Erbstreit unter Geschwistern

  • Hi, ich bräuchte mal eine möglichst neutrale Meinung, die nicht aus meinem persönlichen Freundes-und Bekanntenkreis kommt. Es geht um Erbstreitigkeiten, welche ich versuche, möglichst neutral zu beschreiben.



    Mein Vater hat mir bzw. meinem gesetzlichen Vormund als ich 9 Jahre war eine Doppelhaushälfte geschenkt und meine 24 und 29 Jahre älteren Halbgeschwister mit dem gesetzlichen Pflichtanteil abgefunden. Er hat Nießbrauch angemeldet und wir wohnen zusammen in dem Haus. Meine Mutter ist verstorben als ich 3 war. Grund der Schenkung war zum einen, dass das Haus in der Familie bleibt (für meine Geschwister kam und kommt es nicht infrage das Haus zu bewohnen) und zum anderen um mich finanziell abzusichern (mein Vater war bereits alt als er mich bekam, meine Mutter tot). Beide Geschwister haben das Geld damals gut gebrauchen können und der Schenkung zugestimmt.



    Dies ist nun 15 Jahre her. Mein Vater ist bereits über 80 Jahre und ich kümmere mich soweit es nötig ist um ihn. Dies habe ich auch vor bis zu seinem Tod zu tun. Das Verhältnis zu meinen Geschwistern war nie geschwisterlich. Man sieht sich zu Geburtstagen und zu Weihnachten aber darüber hinaus herrscht wenig Kontakt. Weder zu mir noch zu meinem Vater. Zu seinen Enkeln hat mein Vater teilweise garkeinen Kontakt. Dass meine Geburtstage von meinem Bruder vergessen wurden, ist auch schon vorgekommen.



    Seit etwa 2 Jahren sucht vor allem mein Bruder vermehrt den Kontakt. Meine Geschwister äußern Unmut über die die damalige Schenkung, die damals gemacht wurde. Das Haus ist jetzt ca. das 3 fache Wert wie damals. Sie fühlen sich wie „Kinder zweiter Klasse“, enterbt und ungerecht behandelt. Sie empfinden die Modernisierungsmaßnahmen, die mein Vater an dem Haus durchgeführt hat als ungerecht, da es quasi Schenkungen an mich sind. (Es handelt sich um ein über 100 Jahre altes Haus, welches nie Kernsaniert wurde.) Um die Gerechtigkeit wiederherzustellen haben sie mir diese Dinge vorgeschlagen:



    -Rückgängigmachung der Schenkung, sodass das Haus an alle 3 Kinder gleichwertig vererbt wird



    -Das Haus wird erneut geschätzt und ich zahle meine Geschwister nach dem Ableben unseres Vaters aus



    Rechtlich bin ich dazu natürlich nicht verpflichtet. Natürlich sind diese Vorschläge auf Ablehnung getroffen. Inzwischen sind meine Geschwister von 1/3 des Hauswertes auf jeweils 1/8 zurückgerudert. Auch dies würde bedeuten, einen hohen Kredit bei der Bank aufzunehmen. Selbst wenn mein Vater noch lange lebt.

    Mein Vater steht dem ganzen Ablehnend gegenüber und hat meinen Geschwistern eine sofortige Einmalzahlung in Höhe von 10 000 Euro angeboten. Dies war ihnen zu wenig. Sie wollen mindestens das 10-fache. Inzwischen haben sie meinen Vater so weit, dass er mir sagt, ich solle doch darüber nachdenken einen Vertrag zu unterschreiben, der vorsieht, dass ich nach seinem Ableben meine Geschwister mit der entsprechenden Summe „auszahle“.



    Im Grunde werde unter Druck gesetzt den Familienfrieden mit viel Geld zu erkaufen. Leider glaube ich nicht, dass dies irgendwas an der schlechten Beziehung ändern würde. Meine Geschwister haben mir nie sonderlich viel bedeutet. Für mich waren es eher entfernte Onkels/Tanten, die man selten sieht. Jedoch bedeutet mein Vater mir viel und es tut weh zu sehen, wie die Familie daran zerbricht.

    Gerade auf meinen Bruder bin ich stinksauer, da er mehr als genug Geld hat und dies inszeniert hat.

