Die gängigen Hinrichtungsmethoden vor der Einführung der Guillotine waren zu dieser Zeit ja an Stände geknüpft. So hatten nur Adelige überhaupt das Recht auf Enthauptung, die damals als eher schmerzlos und ehrenvoll betrachtet wurde, während die Hinrichtung normaler Bürger oftmals als brutales, entwürdigendes Spektakel für die Massen inszeniert wurde, das unter anderem auch immer noch Methoden wie Scheiterhaufen, Räderungen und Vierteilungen beinhaltete. Selbst die 'gnädige Methode' für das gemeine Volk, das Erhängen, konnte sehr qualvoll und langwierig vonstattengehen, und auch der Tod durch das Schwert konnte zu einer unnötig schmerzhaften Tortur für den Verurteilten werden, weil Henker manchmal mehrere Hiebe benötigten.
Joseph-Ignace Guillotin sorgte nicht nur dafür, dass diese qualvollen Hinrichtungsmethoden durch humanere ersetzt wurden, er setzte sich auch dafür ein, dass sie für alle Stände galten und auch die unteren Schichten die Chance auf einen schnellen, möglichst schmerzfreien und ehrenvolleren Tod erhielten, anstatt unter Jubel zu Tode gequält zu werden.
Interessanterweise war das Volk bei den ersten Einsätzen der Guillotine enttäuscht darüber, wie schnell und unspektakulär der Verurteilte starb, und die Menge machte lautstark ihrem Unmut darüber Luft, dass sie in Zukunft auf das brutalere Hinrichtungsspektakel verzichten musste.
Mal abgesehen davon war Guillotin auch gar nicht der Erfinder der Guillotine. Er hatte ihren Einsatz nur aus humanitären Gründen vorgeschlagen und er fand es ätzend, dass die Leute das Gerät später nach ihm benannten.
Es besteht also meines Erachtens überhaupt kein Grund, ausgerechnet ihn zu verteufeln.