Ich kenne meinen Freundeskreis teils schon seit dem Kindergarten, mindestens aber seit der Mittelstufe. Wir waren als Gruppe eigentlich immer unzertrennlich, hatten selten Streit und alles war schön.
Nach dem Abschluss sind wir alle in verschiedene Richtungen gezogen und haben uns dann praktisch von einem Tag auf den anderen höchstens einmal im Jahr gesehen. Ich habe damals sehr darunter gelitten, mit einer Person aus der Gruppe hatte ich dann noch regelmäßig Kontakt, bei den anderen kam es fast schon so rüber als hätten die mich vergessen, weil da auch über Soziale Netzwerke gar nichts kam. Vorschläge sich zu treffen, bzw. alles zu organisieren (Restaurant reservieren, jeden erinnern wann wir uns treffen usw.) habe dann auch immer ich allein übernommen.
Als Corona anfing hat das alles umgeworfen, viele sind dann zurück zu ihren Eltern gezogen oder zumindest solange Uni/Arbeit von Zuhause statt gefunden hat bzw. man eh Kurzarbejt hatte länger bei der Familie zu Besuch gewesen. Da wir alle an einem Ort waren und mehr Zeit hatten konnten wir uns dann - wenn es erlaubt war - auch wieder öfter treffen.
Und das war dann die große Ernüchterung, wir haben überhaupt nichts mehr gemeinsam. Entweder ist jeder am Handy oder es wird über Sachen gesprochen, wo ich nicht mitreden kann oder die ich richtig verletztend finde. Ich finde auch den Umgang mittlerweile ziemlich respektlos. Da werden einem Beleidigungen gegenseitig an den Kopf geworfen und dann gelacht und gesagt, dass es doch ein Witz war. So war das früher nicht.
Ich habe am Anfang dann versucht die Gesprächsthemen in eine andere Richtung zu schieben. Da ich Depressionen habe, triggert mich auch sehr viel. Das habe ich offen so kommuniziert und auch ohne Anklage, es war nur eine Bitte bestimmte Themen auszulassen.
Aber das wurde dann immer ignoriert oder gesagt, wenn ich nicht mitreden will, muss ich ja nicht zuhören. Warum bin ich dann da? Aber wenn ich sage, ich kann/will nicht kommen, werde ich wieder angegriffen. Dass ich total arrogant sei, wird dann gesagt, dass ich doch eh keine anderen Freunde habe. Und dass sie für meine Sensibilität nichts können.
Mittlerweile kommt es mir so vor, als hätten sich alle gegen mich verschworen. Wenn ich sage, ich habe keine Zeit, ob die sich nicht ohne mich treffen möchten, kommt sowas wie "Du hast doch eh keine Hobbies, stell dich nicht so an". Wenn ich dann komme, heißt es "war ja klar, dass du nichts Besseres zu tun hast". Man kann es ihnen nicht recht machen.
Von zum Beispiel den letzten 15 Treffen war 1 schön. Bei allen anderen habe ich danach tagelang geweint. Aber wenn ich das anspreche, dass ich mich in der Gruppe nicht mehr wohlfühle, tun alle so als sei ich die Böse. Es wird behauptet, dass ich immer auf Drama aus sei und Streit suchen würde. Dabei sind es die anderen die so schnell aggressiv werden. Aber langsam zweifel ich auch an mir, weil alle anderen ja die gleiche Meinung von mir haben und nur ich der Störenfried bin. Wie komme ich da raus?