Psychische Gesundheit in verschiedenen Berufsfeldern

  • Ich bin auf einen interessanten Artikel gestoßen, der beleuchtet, wie verschiedene Berufsbereiche sich auf die psychische Gesundheit auswirken:


    https://psylex.de/welche-branc…sychische-probleme-haben/


    "Die häufigsten psychischen Probleme traten bei den Nicht-Erwerbstätigen auf, wobei etwa jeder Dritte (33,7 %) über psychische Probleme berichtete. Im Gastgewerbe (Beherbergungs- und Verpflegungsdienstleistungen) und im Grundstücks- und Wohnungswesen berichtete knapp jeder Vierte (23,8 % bzw. 23,6 %) über psychische Probleme.

    Am niedrigsten war die Prävalenz in den Bereichen freie Berufe, Wissenschaft und Technik (15,0 %), Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei (9,6 %) sowie Bergbau und Grubenbetriebe (6,2 %).

    Dr. Shanquan Chen von der Abteilung für Psychiatrie der Universität Cambridge erklärte: „Berufe, bei denen man mit dem Publikum zu tun hat, insbesondere wenn der Arbeitnehmer ein gewisses Maß an Verantwortung trägt, sowie Berufe mit unregelmäßigen und langen Arbeitszeiten können emotional anstrengend sein oder die Arbeitnehmer sogar Gewalt und verbalen Aggressionen aussetzen. Dies wiederum könnte zu einer höheren Rate an psychischen Problemen beitragen.

    In den meisten Branchen (11 von 20) traten psychische Probleme bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Am stärksten war dies im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung der Fall, wo mehr als eine von vier Frauen (26,0 %) über Probleme berichtete, während dies bei den Männern nur etwa einer von 20 (5,6 %) war. Auch die Nichterwerbstätigkeit schien sich auf Frauen (45,0 %) wesentlich stärker auszuwirken als auf Männer (21,7 %)."




    Wie nehmt ihr das in euren Berufsfeldern wahr? Habt ihr den Eindruck, dass eure Arbeit sich negativ auf ihre Psyche auswirkt – oder stellt ihr das vielleicht bei Kollegen fest?

  • Ist man sich da sicher? Das sind ja eher neutrale Datenerhebungen.

    Ich hab jetzt noch nicht den ganzen Artikel gelesen... der Titel und der von dir zitierte Teil hört sich aber doch schon eher so an, als werde davon ausgegangen, dass die Art des Berufsfelds die Prävalenz psychischer Probleme beeinflusst, oder? Und du sagst ja auch selbst, dass es in dem Artikel darum geht, wie sich Berufsbereiche auf die psychische Gesundheit auswirken. Das bezeichnet ja eine Kausalität, und keinen reinen Zusammenhang.


    Darauf, dass die Daten vielleicht nicht neutral erhoben wurden, will ich mit meiner Frage aber auch gar nicht hinaus. Es gibt ja Studiendesigns, mit denen man Kausalitäten ganz gut untersuchen kann. In diesem Fall zum Beispiel Längsschnittstudien. Mich hatte einfach interessiert, ob sich die Befunde evtl. auch auf solche Untersuchungen stützen.

  • der Titel und der von dir zitierte Teil hört sich aber doch schon eher so an, als werde davon ausgegangen, dass die Art des Berufsfelds die Prävalenz psychischer Probleme beeinflusst, oder?

    Ich fand einfach die Zahlen interessant und die Tatsache, dass es je nach Berufsfeld starke recht starke statistische Unterschiede gibt.

  • Dr. Shanquan Chen von der Abteilung für Psychiatrie der Universität Cambridge erklärte: „Berufe, bei denen man mit dem Publikum zu tun hat, insbesondere wenn der Arbeitnehmer ein gewisses Maß an Verantwortung trägt, sowie Berufe mit unregelmäßigen und langen Arbeitszeiten können emotional anstrengend sein oder die Arbeitnehmer sogar Gewalt und verbalen Aggressionen aussetzen. Dies wiederum könnte zu einer höheren Rate an psychischen Problemen beitragen.

    (...)




    Wie nehmt ihr das in euren Berufsfeldern wahr? Habt ihr den Eindruck, dass eure Arbeit sich negativ auf ihre Psyche auswirkt – oder stellt ihr das vielleicht bei Kollegen fest?


    Ich habe zumindest festgestellt, dass in meinem Berufsfeld die meisten sehr frühzeitig wieder aussteigen und ganz klar artikulieren, dass sie das nicht aushalten, weil der Stresslevel zu hoch sei. Die Fluktuation ist hoch, auch die Aussteigerrate nach längerer Zeit.