    Meine Freunde und Bekannte raten mir nicht auf die Forderungen einzugehen. Dennoch habe ich Zweifel



    Ich hoffe der/die ein oder andere liest das und gibt seine/ihre Meinung dazu ab. 😊

    LG Sabbe

  • Hallo Sabbe.


    Ich sehe das so ähnlich wie du.

    Deine Geschwister haben der Sache damals zugestimmt und von ihrem sofortigen Anteil profitiert. Sie haben sich danach distanziert. Du bist die Person, die sich weiterhin um deinen Vater kümmert.


    Die Forderung, die Schenkung rückgängig zu machen oder das Haus schätzen zu lassen und die Differenz nachzuzahlen, weil die Immobilie inzwischen im Wert gestiegen ist, finde ich so verdammt dreist, dass allein dieser Vorschlag mich dazu bringen würde, überhaupt nicht mehr nach einem Kompromiss zu suchen.


    Und dabei wird dann auch noch dein Vater, der sich an seinem Lebensabend Harmonie wünscht, als Hebel missbraucht. Das ist nichts, was du geradebiegen musst, sondern das verbocken gerade deine geldgeilen Geschwister.

    Geh ihnen da nicht entgegen. Das bringt nichts, sondern das würde nur asoziales Verhalten belohnen.

  • Rein zwischenmenschlich finde ich die Sache nicht unkompliziert. Aus ihrer Sicht hat ihr leiblicher Vater sich von ihnen abgewendet, sich neu orientiert und seine Zuneigung und seine Ressourcen in die neue Familie gesteckt, vermutlich mit einer Frau, die nicht viel älter war als sie damals.


    Man weiß auch nicht, wo diese Bereitschaft zum "sich Abwenden" gegenseitig begründet liegt.


    Und es geht um sehr hohe Summen, ich verstehe also die Argumentation grundsätzlich schon, denn außer bloßer Existenz war ja nicht viel deinerseits zu erbringen, um diese Werte zu erhalten.



    Dafür kannst du selbst aber nichts. Weder für die gescheiterte Beziehung zwischen der Mutter deiner Halbbrüder und deinem Vater, noch für die Beziehung der Brüder zu deinem Vater und umgekehrt. Was da schiefgelaufen ist, konntest und kannst du nicht beeinflussen.


    Vielleicht gab es horrende Ungerechtigkeiten, aber die hast du nach dem, was du schreibst, ja nicht verursacht.

  • Wenn ich das richtig lese, hast du das Haus damals im Rahmen der vorgenommenen Erbfolge erhalten. Du hast das Haus erhalten mit dem Nießbrauch, deine Geschwister haben eine Abstandszahlung erhalten und mussten vermutlich bei einem Notar unterschreiben, dass sie im Gegenzug ihren Pflichtanteil später nicht einfordern werden. Daran würde ich auch nichts mehr ändern. Der Wert des Nießbrauch wurde anhand der Sterbetabelle berechnet und der Wert ist gar nicht mal so niedrig. Die Eltern meines Ex haben das auch so gemacht und beim Wert des Hauses abzüglich des Nießbrauch blieb nur noch eine kleine Summe über, geteilt durch die Geschwister waren es an meinen Ex und seinen Bruder nur noch 10.000€. Der dritte Bruder, der das Haus bekommen hat, hat zwar das Haus, aber eben auch den Nießbrauch. Er kann mit dem Haus nichts anfangen solange die Eltern noch leben, weder vermieten noch verkaufen.


    Problematisch finde ich persönlich, dass dein Vater noch viel Geld ins Haus gesteckt hat und deine Geschwister über die Jahre vermutlich leer geblieben sind. Ich würde es auch nicht besonders gut finden, wenn mein Vater uns Töchter so unterschiedlich behandeln würde.


    Ich sehe da aber eher deinen Vater in der Verantwortung und nicht dich.


    Geld kann leider viele Familien zerstören, ich kenne einige, die durch eine ungerechte Erbteilung zerbrochen sind. Meiner Meinung nach sollte man die Aufteilung nicht so vornehmen, dass die, die mehr Geld haben weniger bekommen.

    Wenn du gar nicht auf ihre Forderung eingehst wird eurer Verhältnis zueinander vermutlich komplett zerbrechen, da musst du dir überlegen was du möchtest.


    Ich persönlich würde es wahrscheinlich eher machen.

