, die mehr in ihrer eigenen und dann oft auch gestörten weil unkontrollierten Gefühlswelt treiben.

    Wie soll ich jemanden quälen, wenn ich mit ihm mitfühle? Das geht nur, wenn ich mein Mitfühlen dann enorm runteregle. Mitfühlen ist ein sich sebst zurücknehmen, den anderen mehr zulassen. Das sind generell die Personen, von denen weniger Gefahr ausgeht,


    In bestimmten Kontexten, wie in der Therapie ist emotionale Empathie , die Fähigkeit sich einfühlens enorm wichtig. Das s man berechtigterweise keine nahe stehenden Personen therapieren soll, liegt erstens an der Rollenvermischung, die ganz unterschiedlich und teils widersprüchliche Regeln beinhalten. Diese Verstriclungen sind es, die unterschiedlichen Interessen und möglichen Konsequenzen, Scham etc. spielen da rein. Aber ein Therapeut, der Gefühle und was sie auslösen im anderen nicht auch innerlich anklingen lassen kann, dem entgeht jede Menge Information und hat zudem Schwierigkeiten diese zu antizipieren.


    Es hat immer alles seine Vor- und Nachteile, aber der Mensch ist als ein fühlendes und denkendes Wesen angelegt Wenn jemand mit emotioanler Empathie schlecht ausgestattet ist sind diverse Probleme und Herausfoderungen vorgrammiert. So ist das halt, auch wenn das einige hier, warum auch immer, sehr motoviert das Gegenteil zu rechtfertigen.

    Du nennst ja gerne als Argument Stone, das wenig emotioanle Menschen weniger Menschen ausschließen.
    Sie haben auch weniger Motivation überhaupt jemanden einzuschließen. Jedenfalls nicht auf emotionaler Ebene. Da sind alle eben auch gleich egal.

  • So ist das halt, auch wenn das einige hier, warum auch immer, sehr motoviert das Gegenteil zu rechtfertigen.

    "Das Gegenteil rechtfertigen?"

    Ich habe ja ebenfalls geschrieben, dass beides Vor- und Nachteile hat und eine Kombination aus emotionaler und kognitiver Empathie das soziale Optimum darstellt.

    Es ist in meinen Augen allerdings auch nicht dramatisch, von diesem Optimum in die eine oder andere Richtung abzuweichen, solange man den Willen und die Fähigkeit besitzt, trotzdem sozialverträglich zu handeln.



    Was dein Beispiel mit der Ethikkommission betrifft: Ich denke nicht, dass man empathisch mit Menschen mitleiden muss, um moralisch korrekte Entscheidungen treffen zu können.

    Natürlich spielt das Leid des Patienten eine Rolle, wenn man Behandlungsmethoden bewertet – auch für jemanden, der dieses Leid nicht emotional spiegelt. Man würde nicht "alles machen, was möglich ist, ohne die emotionalen Folgen zu bedenken". Wie kommst du darauf?

  • Einnahme von MDMA soll die emotionale Empathie steigern, vielleicht alles nur ein chemisches "Problem"? Eventuell müssten manche ja nur die richtige Pille nehmen...


    Eigentlich müsste es doch eine starke Wechselwirkung geben zwischen kognitiver Empathie und emotionaler Empathie. Also in dem Moment wo ich die Situation von jemanden sehen kann und in weiterer folge (kognitiv) gut verstehen kann, dann wäre es doch naheliegend dass es auch zu einer entsprechenden emotionalen Reaktion kommt.


    Aber dann wäre auch der Umkehrschluss naheliegend, jemand der nicht "sieht" und kognitiv nicht gut versteht, würde dann sehr wahrscheinlich auch dementsprechend weniger emotional reagieren.

    Einmal editiert, zuletzt von randy () aus folgendem Grund: ausgebessert.

  • ...und Menschen, die mit dem Leid anderer stark in Berührung kommen, üben doch genau das, dass sie eben nicht vom Leid der anderen zu sehr berührt werden, damit sie handlungsfähig bleiben können....

    Eigene Emotionen können sehr stark und einnehmend sein. Ist doch besser, wenn die beherrscht werden könnten.

    Trotzdem kann man doch einfühlsam mit der leidenden Person umgehen.

  • Eigene Emotionen können sehr stark und einnehmend sein.

    Diese Auswirkungen erlebe ich manchmal an Bord, wenn ein medizinischer Notfall auftritt oder jemand sogar verstirbt. Dann kann es vorkommen, dass Flugbegleiter dabei von Emotionen überwältigt werden und plötzlich nicht mehr komplett handlungsfähig sind. Oder dass im Verlauf der nächsten Tage immer wieder Emotionen hochkommen. Sogar posttraumatische Belastungsstörungen können sich entwickeln.


    In dem Fall ist es dann ganz gut, wenn man ein paar Leute in der Crew hat, die das abfangen können, weil sie rational-distanziert bleiben, Gefühle weitestgehend ausblenden und sich einfach auf das konzentrieren, was getan werden muss.


    Falls es möglich ist, zieht man Menschen, die zu stark mitfühlen, in solchen Momenten aus der Situation ab, damit kein zusätzlicher Schaden entsteht.

  • ...und Menschen, die mit dem Leid anderer stark in Berührung kommen, üben doch genau das, dass sie eben nicht vom Leid der anderen zu sehr berührt werden, damit sie handlungsfähig bleiben können....

    Eigene Emotionen können sehr stark und einnehmend sein. Ist doch besser, wenn die beherrscht werden könnten.

    Trotzdem kann man doch einfühlsam mit der leidenden Person umgehen.

    Das kann man. Wenn man das auch tatsächlich schafft, Menschen nicht mehr noch leiden lässt...dann gibt es bestimmt am Empathischsein auch keine Zweifel.

  • Das kann man. Wenn man das auch tatsächlich schafft, Menschen nicht mehr noch leiden lässt...dann gibt es bestimmt am Empathischsein auch keine Zweifel.

    Einen leidenden Menschen gehen lassen können, sowas?

    Oder dem Leidenden kein schlechtes Gewissen machen, dass er jetzt nicht für andere da sein kann?

    Was meinst du genau. Ich bin nicht sicher, ob ich dich verstehe.

  • Ich habe nicht das Bestreben, von allen Menschen verstanden zu werden.


    Von daher, alles Gut.


    Mir fallen gerade auch nicht die passenden Worte für ein besseres Verständnis ein, oder


    Vielleich so - in etwa...

    Den "Gehenlasse-Leidens-Menschen" schon zu all den Lebzeiten möglichst nicht leiden lassen und ihm, am Ende sein Leiden möglichst liebevoll "zu nehmen" - so gut es geht, wenn man denn kann, damit... ;)

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