Hey,
ehrlich gesagt weiß ich überhaupt nicht wie ich anfangen soll und ob es überhaupt DEN Anfang gibt und ob mir hier überhaupt „geholfen“ werden kann.
Ich versuche es jetzt hier auf diesem Wege, weil ich leider von vielen Hilfsorganisationen bisher noch keine Antwort (seit Wochen) erhalten habe und ich immer hilfloser und ratloser werde.
Nach dem meine Erzeugerin im letzten Jahr gestorben ist, habe ich angefangen, mich selber zu fragen, wer ich eigentlich bin.
Ich fang einfach mal an, mein Leben kurz darzustellen und entschuldige mich jetzt schon mal für alle Rechtschreibfehler und das es wohl etwas länger wird. Daher jetzt schon mal danke für eure Zeit.
Im alter von 2 Jahren bin ich mit meinen Geschwistern und meinen Eltern in Kinderdorf gekommen. Ein Jahr später verstarb mein Vater und meine Erzeugerin ließ mich und meine Geschwister in einer Einrichtung zurück. Mit meiner Schwester bin ich dann in eine Außenwohngruppe gekommen. Meine ersten richtigen Erinnerungen habe ich mit 5. Da habe ich Leukämie bekommen und von da an 1,5 Jahre im Krankenhaus verbracht. Krankenhäuser spielen bis heute noch eine große Rolle und auch Last in meinem Leben.
Durch die Chemotherapie habe ich heute Kardiologische Spätfolgen, welche aber nicht richtig behandelt wurden und mittlerweile auch nicht mehr werden, da ich mit der Zeit und den gefühlt tausenden Ärzten und einigen Fehlbehandlungen jegliches Vertrauen in Ärzte und dem privaten Gesundheitssystem verloren habe. Aber das ist ein anderes Thema …
Die Leukämie habe ich (bis auf die Spätfolgen) besiegt und dafür bin ich den damaligen Ärzten und der Heimleitung sehr dankbar!
Der Heimleitung? Ja. Diese hat damals eingewilligt, dass ich eine Bluttransfusion erhalte obwohl meine Erzeugerin es abgelehnt hatte. Ein Glück wurde ihr darauf dann das Sorgerecht entzogen. Nach der Chemo bin ich wieder in die Außenwohngruppe gekommen. Dort haben die Erzieher dann irgendwann mit – naja sagen wir mal nicht so schönen Erziehungsmaßnahmen begonnen.
Das Essen wurde rationiert, kalte duschen, auf dem Boden im Esszimmer schlafen, vor anderen Windeln angezogen bekommen, weil man noch ins Bett gemacht hat (was mich heute nicht wundert), Zwangs Gartenarbeit, Stille Treppe,...
Wie und weshalb sie damit angefangen haben weiß ich nicht genau. Ich war zu dem Zeitpunkt 6/7 Jahre alt...
Ich weiß nur noch, dass meine Schwester öfter zu unserer Erzeugerin abgehauen ist und daraufhin die Erzieher angefangen hatten, die Griffe von den Fenstern und Türen abzumachen.
Das ging dann so bis ich 12 war. Ich muss dazu sagen, dass ich aber auch nicht immer ganz „brav“ war.
So erinnere ich mich bspw. Noch sehr genau an eine Situation, wo ich Nachts in die Küche eingebrochen bin. Das hatte die Erzieherin natürlich mitbekommen und „dementsprechend“ bestraft.
Mit 12 bin ich dann in eine neue Wohngruppe (vom selben Träger) gekommen. Zuvor bin ich immer öfter ausgerastet und war aus Sicht der damaligen Erzieher „nicht mehr tragbar“.
Ich denke, dass wäre niemand unter den Bedingungen dort gewesen. . .
In dieser neuen Gruppe habe ich dann erstmals so etwas wie Interesse und einem jugendlichen leben erhalten. Dennoch war es auch eine Gruppe, welche mit zu wenigen Erziehern und zu vielen Kindern „ausgestattet“ war und da brauch ich glaub ich nicht lange reden, damit man versteht wie zurück Kinder dort gelassen (ob gewollt oder nicht).
Mit der neuen Gruppe bin ich dann auch auf eine neue Schule näher an die Gruppe gekommen. Eine Schule (und auch die Gruppe) mitten im Sozialen Brennpunkt.
Auch hier: Lehrkräfte völlig überfordert mit den verschiedensten Kulturen, schichten und dem Kind/ Schüler. Da ich jemand war, der schon immer gerne Diskutiert hatte und großes Politisches Interesse hatte und habe, war ich in der Schule sowieso schon der Außenseiter. Außer wenn ich für Aufmerksamkeit gesorgt habe wurde ich beachtet. Aber nicht so gern von den Lehrkräften...
Naja, nach dem ich dann auch noch Zwangs geoutet wurde, war die Schule für mich dann quasi direkt gelaufen. Durch einen Praktikumsplatz bin ich an eine gemeinnützige Fachstelle gekommen, wo ich mich seit dem ich 14 war engagiert habe.
Dort wurde dann auch ein Aufklärungsprojekt/ Organisation gegründet, welche sich u.a. gegen Diskriminierung einsetzt.
Dieser habe ich von Anfang an angehört und mich auch ehrenamtlich (und weit darüber hinaus) für diese engagiert – und das sehr gerne (noch).
So vergingen dann die Jahre bis es kurz vor meinem 18ten Geburtstag war. Mittlerweile hatte ich mein FOR gemacht und mit meinem Fachabi begonnen.Dann hieß es, dass ich mit 18 ausziehen muss, da die Jugendhilfe dort endet.
So bin ich mit 18 dann in meine (wirklich schöne) erste Wohnung gezogen. Und naja eigentlich fing hier alles an. Zumindest das, wo ICH aktiv die Fehler gemacht habe.