    So wilde Freude nimmt ein wildes Ende,

    Und stirbt im höchsten Sieg, wie Feu'r und Pulver

    Im Kusse sich verzehrt. Die Süßigkeit

    Des Honigs widert durch ihr Übermaß,

    Und im Geschmack erstickt sie unsre Lust.

    Drum liebe mäßig; solche Lieb' ist stät:

    Zu hastig und zu träge kommt gleich spät. -William Shakespeare-

  • Mein Vater steht dem ganzen Ablehnend gegenüber und hat meinen Geschwistern eine sofortige Einmalzahlung in Höhe von 10 000 Euro angeboten. Dies war ihnen zu wenig. Sie wollen mindestens das 10-fache. Inzwischen haben sie meinen Vater so weit, dass er mir sagt, ich solle doch darüber nachdenken einen Vertrag zu unterschreiben, der vorsieht, dass ich nach seinem Ableben meine Geschwister mit der entsprechenden Summe „auszahle“.

    Im Grunde werde unter Druck gesetzt den Familienfrieden mit viel Geld zu erkaufen. Leider glaube ich nicht, dass dies irgendwas an der schlechten Beziehung ändern würde. Meine Geschwister haben mir nie sonderlich viel bedeutet.


    Irgendwie entsteht bei mir der Eindruck, die Geschwister möchten mindestens teilweise vom beachtlichen Wertzuwachs des Hauses in den vergangen Jahre profitieren. Also im Wesentlichen einem Wertzuwachs der erst nach der Schenkung entstanden ist.


    Dein Vater hatte zu Recht eine Solche Rückrechnung abgelehnt. Wenn er nun anderer Meinung ist, könnte er mit seinen Ersparnissen einen gewissen Ausgleich schaffen. Ich gehe davon aus, dass er nicht nur in seinen Räumen gelebt hat, sondern auch von Euch, falls notwendig, wohlwollend unterstützt wird bzw. worden ist.


    Niemand hat eine Idee, wir es Euren Vater in Zukunft ergehen wird. Irgendwann braucht er Unterstützung im täglichen Leben oder gar Pflege. Werden Deine Geschwister dann abwechselnd vorbeikommen und "Ihren" Anteil leisten, falls er andernfalls in stationäre Pflege müsste?


    Nein, einen solchen Vertrag würde ich niemals unterzeichnen, was nicht ausschließt, dass man sich später noch auf einen Ausgleich einigt.

  • Ich würde mir eine Rechtsberatung holen, um sicher zu wissen, wie der Stand ist und welche Optionen es gibt. Also welche Gefahren da eventuell noch lauern und welche Optionen es gibt. Also ich meine eine richtige Rechtsberatung, nicht googlen oder "ich denke mir mal" oder im Forum fragen. Ich hab ein oder zwei solcher Beratungen gehabt, und ich war jeweils über die Perspektive des Anwalts überrascht. Da ist doch vieles immer anders als man denkt. Hilfreich war es auch sehr jeweils.


    Den Vorschlag des Vaters, den anderen noch 10.000 Euro auszuzahlen, finde ich ganz gut. Das kann man ja vielleicht nochmal anbieten.


    Wenn es keine guten Gründe gibt, aus dem die anderen mehr Geld bekommen sollten, würde ich ansonsten mauern und das auch ggf. von einem Anwalt schriftlich mitteilen lassen. Gute Gründe wären vielleicht, wenn die andern sich an der Versorgung des Vaters umfassend beteiligen würden. Aber das sieht ja nicht so aus. Gier wäre in meinen Augen kein guter Grund.


    Das ein Haus auch mal renoviert oder anderweitig investiert wird ist in meinen Augen normal. Das würde ich als Grund für weitere Forderungen nicht gelten lassen.


    Umgang mit Erbschaft ist ja häufig schwierig. Da sollte man sich nicht unter Druck setzen lassen. Ich würde deshalb auf jeden Fall versuchen, das ganze so schnell wie möglich abschliessend zu klären. Also zum Beispiel indem ein Anwalt das mal schriftlich macht. Ich denke man sollte unbedingt vermeiden, in einer Situation zu landen, wo man mürbe gemacht werden kann durch endlosen Druck von der anderen Seite. Dann verliert die nettere Person und es gewinnen die fiesen, das ist ja irgendwie nicht sinnvoll.


    Viel Erfolg!

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