Hallo ihr Lieben,
Ich habe hier schon immer mal still mitgelesen und finde, hier herrscht ein sehr angenehmer Austausch. In den letzten Jahren und gerade ganz aktuell beschäftigt mich ein bestimmtes Thema immer wieder und ich hoffe, hier Anregungen durch euch zu erhalten.
Es geht um meine Mutter. Bestimmt schon die letzten 20 Jahre haben wir immer mal wieder Probleme miteinander, ich bin 34, sie ist 60. Meine Schwester ist 1,5 Jahre jünger als ich. In den letzten Jahren wird sie zunehmend vorwurfsvolller und jammernder. Andauernd passiert ausgerechnet ihr irgendwas schlimmes, die Welt ist ungerecht zu ihr, sie ist finanziell nicht gut aufgestellt, sie hat gesundheitliche Probleme, die Arbeit ist nicht gut, ihr Frührentenantrag ist angelehnt, sie krankgeschrieben, ihr fällt zuhause die Decke auf den Kopf, wir melden uns zu wenig bei ihr, sie sieht ihre Enkelin, meine Nichte nicht häufig genug, keiner kommt sie besuchen. Lösungsansätze will sie eigentlich keine, nur eben immer ein Drama veranstalten. Alle paar Wochen, wenn wir in der WhatsApp-Gruppe genug mitleid bekunden oder aber das nicht schnell genug geht kommen Nachrichten wie "was hab ich euch getan, keiner interessiert sich für mich, keiner ruft an, nie kommt einer vorbei" und ähnliches...oftmals jedoch auch viel unterschwellige irgendwie, kann das schlecht beschreiben. Ganz allgemein sieht sie sich immer als Opfer der Umstände, von allen unverstanden und von niemandem mit ausreichend Aufmerksamkeit bedacht.
Und bei mir trifft sie da auf einen dabkbaren adressaten. Mich triggert das dermaßen. Ich werde direkt wüten und gehe in Abwehrhaltung. Manchmal kann ich mich dann fürchterlich für mich aufregen oder mit meiner Schwester und schaffe es dann das ganz gut zu ignorieren, jedenfalls in meiner Reaktion ihr gegenüber, aber manchmal eskaliert es dann. Dann sage ich ihr dass diese Vorwürfe nicht dazu führen dass wir mehr lust haben vorbeizukommen, dass sie sich ja auch mal melden kann oder vorbeikommen kann, denn bei mir meldet sie sich auch nur mit Klagen oder Problemen. Bei meiner Schwester auch mal einfach so. Ich sage dann auch, dass sie von allen Verständnis erwartet hat, dies aber für niemanden aufbringen kann. Wir haben Vollzeitjobs, ein eigenes Sozialleben, meine Schwester einen Ehemann, ein Kind und ich und mein Verlobter berufsbedingt nur Zeit am Wochenende füreinander. Alle haben wir noch dazu natürlich Haushaltsverpflichtungen, die nicht nicht von allein machen. Wir haben einfach nicht viel Zeit. Und ehrlich gesagt auch keine Lust das bisschen Zeit mit dem ewig gleichen Gejammer zu verbringen, wenn alle unsere Lösungsvorschläge abgelegt werden.
Dann ist immer Ruhe und ein paar Tage später irgendwas belanglosen, was ich dann als Friedensangebot werte. Ich hab auch angeboten, dass wir mal in Ruhe über unsere Art zu kommunizieren reden, aber darauf geht sie nicht ein, sie sieht da keinen Fehler bei sich, zumindest gibt sie es nicht zu.
Ich weiß dass mich das nicht so triggern sollte, das ist ganz allgemein eine Baustelle bei mir, die ich bearbeiten muss. Ich fühle mich oft und schnell auch zu Unrecht angegriffen oder fälschlicherweise nicht ausreichend wertgeschätzt, was ab und an zu zwischenmenschlichen Probleme mit unterschiedlichen Menschen, insbesondere meinem Verlobten führt. Ich erkenne das hinterher recht schnell und entschuldige mich dann auch, ich arbeite auch daran herauszufinden, wieso das so ist und vor allem wie ich das ändern kann, aber da steh ich echt noch am anfang. Aber bei ihr ist es anders. Auch hinterher finde ich noch immer nicht, dass ich uberreagiere, sondern sie. Dennoch suche ich nach einem Weg, wie ich mich weniger reizen lassen kann. Einfach um des Friedens willen. Habt ihr Ideen?
Vielen lieben Dank euch allen.