Ich bin dann in meine eigene Wohnung und war zum ersten mal in meinem leben komplett alleine.
Kein Erzieher, keine anderen Kinder, keine Regeln, niemand der sagt was wann zu machen ist – nur ich.
Okey und eine Betreuerin, die einmal die Woche für 2 Stunden gekommen ist.
Ich wollte natürlich alles hinbekommen und anfangs (½ Wochen) klappte es auch. Dann habe ich irgendwie nicht mehr angefangen richtig zu putzen, habe mich nicht mehr getraut den Müll runter zu bringen und so ein Kram.
Mit 18 konnten ich dann auch meine ersten Verträge mache. Miete, Strom, Internet, Handy,- naja alles „was man eben braucht“. Damals hatte ich Halbwaisenrente, Kindergeld und Geld vom Amt erhalten. Also gerade Mindestsicherung.
Im Heim musste ich nie wirklich mit Geld umgehen und konnte und kann es bis heute nicht.
Um „meinen Freunden“ zu gefallen und auch dazuzugehören, habe ich eingeladen und echt wilde Partys bei mir gemacht oder zum Essen eingeladen. Ich habe jeden Moment davon genossen und es dann auch direkt wieder bereut, wo ich wieder alleine in meiner Messie Wohnung war.
U.a. und vor allem durch diese Geschenke war mein Konto nicht mehr gedeckt und die ersten Schulden entstanden. Und ich weiß nicht weshalb aber das hat bis vor kurzem nicht aufgehört.
Aber der Schmach ist, dass ich die meisten von den jetzt 23.000€ Schulden dadurch gemacht habe, weil ich anderen „eine Freude“ machen wollte.
Ich habe dann auch meiner Betreuerin erstmals davon berichtet, was früher im Heim passiert ist. Da die ja auch noch vom selben Träger war, hat sie sich befangen gefühlt, wie eigentlich alle...
Sie hatte mich dann abgegeben und die neue Betreuerin (immer noch selber Träger) hatte mich dann auch mal in Kliniken gebracht aber nicht wirklich dann weiter zuhause betreut.
Nach dem ich Anzeige bei der Polizei erstattet hatte gegen die Erzieher aus dem ersten Heim, wurde ich recht schnell „verbannt“.
Das verfahren kürze ich auch mal ganz schnell ab: Die Erzieher durftet weiterhin als Erzieher tätig bleiben und sind es glaub ich heute noch. 1.500€ an die Staatskasse hat die Staatsanwaltschaft als ausreichend angesehen, da die Taten ja schon lange zurück liegen und sie ausreichend „gewarnt“ worden seien. . .
Nach den ersten Klinikaufenthalten wurde ich dann in eine andere (freiwillige) Trägerschaft abgegeben.
Ich möchte es gar nicht sagen aber naja, für sie war es wohl blenden, dass ich ein Junger Mann bin, der sich politisch engagiert und scheinbar alles im Griff hat.
Scheinbar. Aber sollte nicht gerade meine Betreuerin dahinter schauen?
Wie auch immer... die Hilfe habe ich dann irgendwann quasi selbst beendet, weil ich keine lust mehr auf Kaffee treffen hatte und ehrlich gesagt auch, weil ich nicht mehr das eine Zimmer aufräumen wollte (Schlafzimmer und Küche waren zu dem Zeitpunkt schon verschlossen. . .).
Dann war ich komplett alleine.
Ich, die laufenden Schulden, Messie Wohnung, meine Körperlichen erkrankungen und meine Psyche... Die Suizidale Phase überspringe ich jetzt mal.
Habe dann irgendwann einen Partner kennengelernt und konnte zu ihm flüchten. Endlich raus aus der Messie Wohnung...
Leider habe ich damit dann auch dieses Problem völlig beiseite geschoben. Ich „musste“ ja jetzt dem neuen Partner gefallen. . .
Natürlich ging diese Beziehung dann nach einem Jahr zu Bruch. Da stand ich dann wieder – alleine. Aber ich hatte zumindest eine „Arbeit“.
Mein Fachabitur hatte ich abgebrochen, nachdem ich durch Klinikaufenthalte und co. nicht mehr zurecht kam. Doch ich habe mich immer für diese Organisation begeistert und auch darin aufblühen können. So wurde mir dann 2017 die Koordination für die Angeboten. Für anfangs 200€ (das Höchste jemals waren 1.300€, nach 3 Jahren Koordination). Und ich Depp hatte angenommen.
Für die Organisation hatte ich wirklich alles gegeben und es innerhalb eines Jahres geschafft, diese auch wieder auferstehen zu lassen und sogar Preise zu gewinnen.
Immer nur für sehr wenig Geld, wenn überhaupt.
Aber „natürlich“ hatte ich Verständnis – ist doch eine gemeinnützige Organisation & co. . .
So hab ich die Koordination und auch Aufgaben darüber hinaus ehrenamtlich gemacht und auch während meines Leistungsbezugs war ich durchgehend dort am arbeiten (im Wissen und Abspreche der Organisation).Da die Kommune leider sehr verschuldet ist, war und ist es für die Organisation auch echt schwierig - das habe ich auch selbst zu spüren bekommen (mein Portmonee natürlich am meisten).
Zwischendurch bin ich immer wieder mal ausgefallen, weil ich ins Krankenhaus musste (Kardiologisch oder Psychisch). Aber selbst von dort aus habe ich noch Koordiniert und man hat mich fleißig machen lassen.
Leider wird es jetzt doch zu lang und ich habe mein gesamten Hilferuf als PDF angehängt (viel länger wird es auch nicht mehr aber wichtig um zu verstehen was heute los ist. DANKE an jede Person, die mir überhaupt "zuhört"!)