"Gutartiger Masochismus"

  • Ich bin gerade beim Lesen auf den Begriff "Benign Masochism" gestoßen. Das Konzept beschreibt die alltägliche Neigung, hin und wieder bewusst negative Stimuli zu suchen und diese auf gewisse Art zu genießen.


    Ich mag traurige Musik in bestimmten Zusammenhängen, also kein Herzschmerzscheiß, sondern eher im Zusammenhang mit Krieg, Rebellentum etc.

    Ich verstärke damit melancholische Stimmungslagen.


    Äquivalent dazu schau ich mir manchmal entsprechende Filme an (zB zuletzt einen meiner Lieblingsfilme: "The Wind that shakes the Barley").

    "Winter in Maine" (Buch) trifft auch genau diesen Geschmack.

  • Außerhalb dieses mögens-Spektrums sind das Zustände, die ich eher vermeide.

    Ich glaube, einige negative Zustände erscheinen mir ebenfalls nur in meinen Gedanken ansprechend. Es ist ein Wollen, das nicht ernsthaft will.


    Da existieren ja auch wieder Parallelen zu sexuellem Masochismus, bei dem man nicht alles, was man sich in Gedanken äußerst reizvoll ausmalt, in der Realität erleben möchte.

    Zum Beispiel eine Vergewaltigung von einem attraktiven Unbekannten, der nachts in die Wohnung einsteigt. Oder ein echtes Sklavendasein, bei dem der eigene Wille überhaupt keine Rolle mehr spielt. Das sind ja Phantasien, über die man nicht zu logisch nachdenken darf, sonst werden sie unbrauchbar. Zumindest dann, wenn man nicht komplett gestört ist.

  • Dieses (subjektiv) zu Gute entsprach einfach nie meiner Lebensrealität, genauso wenig das pathetisch vorhersehbar Schlechte. Beides erscheint mir unecht und erregt regelrechten Widerwillen in mir. Es ist ein schmaler Grat, der immer auch etwas unverstandenes, angedeutetes, ambivalentes für mich birgt, auf dem ich da im Ideal innerlich balanciere. Von dem ich aber weiß, dass er keinen übergeordneten Wahrheitsanspruch besitzt und auch keine Lösung birgt. In der Kunst ist das problemlos zu befriedigen. Im realen Leben dagegen unerreichbar.

  • Ich gucke mir manchmal Dramafilme an, bei denen ich teilweise echt traurig werde, diese Trauer entwickelt sich dann irgendwie zu meiner Trauer und ich kann das für mich alleine ausleben.


    Die Trauer in mir ist ja da und bei manchen Filmen habe ich dann ein Ventil. Ähnlich kann das bei bestimmter Musik sein.

  • das wort "gutartig" hat find ich irgendwie einen seltsamen "beigeschmack", so in dem sinne: es ist gar nicht wirklich gut, sondern eben nur gutartig. wie ein gutartiger tumor.


    ansonsten: irgendwelche "stimuli" zu gebrauchen, um die eigenen emotionen zu verstärken oder diese hervorzurufen find ich eigentlich so "normal", daß es für mich dafür keinen extra begriff bräuchte. das mit dem begriff "gutartiger masochismus" zu bezeichnen kommt mir deshalb irgendwie komisch vor, vorallem, weil es sich dann nur auf die "negativen emotionen" beziehen soll, was ja oft gar nicht so trennscharf abzugrenzen ist. und auch nicht so genau abgrenzbar ist find ich das "bewusste suchen" von diesen stimuli, von dem, was einfach "passiert". vieles von dem, was man nicht "bewusst" sucht hat ja diese qualität der gleichzeitigkeit aus genuss und anderen (in dieser aufzählung "negativen") emotionen, und auch da hängt es ja davon ab, wie sehr man sich da reinbegeben lassen will oder kann, oder ob man diese emotionen "lieber" gleich abstellt.

  • Für mich trifft der Begriff überraschend gut zu. Zumindest in diesem speziellen Bereich, den ich beschrieb. Stone, hast Du dazu vielleicht eine Quelle?

  • Ah, die dunkle Triade. Aber ernsthaft, scharfes Essen? Ganz Vietnam ist im Grunde psychopathisch? 😊 Ich hab's nur überflogen bisher, danke für den Link.

