Schwachpunkte, Charakterdefizite, unangenehme Aspekte von euch selbst – wie geht ihr damit um?

  • Ich gehe mal davon aus, dass jeder Mensch über Persönlichkeitsaspekte verfügt, die er an sich selbst nicht mag.

    Schwächen, Defizite, mangelnde Fähigkeiten, komische Bedürfnisse, Verhalten, das einem selbst schadet, Abweichungen von dem, was man gerne wäre, peinliche Angewohnheiten oder Wünsche, psychische Reaktionen, die man gerne abstellen würde, etc.


    Wie geht ihr mit sowas um? Verdrängt ihr das? Beschäftigt ihr euch damit? Arbeitet ihr daran? Versucht ihr, das abzustellen, oder akzeptiert ihr das? Verbergt ihr diese Aspekte oder geht ihr offen damit um?

  • Für mich gibt irgendwie lustig/liebenswert-peinliche Dinge, zu denen ich ganz gut stehen kann. Und dann gibt es peinlich-peinliche Dinge, die ich wirklich kaum jemandem offenbaren würde. Dazu bräuchte es schon ganz besondere Bedingungen. Und ich weiß auch nicht, ob ich davon profitieren würde, sowas mit anderen zu teilen...


    Ich beobachte mich (und andere Menschen) eigentlich schon ziemlich gut, überlege, ziehe Vergleiche, mache mir Gedanken über Ursachen und Hintergründe etc.. Und nehme mir natürlich auch immer mal wieder vor, alles Mögliche zu ändern, was mir an mir nicht gefällt. Aber das ist ja nun mal gar nicht so einfach... oft genug finde ich da nicht den richtigen Ansatzpunkt. Und mit "hart an mir arbeiten" hab ich's auch nicht so, ehrlich gesagt. Also arrangiere ich mich mit vielem und wurschtel mich so durch. :)

  • Es gibt da eine Art Ampelsystem.


    Manche Defizite sind harmlos, nicht beschämend, und ich kann es situativ sogar zu meinem Vorteil nutzen, sie zu offenbaren. An denen arbeite ich aber auch, um sie zu minimieren.


    Manche sind mir kognitiv bewusst, aber stören mich nicht, gefallen mir sogar auf der emotionalen Ebene. Diese fass ich nicht an.

    Andere sind mir bewusst, stören mich, und an diesen arbeite ich mit unterschiedlicher Intensität und Erfolg.

    Eventuell wären diese besprechbar mit einer ausgewählten Person.


    Ganz ganz wenige sind mir fast bewusst, ich erahne sie, fasse sie aber nicht an. Ich will sie nicht sehen, nicht mit ihnen kommunizieren, sie nicht analysieren - garnichts.

    Mit jemandem darüber zu reden, aus mir selbst heraus, wird nicht passieren. Würde jemand mich dazu befragen, sich dem annähern, wäre es harte Arbeit, das zu ertragen, denke ich.

  • Gute Frage. Ehrlich gesagt, gibt es viele Aspekte, die ich als Schwächen und Defizite wahrnehme. Und es ist mir extrem unangenehm, wenn andere diese sehen.

    Wie ich gerne damit umgehen würde, ist: beobachten, analysieren, ehrlich sein, Lösung finden, Lösung umsetzen (die Lösung könnte auch sein, mich einfach damit zu arrangieren).

    Tatsächlich mache es eher so: beobachten, schämen, verdrängen, versuchen eine Lösung zu implementieren, scheitern, noch mehr schämen, so gut wie möglich verstecken. ^^ Ich weiß, das ist irgendwie ziemlich erbärmlich.


    Allerdings gibt es auch Situationen, in denen mich erfolgreich weiterentwickeln konnte. Ich denke, dass es für mich sehr hilfreich ist, wenn jemand, dem ich vertraue, diese Schwäche von mir zu Gesicht bekommt. Denn ich selber kann mich sehr gut täuschen, bzw. erfolgreich von einer Sache ablenken, aber bei anderen funktioniert das nicht so gut. Dadurch werde ich dann sozusagen dazu gezwungen, mich mit der Schwäche auseinanderzusetzen.

    Ein Beispiel: In der Anfangszeit meiner Beziehung war ich sehr eifersüchtig. Ich habe sehr unter diesem Gefühl gelitten, und mein Partner auch. Wir haben sehr häufig und intensiv darüber geredet. Die Gespräche waren positiv, es ging nicht darum, mich schlecht zu machen oder ihm die Schuld zu geben oder so etwas, sondern eher darum, zu verstehen und das Mindset zu verändern. Und irgendwann ging die Eifersucht dann weg.

    I received his words, not as attacks, but as gifts from a fellow human willing to share his soul and deep vulnerabilities with me.

  • Ganz ganz wenige sind mir fast bewusst, ich erahne sie, fasse sie aber nicht an. Ich will sie nicht sehen, nicht mit ihnen kommunizieren, sie nicht analysieren - garnichts.

    Mit jemandem darüber zu reden, aus mir selbst heraus, wird nicht passieren. Würde jemand mich dazu befragen, sich dem annähern, wäre es harte Arbeit, das zu ertragen, denke ich.


    Ich glaube, irgendwann im Leben kommt die Zeit der Konfrontation mit sich selbst.


    Ich glaube, irgendwann muss man sich das ansehen. Es ist schwer.

  • Mir wurden im Laufe des Lebens viele Charaktereigenschaften und Defizite angedichtet.

    Für mich war u. ist es wichtig, mich mit meinen tatsächlich vorhandenen Defiziten und negativen Charaktereigenschaften zu befassen, um zwischen den von außen aufgedrückten und nachgesagten Defiziten anderer und den tatsächlich vorhandenen unterscheiden zu können.

    Ich kann dazu nur sagen, dass die bewusst gesuchte Konfrontation eine unglaubliche Befreiung in mir erzeugte.

  • Ich glaube, irgendwann muss man sich das ansehen. Es ist schwer.

    Teilweise wandelt sich im Leben ja auch das Bewertungssystem und man kann eine Schwäche besser für sich selbst einordnen. Vielleicht sogar feststellen, dass eine Eigenschaft, die man als schwach betrachtet hat, gar keine reale Schwäche ist.


    Das passiert zum Beispiel häufig, wenn Heranwachsende damit beginnen, (Fehl-)Beurteilungen zu hinterfragen, die sie in ihrer Kindheit erlernt haben.

  • Teilweise wandelt sich im Leben ja auch das Bewertungssystem und man kann eine Schwäche besser für sich selbst einordnen. Vielleicht sogar feststellen, dass eine Eigenschaft, die man als schwach betrachtet hat, gar keine reale Schwäche ist.



    Ja.


    Ich habe das Gefühl, dass so etwas auch sowohl die innere Bereitschaft erfordert als auch die äußere Anwendbarkeit.


    Mein stark-schwach-System ist schon länger weniger rigide geworden. Es begann ganz sanft mit der höheren Toleranz gegen andere. Es setzte sich fort über die Erkenntnis, dass auch ein Outlaw nicht unkaputtbar ist.


    Und jetzt erkenne ich, dass ich neben meinen Resilienzen auch zusätzlich eine gewisse hm "Sanftheit" und "Empfindsamkeit" besitze und dass ich das nicht zu brutal übergehen kann.

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