Wenn jemand mit sehr emotionalem Verhalten andere Menschen schädigt, kann es sein, dass er sich nicht ausreichend steuern konnte... es kann auch sein, dass er sich nicht beherrschen wollte.
Richtig.
Aus diesem Grund werde ich auch immer sehr skeptisch, wenn jemand in einem Anflug von Frust um sich schlägt, andere dabei verletzt, und dieses Verhalten dann auch im Nachhinein, wenn der Impuls abgeklungen ist und man in einer ruhigen Minute das Gespräch sucht, weiterhin als gerechtfertigt betrachtet (und oft sogar fortsetzt).
Dann war das eben kein Affekt mehr, sondern die Person findet dieses Verhalten generell in Ordnung.
Merkwürdigerweise erlebe ich derartige Situationen besonders häufig bei Personen, die sich selbst als äußerst empathisch bezeichnen und ein hohes Maß an Empathie von anderen einfordern.
Wenn ich dann versuche, mit dieser vermeintlich vorhandenen Empathie zu arbeiten ("Wie würdest du dich denn fühlen, wenn jemand dich so beleidigen würde?", "Wärst du nicht auch verletzt, wenn man sowas zu dir sagen würde?"), hat das keinen Effekt. Dann kommt als Antwort irgendeine Variation von: "Der wollte das doch so, der hat mich provoziert."
Deshalb betone ich ja immer wieder die Selektivität von emotionaler Empathie. Diese Empathie-Variante kommt unter Umständen schnell an ihre Grenzen.
Und dann braucht es eben den Willen, das kognitiv abzufangen und weiterhin sozialverträglich zu handeln, auch wenn die emotionale Empathie einem das nicht mehr auf der Gefühlsebene vorgibt.