Hallo.
Ich denke, ich möchte einfach nur erzähl`n. Sonst habe ich Niemanden. Tja, wie fange ich an? Und das, wo es zur Zeit über all drunter und drüber geht. Jetzt in diesem Moment stirbt auf der Welt ein Mensch eines unnatürlichen Todes und ich weine um meine Mutter, deren Ende absehbar ist. Sie war nicht sehr Liebevoll, aber schon das Wort Mutter macht sie so Wertvoll. Ich trage ihr absolut nichts nach, habe schon längst meinen Frieden mit ihr gemacht. Ganz anders mein Vxxxx, der vor knapp 3 Jahren starb. Alle sind froh, dass er endlich in der Urnenwand steht. Ich war noch kein einziges Mal da. Aber zu 99 % deswegen, weil er nicht in meinen Gedanken ist, wenn wir an der Straße vorbei fahren, die zum Friedhof führt. Sie wird auch demnächst an seiner Seite steh`n. Ich werde oft zu ihr geh`n, weiß aber nicht, wie ich damit klar kommen soll. seinen Namen zu lesen. Vielleicht sind ja die erhabenen Buchstaben und Ziffern magnetisch, dann werde ich seinen Namen während meines Besuchs abhängen.
Meine Mutter ist zudem mein vorletzter sozialer Kontakt überhaupt. Dann ist nur noch meine Frau da. Auch hier weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll, eine Woche vor meiner Herz-OP. Ich kann sie nicht verschieben, sonst ist es meine Frau, die am Ende allein dasteht.
Tierfreunde wissen das. Auch beim Tod unserer Katze haben wir extrem gelitten. Noch heute erzählen wir uns Geschichten. Doch wenn es zu emotional wird, hören wir auf. Ich glaube, dass wir, in erster Linie dass ich es bin, der derart extrem auf den Tod reagiert. Ich habe mal eine Aussage gehört. Wer Angst vor`m Tod hat, hat nie gelernt zu leben. Trifft auf mich zu 100 % zu.
Für den Fall, dass sie während meines Krankenhausaufenthaltes sterben sollte, werde ich an der Beerdigung nicht teilnehmen. Vermutlich auch nicht, wenn ich in der Reha bin. Ich würde ihr zwar gerne das letzte Geleit schenken, aber zum einen möchte ich niemandem meine Tränen zeigen und zum anderen, kennt ihr das? Räumliche Entfernung tötet Gefühle. Mein Bruder war immer der Liebling seiner Oma, die im Hause wohnte. Und ich war immer zu Besuch bei meinen Großeltern in der Kreisstadt. Als meine Großmutter als Letztes starb, saßen mein Bruder, seine Frau, ich und meine Frau in der Kirche auf einer Bank. Jetzt komme ich zur Gefühlsmäßigen Kälte aufgrund der Entfernung. Er setzte alles dran, um uns zum lachen zu bringen. Ich musste mir meine Fingernägel derart tief in die Haut bohren, dass der Schmerz größer war, als mich auf sein Spiel einzulassen. Und seine Frau? Sie lachte in der Kirche so laut auf, konnte es jedoch als schluchzen tarnen.
Ja und darum würde ich vor den Enkelkindern, die meine Mutter einmal in 5 Jahren besucht habe, und vor meinem Bruder, der zu meiner Mutter keine emotionale Bindung mehr hat, niemals meinen Tränen freien Lauf lassen. Ich möchte sie so in Erinnerung behalten, wie ich sie letztens im Pflegeheim gesehen habe. Meine Frau hat heute Morgen noch mit ihr telefoniert und das Handy auf laut gestellt. Ich war fix und fertig. Sie sprach fast in Zeitlupe und hat innerhalb von einer Woche geistig extrem abgebaut. Noch vor zwei Wochen sagte der Hausarzt, was das ganze so schlimm macht ist, dass Ihre Mutter geistig so fit ist und mitkriegt, wie es um sie steht.
Ich schließe mit drei Liedern, die ich rauf und runter höre. Irgendwann müssen doch mal meine Tränenkanäle versiegt sein.
Es sind keine Trauerlieder. Für mich haben sie jedoch einen sehr emotionalen Wert. Englisch verstehe ich eh nicht und beim 2. Lied müsste das erste Instrument ein Dudelsack sein. Haben die gut eingefügt. Emotional wird es für mich, wenn sie ältere Aufnahmen einblenden. Zeitpunkte, an denen die Jüngeren noch nicht wissen, an welchen Krankheiten sie mal sterben werden. Das 3. Lied ist eines der Schönsten überhaupt, leider viel zu kurz.
Dann mache ich erst mal Schluss und harre der Dinge, die da kommen.