Hm, ich glaube, dass es immer bestimmte Muster gibt in Paarbeziehungen. Man sucht sich seinen Partner nicht bewusst nach einem Muster aus, aber unbewusst passiert da eine Menge. Was dabei toxisch ist, und wer von beiden toxisch ist, kann man, glaube ich, nicht so einfach beantworten.
Als Beispiel nehme ich mal meine Geschichte. Mein langjähriger Partner war bestimmt anders als meine Vater zum Beispiel. Er versprach erstmal eine ziemliche Individualität, er hatte eigene Interessen, er war einigermaßen beliebt, und er war auch fürsorglich mir gegenüber, verständnisvoll bis zu einer gewissen Grenze, er erfüllte schon teilweise eine väterliche Rolle, die mein Vater nie wirklich erfüllt hat. Ich würde mal sagen, dass er zum Teil davon lebte, ein gutmütiger Berater und Freund zu sein, dass er sich selbst auch aufgewertet gefühlt hat, dass er scheinbar stärker war als ich. Das alles sicherlich nicht bewusst.
Ich hatte also, glaube ich, irgendwie einen Vater gesucht und zum Teil auch irgendwie gefunden. Wenn man ihn und bestimmte Freunde von ihm noch fragen könnte, würden die behaupten, dass ich wahrscheinlich ziemlich toxisch für ihn war mit meinen psychischen Problemen, mit meinem Borderline, mit meinen destruktiven Ausbrüchen.
Die Frauen, die er vorher hatte, trennten sich alle, nachdem sie nicht mehr so hilfsbedürftig waren, sondern in ihrer eigenen Entwicklung voran gekommen waren, selbständig geworden waren und eigene Ziele erfolgten. Oder, weil sie keine Lust mehr hatten auf seine außerehelichen Eskapaden oder so. Behaupte ich jetzt einfach mal so. Muss ja nicht stimmen.
Wir trennten uns ja dann schließlich auch. Er konnte mich nicht mehr ertragen, ich konnte nicht mehr mit ihm zusammen leben.
Das interessante daran war, dass er wirklich ganz kurz danach eine Beziehung zu einer viel jüngeren Bekannten von mir aufnahm, die ich aus der Tagesklinik kannte, selbst ziemlich psychisch beeinträchtigt. Mit ihr war er jahrelang bis zu seinem plötzlichen Tod zusammen.
Hm, wer war denn nun toxisch von uns? Wir Frauen, er?
Meine Schwester, die doch sehr viele Männer hatte, die letzten zwei waren einmal der Vater ihrer Tochter und zum Schluss jemand, der meiner Meinung nach meinem Vater sehr ähnelte, jemand, den ich mir niemals als Beziehungspartner vorstellen konnte. Sie hat ihn ganz doll geliebt.
Er war einfach zu sehr wie mein Vater. Still, hat nicht viel geredet, sie war die Dominante in der Beziehung, sie hatte das Sagen, er hatte nicht viele Interessen außer seiner Arbeit, die er auch schon frühzeitig wegen seiner Krankheit nicht mehr ausführen konnte.
Hm, das waren nur ein paar Gedanken.
Ich will nur sagen, zu einer toxischen Beziehung gehören immer zwei.