    Über die psychische Gesundheit kann ich allerdings nichts sagen, das wird nicht sichtbar, ich schätze aber aufgrund meiner skizzierten Erfahrungen, dass die Aussagen des Artikels Bestätigung finden.

  • Ich frage mich, ob die Leute psychisch krank werden, weil sie arbeitslos sind, oder ob sie arbeitslos sind und bleiben, weil sie psychisch krank sind und dann noch kranker werden, wenn sie dieser Art sozialem Druck unterliegen.

    Eben, das meine ich ja. Die Richtung der Einflussnahme, mögliche wechselseitige Beeinflussung, Koinzidenz usw..


    Bei dem Titel des Threads dachte ich z.B. spontan an die umgekehrte Richtung: Dass Menschen sich möglicherweise entsprechend ihrer jeweiligen psychischen Auffälligkeiten Berufsfelder suchen, die bezüglich der Aufgaben und Anforderungen zu ihnen passen, und sich daher unter den Angehörigen verschiedener Berufsgruppen voneinander abweichende Häufigkeiten psychischer Störungen finden lassen.

  • Eben, das meine ich ja. Die Richtung der Einflussnahme, mögliche wechselseitige Beeinflussung, Koinzidenz usw..


    Bei dem Titel des Threads dachte ich z.B. spontan an die umgekehrte Richtung: Dass Menschen sich möglicherweise entsprechend ihrer jeweiligen psychischen Auffälligkeiten Berufsfelder suchen, die bezüglich der Aufgaben und Anforderungen zu ihnen passen, und sich daher unter den Angehörigen verschiedener Berufsgruppen voneinander abweichende Häufigkeiten psychischer Störungen finden lassen.


    Das weiß ich nicht. Meinen Job halten ganz normale Leute auch für enorm belastend, und wie gesagt, dauerhafter Stress macht auf vielen Ebenen krank.

  • Ich habe zumindest festgestellt, dass in meinem Berufsfeld die meisten sehr frühzeitig wieder aussteigen und ganz klar artikulieren, dass sie das nicht aushalten, weil der Stresslevel zu hoch sei.

    Welche Stressfaktoren sind es, die das in deinem Berufsfeld primär verursachen? Was vermutest du?

  • Das weiß ich nicht.

    Naja, ich halte es für ziemlich wahrscheinlich, dass es das gibt. Ist ja eigentlich auch logisch. Aufgrund dieses Effekts würde ich zum Beispiel unter Archivaren tendenziell überdurchschnittlich viele Personen mit sozialen Ängsten vermuten. Oder unter Ver- und Entsorgern unterdurchschnittlich viele Personen mit einem Waschzwang. :)

  • Ich denke mal, dass es beide Effekte gibt. Sowohl den, dass Menschen mit bestimmten psychischen Aufstellungen dazu tendieren, bestimmte Berufe auszuwählen, und umgekehrt auch den, dass einige Berufsfelder belastende Bedingungen mit sich bringen, die negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben.


    Also ein ähnliches Konzept wie das, was wir vorher schon im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit kurz erwähnt haben.

  • Also ein ähnliches Konzept wie das, was wir vorher schon im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit kurz erwähnt haben.

    Ja, gerade der Punkt bewegte mich auch dazu, die Frage nach der Kausalität zu stellen. Wie gesagt, ich hatte beim Threadtitel sowieso schon spontan die Assoziation Psychische Aufstellung => Berufswahl... und als ich das mit den Nicht-Erwerbstätigen las, dachte ich sofort, dass ja aber bestimmt auch viele Menschen genau deshalb keiner beruflichen Tätigkeit nachgehen, weil sie eben psychische Probleme haben.


    Und interessant bei sowas ist ja auch immer die Datenquelle: Selbstauskünfte, Fremdbeurteilungen, gesicherte psychiatrische Diagnosen... usw..

  • Ich denke mal, dass es beide Effekte gibt. Sowohl den, dass Menschen mit bestimmten psychischen Aufstellungen dazu tendieren, bestimmte Berufe auszuwählen, und umgekehrt auch den, dass einige Berufsfelder belastende Bedingungen mit sich bringen, die negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben.


    Also ein ähnliches Konzept wie das, was wir vorher schon im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit kurz erwähnt haben.



    Ja, das meinte ich ja.

  • Welche Stressfaktoren sind es, die das in deinem Berufsfeld primär verursachen? Was vermutest du?