  • das wort "gutartig" hat find ich irgendwie einen seltsamen "beigeschmack", so in dem sinne: es ist gar nicht wirklich gut, sondern eben nur gutartig. wie ein gutartiger tumor.


    ansonsten: irgendwelche "stimuli" zu gebrauchen, um die eigenen emotionen zu verstärken oder diese hervorzurufen find ich eigentlich so "normal", daß es für mich dafür keinen extra begriff bräuchte. das mit dem begriff "gutartiger masochismus" zu bezeichnen kommt mir deshalb irgendwie komisch vor, vorallem, weil es sich dann nur auf die "negativen emotionen" beziehen soll, was ja oft gar nicht so trennscharf abzugrenzen ist. und auch nicht so genau abgrenzbar ist find ich das "bewusste suchen" von diesen stimuli, von dem, was einfach "passiert". vieles von dem, was man nicht "bewusst" sucht hat ja diese qualität der gleichzeitigkeit aus genuss und anderen (in dieser aufzählung "negativen") emotionen, und auch da hängt es ja davon ab, wie sehr man sich da reinbegeben lassen will oder kann, oder ob man diese emotionen "lieber" gleich abstellt.

    Das gefällt mir, was du geschrieben hast. Ich finde das eigentlich auch ziemlich normal.

  • Das gefällt mir, was du geschrieben hast. Ich finde das eigentlich auch ziemlich normal.

    danke. kqjdhakjhdjak

    ich stolpere auch ein bissl über dieses "bewusst suchen". ich meine, klar, man entscheidet sich freiwillig, ob man einen horrorfilm schaut oder sich mit schmerz konfrontiert, wenn man sich zum beispiel freiwillig ein tatoo stechen lässt.

    aber bei vielen sachen ist ja die freiwilligkeit nicht auf allen ebenen gegeben, und trotzdem kann man sich so oder so entscheiden- also ob man sich "tiefer" oder weniger tief oder gar nicht in ein gefühl begibt.

    zu schmerz ist mir z.b. das mit der wurzelbehandlung nochmal eingefallen. da entscheide ich mich freiwillig dafür, keine spritze zu wollen- aber die wurzelbehandlung selber hab mich mir natürlich nicht ausgesucht. deshalb passt es irgendwie auch wieder nicht so ganz.

    persönlich empfinde ich es ja auch irgendwie als eine form von masochismus, früh aufzustehen. :S obs ein "gutartiger" masochismus ist weiß ich nicht ndkjahjakjhkw

    nur daß man sich das ja auch oft nicht so ganz freiwillig aussucht, sondern halt sich den vorgaben einer gesellschaft irgendwie beugt, die diese vorstellung entwickelt hat, daß viele sachen eben in der früh gleich anfangen müssen. :rolleyes:

  • Naja, früh aufzustehen hat ja meistens mit irgendwelchen Bedingungen zu tun. Wenn ich arbeiten muss und will, dann muss ich früh aufstehen. Wenn ich das nicht muss, ist das ganz meine freiwillige Entscheidung. Ich glaube, wenn man sich freut auf den nächsten Tag und man einiges vor hat, eine Struktur hat, dann fällt es einem nicht so schwer, früh aufzustehen.


    Mir selbst fällt es unendlich schwer, früh aufzustehen. Mich erwartet keine Arbeit, keine Familienmitglieder, die ich versorgen muss und kaum andere Verpflichtungen.


    Deshalb zögere ich das Aufstehen ziemlich hinaus. Und merke immer wieder, das mir das nicht gut tut.


    Wenn ich einen Termin, eine Verabredung habe, kann ich durchaus früh aufstehen.

  • Naja, früh aufzustehen hat ja meistens mit irgendwelchen Bedingungen zu tun.

    ja, genau das meinte ich. aber ganz viele entscheidungen haben ja mit irgendwelchen bedingungen zu tun.

    die schmerzhafte massage würde man vielleicht gar nicht erst machen, wenn nicht vorher schon verspannungen oder sowas da gewesen wären, von denen man sich erleichterung erhofft.

    das traurige lied geniesst man ja vorallem deshalb, weil es eine eigene, innere traurigkeit "trifft" und man sich mit dieser ohnehin konfrontiert sieht.

    deshalb tu ich mir ein bisl schwer mit der aussage, diese reize "bewusst zu suchen"- teilweise sicher, aber eben wahrscheinlich nicht auf allen ebenen.

  • deshalb tu ich mir ein bisl schwer mit der aussage, diese reize "bewusst zu suchen"- teilweise sicher, aber eben wahrscheinlich nicht auf allen ebenen.

    Das ist ja eigentlich auch wieder bei jeder Form von Masochismus so. Der negative Reiz erfüllt keinen reinen Selbstzweck, sondern es gibt eine positive Ebene, die überwiegt.

    Auch bei sexuellem Masochismus geht es ja normalerweise nicht wirklich darum, ernsthaft zu leiden.

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