    Sicherheitsrisiken, Schichtverteilung entgegen des Biorhythmus und der Lebenssituationen des sozialen Umfeldes, unvorhersehbare Pausensituation, teilweise körperlich hohe Anforderungen, Peakbusiness, ständige Kontrolle und ständiges auch unangemessenes Feedback von Außen. Es ist permanent zeitkritisch, man ist nie allein, etc. etc.

  • Ich frage mich, ob die Leute psychisch krank werden, weil sie arbeitslos sind, oder ob sie arbeitslos sind und bleiben, weil sie psychisch krank sind und dann noch kranker werden, wenn sie dieser Art sozialem Druck unterliegen.

    ich denke auch, daß es in beide richtungen zusammenhänge geben wird. zusätzlich zum sozialen druck, den du aufgeführt hast, würde ich meinen, daß auch die prekäre finanzielle lage psychisch belastend ist. das gilt aber nicht nur für menschen die arbeitslos sind, sondern auch solche, die in prekären arbeitsverhältnissen stehen.


    daran musste ich auch bei den branchenspezifischen belastungen denken- wie sich das möglicherweise auch in geschlechtsspezifischer weise zeigt.

    n den meisten Branchen (11 von 20) traten psychische Probleme bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Am stärksten war dies im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung der Fall, wo mehr als eine von vier Frauen (26,0 %) über Probleme berichtete, während dies bei den Männern nur etwa einer von 20 (5,6 %) war.

    also ich weiß nicht genau, welche branchen der arbeitsbereich "erholung" umfasst, aber was den bereich "kunst+ unterhaltung" betrifft, so sind die arbeitsbedingungen für frauen und männer da schon ziemlich unterschiedlich. frauen werden als künstlerinnen mit weitaus niedrigeren gagen entlohnt und hangeln sich sowieso von einem prekären job zum nächsten. daß in vielen künstlerischen bereichen von frauen auch häufiger ... ich sag mal "sexuelles entgegenkommen" erwartet wird, um ihre "karriere zu pushen" dürfte auch bekannt sein. daß sowas sich auf die psychische stabilität auswirkt, finde ich recht... nachvollziehbar.


    und das betrifft jetzt nicht nur hollywood und schauspieler*innen, ich hab das auch schon mehrfach im bereich der bildenden kunst mitbekommen und sogar von einer befreundeten (sachbuch!) autorin gehört, die weniger lang nach einem verlag hätte suchen müssen, wenn sie sexuell etwas "entgegenkommender" gewesen wäre. dlkjjaljlajdljdlkajlkdla

  • ich denke, daß es insgesamt sehr unterschiedliche belastende dinge gibt, die sich auf die psyche auswirken, wie im artikel eh schon angesprochen. wobei ich denke, daß menschen auch sehr unterschiedlich sind, welche art von belastungen sie eher aushalten, als andere.

    Wie nehmt ihr das in euren Berufsfeldern wahr? Habt ihr den Eindruck, dass eure Arbeit sich negativ auf ihre Psyche auswirkt – oder stellt ihr das vielleicht bei Kollegen fest?

    obwohl ich von solchen dingen wie schichtarbeit etc. nicht betroffen bin, nehme ich es schon so wahr, daß in meinem berufsfeld viele durch die arbeitssituation psychisch belastet sind was man auch daran merkt, daß es auch zu häufigen kolleg*innenwechseln kommt. das was daran psychisch herausfordernd ist (neben der unterbesetzung und dem stress also den "normalen" dingen) ist würde ich meinen vorallem dieser grenzgang zwischen dem, ein für die arbeit notwendiges maß an empathie und teilhabe aufzubringen und gleichzeitig genügend abgegrenzt und "bei sich" zu sein, um das "auszuhalten".

  • ach ja, und was ein zusätzlicher belastender faktor für viele ist, ist daß es ein präkerer job in dem sinne ist, daß die finanzierung des projekts immer nur für ein jahr sichergestellt ist, also man im grunde nie weiß, ob das projekt in einem jahr noch existiert oder ob die eigene firma den "zuschlag" erhält bei neuausschreibung.... zusätzlich werden auch immer wieder die kriterien geändert, was die erforderlichen qualifikationen für mitarbeiter*innen betrifft, so daß es auch sein kann, daß man plötzlich nicht mehr "passt" für den job, den man vorher schon die ganze zeit gemacht hat. :rolleyes: also jedenfalls macht das eine große unsicherheit, ob man im nächsten jahr den job noch haben wird. das ist auch ein grund, weshalb so ab september bis november immer eine große mitarbeiter*innen-fluktuation herrscht, wenn diejenigen glauben, das projekt wird eingestampft sich schon mal woandershin bewerben. viele halten es schwer aus, bis mitte-ende november nicht zu wissen, ob es im jänner weitergeht.

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